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A Vatican Perspective

Italien: Die Kirche und die Populisten

In Italien haben Populisten das Ruder übernommen: Die rechte „Lega“ von Matteo Salvini und die eher linke Bewegung „Fünf Sterne“ stellen seit diesem Wochenende die Regierung. Was sagen der Vatikan und die italienische Kirche dazu? Ein Beitrag von Stefan von Kempis, Journalist in Rom.

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Kirchenleute sind vor allem besorgt über das fremdenfeindliche Gebaren von Lega-Chef Salvini, dem neuen Innenminister. Zwar bietet Kardinal Gualtiero Bassetti im Namen der Bischofskonferenz der neuen Regierung „loyale Zusammenarbeit“ an, doch weist er gleichzeitig „xenophobe Zungenschläge“ zurück und mahnt, keiner solle noch „Öl ins Feuer von Frustration und sozialer Wut gießen“.

Auf diesen Zug springt in der Tageszeitung „La Repubblica“ von diesem Montag auch Vatikan-Erzbischof Vincenzo Paglia auf, Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben. Er ist alarmiert darüber, dass Salvini illegale Migranten in Zentren festhalten und so schnell wie möglich ausweisen will. „In der christlichen Tradition ist es ein kategorischer Imperativ, jeden aufzunehmen, der vor Krieg und dramatischen Umständen flüchtet“, sagt Paglia.

“ Weh dem, der die Realität verzerrt ”

Er erinnert an die mehr als 25 Millionen Emigranten, die Italien im Lauf von etwa hundert Jahren „auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung“ verlassen haben. „Weh dem, der die Realität verzerrt und den Eindruck von Unsicherheit schürt, die angeblich durch Einwanderer verursacht wird!“ Natürlich müsse man Einwanderung „steuern“, aber doch bitte „ohne Abschottung“. Und auch die häufige EU-Kritik von „Lega“ und „Fünf Sternen“ will Paglia nicht unwidersprochen durchgehen lassen. „Wenn überhaupt, dann würde jetzt mehr Europa gebraucht“, nicht weniger, so der Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben.

Dass mit Familienminister Lorenzo Fontana ein überzeugter Katholik und Gegner der sogenannten „Homo-Ehe“ im Kabinett sitzt, kann Erzbischof Paglia auch nicht so richtig freuen. Schließlich gilt Fontana als Papstkritiker mit traditionalistischem Einschlag. Der Minister tickt damit ähnlich wie viele Anhänger des rechtsgerichteten „Front National“ in Frankreich (der sich gerade in „Rassemblement National“ umbenannt hat). „Lassen Sie mich als Italiener sagen: Ich bin stolz darauf, dass der Papst sich nach dem Patron Italiens, Franz von Assisi, benannt hat“, sagt Paglia. Der Heilige aus Assisi sei – das ist wohl wieder eine Spitze gegen Salvini – „der universalste von allen Italienern gewesen“.

Ministerpräsident Conte? Ein unbeschriebenes Blatt

Immerhin: Dass es nach Wochen des Chaos und Tauziehens jetzt doch eine amtierende Regierung gibt, hält auch der Vatikan-Erzbischof für eine „gute Nachricht“. Doch gleich darauf erinnert er daran, dass das Land „eine delikate und gefährliche Zeit“ durchmache und dass es „ein Defizit an Kultur“ gebe. „Welches Gesetz auch immer man schreibt: Man braucht dafür tiefe kulturelle Kenntnisse und genaues Wissen um die Sachverhalte.“ Das kann, wer will, auf den gerade mal 31-jährigen Luigi di Maio von der Protestpartei „Fünf Sterne“ münzen, der gerne Ministerpräsident geworden wäre, sich aber nur das Arbeits- und Sozialministerium sichern konnte.

Der parteilose Ministerpräsident Giuseppe Conte ist für den Vatikan und Italiens Kirche ein unbeschriebenes Blatt, obwohl er sich als geistigen Schüler des heiligen Pater Pio beschreibt. Den Populisten Salvini hingegen kennen sie. Auch wenn der Norditaliener im Wahlkampf auch schon mal einen Rosenkranz schwenkte, werden sie ihn nicht aus den Augen lassen – vor allem, was seinen Umgang mit Flüchtlingen betrifft.

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