Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

"Ein friedlicher Modus Vivendi ist möglich!"

DIG-Präsident Gerster bei der KAS zum Nahost-Konflikt

Auch das jüngste Aufflammen der Gewalt im Gaza-Streifen ist für Dr. h.c. Johannes Gerster, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, kein Anlass, die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander in Nahost zu begraben. In einer Serie von fünf Veranstaltungen in Ankum, Osnabrück, Vechta (mit der CJZ) und Oldenburg (mit DIG und Stadt Oldenburg bzw. im NGO) informierte er über Hintergründe der aktuellen Krise, die Macht der Bilder, die doch nur einen Teil der Realität abbilden, und über die Chancen, die Waffengewalt in Nahost in absehbarer Zeit zu beenden.

Asset-Herausgeber

Rund 750 Gäste, darunter auch viele Schüler, waren den Einladungen des Bildungswerkes Oldenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung gefolgt, um mit ihm über die Lage in Nahost zu diskutieren. Höhepunkt der Tour war eine Rede vor rund 400 Gästen, die zur Feier des Karlstages ins Gymnasium Carolinum, Osnabrück, gekommen waren.

http://www.kas.de/politische_bildung/oldenburg/2009/g_carolinum.jpg
Dr. h.c. Johannes Gerster beim Karlstag im Gymnasium Carolinum Osnabrück (29.1.2009)

http://www.kas.de/politische_bildung/oldenburg/2009/g_ankum.jpg
"Pulverfass Nahost" - MdL Reinhold Coenen moderierte in Ankum (28.1.2009)

"Die Mehrheit der Israelis und auch die Mehrheit der Palästinenser ist heute für eine Zwei-Staaten-Lösung", schloss Dr. Johannes Gerster. Die Israelis wollten in erster Linie Frieden, den Arabern ginge es insbesondere um Würde und Respekt. Um diese Lösung aber in der von Fundamentalisten aufgeheizten Stimmung durchzusetzen, brauche es das beherzte Engagement der USA, Europas, Russlands und der Vereinten Nationen. Ein Waffenstillstand zwischen beiden Staaten müsse dann durch ein langfristiges Mandat von UN-Kräften abgesichert werden. Vertreibung, Besatzung oder auch ein binationaler Staat seien keine realistischen Alternativen, begründete Gerster seinen Optimismus.

11.000 Raketen

Der Kritik an Israel für die jüngste Militäraktion entgegnete Gerster, dass dessen Regierung die rund 11.000 Raketen, die meist die Hamas in den vergangenen acht Jahren auf israelisches Gebiet abgefeuert hätte, nicht länger tatenlos hinnehmen konnte. "Was würden unsere Bürger fordern, wenn sie regelmäßig von den Nachbarn beschossen würden?", fragte Gerster und verwies auf die massive Reaktion der Bundesregierung auf den Terror der RAF in den 80-er Jahren, der insgesamt etwa 40 Todesopfer gefordert hatte. "Die Anschläge in Israel forderten in den drei Jahren der Intifada rund 1000 zivile Todesopfer: Frauen, Kinder, Greise. Im Verhältnis zur Bevölkerung hätte dies in Deutschland 12.000 Toten entsprochen!"

http://www.kas.de/politische_bildung/oldenburg/2009/g_vechta.jpg
"Frieden in Nahost - Eine Utopie?" mit der CJZ im Rathaus der Stadt Vechta (29.1.2009)

http://www.kas.de/politische_bildung/oldenburg/2009/g_ngo.jpg
Kritische Fragen und sachliche Antworten am Neuen Gymnasium Oldenburg (30.1.2009)

Die Bilder in manchen Medien vermittelten ein trügerisches und einseitiges Bild: Manche Bilder seien manipuliert; von israelischen Angriffen getötete Zivilisten seien mitunter durchaus bewusst als menschliche Schutzschilde missbraucht worden, da Munitionslager, Abschussrampen und Kommandozentralen gezielt in dicht bewohnten gebieten eingerichtet würden. Israel antworte zudem nicht mit ähnlich schrecklichen Bildern, da die jüdische Religion das Fotografieren von Anschlagsopfern verbiete. Dies werde aber eher selten berichtet. Den Schrecken der aktuellen Ereignisse mindere dieser Hinweis aber nicht: "Wir trauern um die Opfer beider Seiten", betonte Gerster.

Arbeit "hinter den Kulissen"

Die antisemitische Haltung der von Iran unterstützen Hamas, die de facto die Macht in Gaza besitze, sei zudem ein gewaltiges Hindernis für Verhandlungen mit Israel. Erklärtes Ziel der Hamas sei es, Israel und die Juden zu vernichten. "Das Wort 'Frieden' mag ich in dieser Situation nicht in den Mund nehmen", so Gerster. Durch vertrauensbildende Maßnahmen und mit entsprechendem Druck von außen, so sei er überzeugt, ließe sich in absehbarer Zeit dennoch ein friedlicher Modus Vivendi finden.

Der aus Mainz stammende Gerster, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, hat sich nicht zuletzt in 22 Jahren als Bundestagsabgeordneter für ein friedliches Miteinander in Nahost engagiert. Als Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem von 1997 bis 2006 stellte er "hinter den Kulissen" informelle Kontakte zwischen Palästinensern und Israelis her, um Vertrauen zu mehren und um praktische Erleicherungen für das Leben der Menschen der Region zu erreichen. Für diesen Einsatz wurde er sowohl von israelischer als auch von palästinensischer Seite vielfach ausgezeichnet.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber