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„Der pakistanische Geheimdienst hat bei Al Qaida offenbar die Geduld verloren“

Die Tötung von Osama Bin Laden war nur möglich, weil die pakistanischen Behörden endlich mit den USA kooperiert haben, vermutet der Sicherheits-Experte der Konrad Adenauer Stiftung, Michael A. Lange. Er geht davon aus, dass das Terrornetzwerk durch den Tod des Anführers langfristig geschwächt wird.

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Herr Lange, hat Sie die Meldung über den Tod Osama Bin Ladens überrascht?

Es gab ja immer wieder Meldungen darüber, dass man sich bemühen wolle, Osama Bin Laden zu fassen. Der neue amerikanische Präsident Barack Obama hatte das Thema Bin Laden zur obersten Priorität des CIA erklärt. Trotzdem kam die heutige Nachricht überraschend. Sie wird auch positive Auswirkungen auf die Aussichten für seine Wiederwahl haben.

Warum kam der Erfolg gerade jetzt? Wieso funktionierte plötzlich die Zusammenarbeit der amerikanischen und pakistanischen Einsatzkräfte so gut?

Auch für den pakistanischen Geheimdienst war Bin Laden offenbar zunehmend zu einer Belastung geworden. In Pakistan gab es in den vergangenen Monaten immer mehr Anschläge, bei denen Al Qaida als Drahtzieher vermutet wurde. Es kann also sein, dass der Geheimdienst mit dem Führer einer Bewegung, die man nicht mehr kontrollieren konnte, keine Geduld mehr hatte. Das wird die Bereitschaft der pakistanischen Behörden mit den Amerikanern zu kooperieren, erhöht haben. Auch die verstärkten Einsätze amerikanischer Drohnen in Pakistan deuten darauf hin.

Inwiefern war Osama Bin Laden überhaupt noch ein wichtiger Faktor für das Terrornetzwerk Al Qaida?

Er hatte wohl keine große operative Bedeutung mehr, aber sicherlich eine symbolische, die man nicht unterschätzen darf. Terroristische Energie speist sich immer auch aus der Beziehung zu dem Führer. Wenn dieser nicht mehr lebt, muss man zwar damit rechnen, dass es kurzfristig ein Aufbäumen geben wird. Von daher ist es jetzt eine gefährliche Zeit. Viele werden Rachegefühle haben und vielleicht sogar geplante Anschläge vorziehen. Langfristig jedoch kann ich mir vorstellen, dass durch das Fehlen der Symbolfigur Bin Laden der Elan der Bewegung schwinden wird. Aber das sollte den Westen nicht in Ruhe wähnen. Wir müssen in den nächsten Tagen und Wochen sehr wachsam sein und auf darauf achten, dass die Verzweiflung vieler Anhänger zu Kurzschlussaktionen führen könnte.

Fehlt dem Netzwerk nun ein wichtiger Geldgeber?

Nein. Osama Bin Ladens Geld ist sicherlich schon seit längerer Zeit eingefroren oder ausgegeben. Auch wenn er als reicher Mann angefangen hat. Die einzelnen Zellen können sich aber weiterhin aus verschiedenen Quellen finanzieren und organisieren, ihr Aufbau ist dezentralisiert. Dass Bin Laden wie damals vor zehn Jahren in einzelne Aktionen eingebunden war, glaube ich nicht. Dazu war er zu isoliert und darauf bedacht, sich zu schützen.

Welche Auswirkungen hat sein Tod auf den Afghanistan-Einsatz?

Wenn es jetzt zu dieser Kooperation von amerikanischen und pakistanischen Sicherheitskräften gekommen ist, kann man natürlich darauf hoffen, dass die Vereinigten Staaten nun auch erfolgreicher gegen die Terroristen in Pakistan vorgehen. Wenn der Einsatz so gelaufen ist, wie die USA jetzt offiziell berichten, dann wirkt sich dies sicherlich positiv auf den Einsatz in Afghanistan aus.

Das Interview führte Marie Preuß von und für Cicero.

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