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Veranstaltungsberichte

Führen lernen für Niger

Erste Schritte junger politischer Eliten

Vom 20. Mai bis 17. Juni beschäftigen sich 25 Nachwuchspolitiker aus allen im Parlament vertretenen politischen Parteien im Niger mit Fragen des politischen Leadership und der politischen Bildung. Die von der Konrad-Adenauer-Stiftung angebotenen Abendkurse finden vier Wochen lang jeden Abend in Niamey statt.

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Niamey, ein Montagabend im späten Juni 2011, 38 Grad, 17.30 Uhr. Vor der Africa-Hall, einem Veranstaltungszentrum in Niamey, verkaufen Frauen afrikanische Parfüms und chinesische Medikamente. Gegenüber, auf der anderen Seite der vierspurigen Strasse, haben sich wie jeden Abend Kühe und Ziegen versammelt. In einem der vielen Säle des Tagungszentrums laufen die Ventilatoren auf Hochtouren, die zugezogenen Gardinen halten die Hitze ab und sorgen für dämmriges Licht.

Pünktlich versammeln sich hier fünfundzwanzig junge Leute. Wie an jedem Wochentag in den vergangenen vier Wochen. Zwischen halb sechs und halb zehn Uhr jeden Abend steht Leadership auf dem Programm, genauer: Leadership politique et vie publique. Dahinter verbirgt sich ein Qualifizierungsprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung für den Führungsnachwuchs der im Parlament vertretenen Parteien. PNDS-Nassara Progressiste Nigérien-Rassemblement Démocratique Africain), MNSD-Nassara (Mouvement National de la Société de Développement), MODEN-Fa Lumana (Mouvement Démocratique Nigérien pour une Fédération Africaine), ANDP – Zaman Lahiya Alliance Nigérienne pour la Démocratie et le Progrès), RDP – Jama’a (Rassemblement pour la Démocratie et le Progrès), UDR-Tabatt (Union pour la Démocratie et le République), CDS – Rahama (Convention Démocratique et Sociale) und UNI (Union des Nigériens Indépendents) haben proportional zur Zahl ihrer Parlamentssitze Teilnehmer in den Workshop entsandt, dazu kommen drei Teilnehmerinnen aus dem Netzwerk der jungen UPADD (Union des Partis Africains pour la démocratie et le développement).

Das Schulungsprogramm will junge politische Eliten dabei unterstützen, ihre Rolle als Beförderer demokratischer Strukturen und Prozesse in ihren Parteien und in der Gesellschaft auszuüben. Es ist das Produkt einer Kooperation zwischen dem Regionalprogramms Politischer Dialog Westafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Conseil National de Dialogue Politique (CNDP). Technische Unterstützung leistet die NGO Centre Africa Obota (CAO), ein langjähriger Partner der KAS im Niger. Referenten u.a. von der Universität Abdou Moumouni Dioffo (Niamey) sowie von der Ecole Nationale d’Administration et de la Magistrature (ENAM) informieren in einem vierwöchigen Abendkurs über Grundelemente demokratischer Kultur und Aspekte von leadership (Menschenrechte, Dimensionen politischer Führung, Konfliktbereinigung und – prävention in politischen Gremien und Organisationen, die Rolle von Abgeordneten. Politische Kommunikation). Mit alternierenden Methoden wie Gruppenarbeit, Rollenspiel und Impulsvorträgen arbeiten die jeunes leaders eigenständig das Profil von leadership in einer Partei heraus: Rolle und Platz von Partei und Person im öffentlichen Raum, Einbringung von Themen, Formulierung von politischen Botschaften, langfristiger Aufbau von Kandidaten, strategische Planung von Wahlkämpfen, Stärken-Schwächen-Analysen, Gegnerbeobachtung, Zielgruppenanalyse. Dazu kommen Workshops, die sich mit den politischen, soziologischen und demographischen Gegebenheiten im Niger befassen und Zukunftsszenarien für die Gesellschaft von morgen in dem Wüstenstaat entwerfen. Dazu zählt auch die Frage, wie man die mangelnde Repräsentanz von Frauen in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungspositionen verbessern kann. Eine Alphabetisierungsrate von 12 % für den weiblichen Bevölkerungsanteil im Niger, der immerhin mehr als 50 % der Gesamtpopulation ausmacht, macht deutlich, dass es bereits an den Grundlagen für eine weibliche Partizipation fehlt.

Daneben spielen auch grundsätzliche Fragen eine Rolle: Inwieweit gibt es Übergänge zwischen Zivilgesellschaft und Politik und – sind diese überhaupt erwünscht? Eine intensive Diskussion hierüber ergibt sich bereits beim Eröffnungsreferat von Elke Erlecke. Die Leiterin des Regionalprogramms informiert über das Verhältnis von Zivilgesellschaft und Politik in Deutschland. Nach Auffassung der Mehrheit der nigrischen Lehrgangsteilnehmer sollten Mitglieder von ONGs oder Aktive der Bürgergesellschaft das politische Geschäft meiden. Wer Politik macht, habe über kurz oder lang schmutzige Hände.

Von Anfang war die Maßnahme als impulsgebende Veranstaltung konzipiert worden, die einer Weiterentwicklung von Seiten der Teilnehmer genügend Raum lassen sollte. Dies hatten die Teilnehmern selbst bei der Planung als Bedingung mit eingebracht. Bereits in der abschließenden Evaluierungssitzung fassten die jeunes leaders den Beschluss, ein Netzwerk zu gründen, das die Inhalte über dezentrale Multiplikatoren in die Regionen des Nigers tragen soll. Darüber hinaus soll das reseau des jeunes leaders dem überparteilichen Austausch der jungen Eliten über grundsätzliche politische Fragen und Angelegenheiten der Landespolitik dienen. Inwieweit das angestrebte Ausblenden parteipolitischer Konkurrenzen durchgehalten werden kann, bleibt abzuwarten.

Ausblick: Eines der Hauptziele des Programms Politischer Dialog Westafrika ist die Entwicklung von Veranstaltungsformaten, die nach einer ersten Erprobung in der gesamten Region durchgeführt werden. Dementsprechend findet das Programm „Jeunes Leaders“ demnächst seine Fortsetzung in Burkina Faso – angeglichen an die dortigen politischen und gruppenspezifischen Rahmenbedingungen.

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