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Begegnung mit dem Nachbarn (I)

Aspekte österreichischer Gegenwartsliteratur

Neue KAS-Publikation über Aspekte österreichischer Gegenwartsliteratur.

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Im Dienste der europäischen Verständigung die kulturelle Begegnung und das wissenschaftliche Gespräch zwischen Deutschland und den Nachbarstaaten zu fördern, das ist ein Hauptziel der neuen Publikationsreihe der Konrad-Adenauer-Stiftung „Begegnung mit dem Nachbarn“, die mit einem Sammelband über „Aspekte österreichischer Gegenwartsliteratur“ eröffnet wird. Der von Prof. Dr. Birgit Lermen (Universität zu Köln) und PD Dr. Michael Braun (KAS) herausgegebene Band dokumentiert die Konferenz der Stiftung, die – in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Botschaft – unter dem Motto Robert Menasses „Erklär mir Österreich“ im Frühjahr 2002 auf Schloss Eichholz stattgefunden hat. Die Publikation enthält – neben Geleitworten von KAS-Generalsekretär Wilhelm Staudacher und dem Botschafter der Republik Österreich, Dr. Markus Lutterotti – Beiträge renommierter österreichischer und deutscher Wissenschaftler sowie den Essay „Europa der Liegestühle“ des in Wien und Leipzig lebenden Schriftstellers Josef Haslinger.
Im Mittelpunkt der Beiträge steht die vielfarbige Literaturszene in Österreich nach 1945 (Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler, Wien). Dem zwischen Affirmation und Abgrenzung schwankenden Heimatverständnis der Schriftsteller nach 1945 widmet sich Prof. Dr. Jürgen Hein (Münster), der österreichischen Literatur im Jahre 1995 – dem Jahr des EU-Beitritts und des Frankfurter Buchmessenschwerpunkts – Prof. Dr. Kurt Bartsch (Graz). Aspekte des Judentums bei österreichischen Autoren untersucht Prof. Dr. Sigrid Schmid-Bortenschlager (Salzburg). Prof. Dr. Volker Neuhaus (Köln) wendet sich Detektivromanen von Wolf Haas, Dr. Monica Fröhlich (KAS) Romanen von Christoph Ransmayr zu. In Josef Haslingers erzählerisches und essayistisches Werk führt Prof. Dr. Birgit Lermen ein.
Der Sammelband vermag zu belegen, dass die österreichische Literatur über die Grenzen hinweg zu einer hörbar kritischen Stimme geworden ist, zu einem Seismographen der politischen Lage nicht nur des eigenen Landes, sondern über den deutschsprachigen europäischen Raum hinaus.

Vorwort
Birgit Lermen / Michael Braun
 7
Grußwort
Wilhelm Staudacher
 11
Grußwort
Markus Lutterotti
 15
Die literarische Szene der Gegenwartin Österreich
Wendelin Schmidt-Dengler
 21
„Das produktiv Negative zur eigenen Heimat“.
Eine Momentaufnahme österreichischer Literatur 1995 und eine Korrektur
Kurt Bartsch
 49
Heimat-Ansichten in der österreichischen Kurzprosa nach 1945
Jürgen Hein
 67
„Juden“ und „Jüdisches“ in der österreichischen Literatur nach 1945
Sigrid Schmid-Bortenschlager
 89
Austria nigra – zu den Detektivromanen von Wolf Haas
Volker Neuhaus
 107
Europadiskurse im Werk Christoph Ransmayrs
Monica Fröhlich
 115
„Noch ist Europa keine Gefühlsangelegenheit“.
Anmerkungen zu Josef Haslinger
Birgit Lermen
 133
Europa der Liegestühle
Josef Haslinger
 139
Autoren und Herausgeber 149

Leseproben:

Vorwort
Birgit Lermen / Michael Braun

Auf der Suche nach dem geistigen Fundament Europas und der Einheit in der kulturellen Vielfalt des Kontinents veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung im April 2002 in ihrem Bildungszentrum Schloss Eichholz gemeinsammit dem Kulturforum der Österreichischen Botschaft ein Symposium über Österreichische Gegenwartsliteratur. Dies war die erste Veranstaltung der Tagungsreihe „Begegnung mit dem Nachbarn“, in deren Mittelpunkt die Literaturen der Nachbarländer Deutschlands stehen. Diese Reihe wird in den Folgejahren mit anderen westeuropäischen Ländern fortgesetzt(2003 mit den Niederlanden, 2004 mit Frankreich). Sie hat das Ziel, im Blick auf die europäische Einigung kulturellen Leit- und Zukunftsfragen ein Forum zu geben, über das wissenschaftliche Gespräch Vorurteile abzubauen und zu einer bereichernden Begegnung zwischen den Nachbarn beizutragen.

Die erste Konferenz stand unter Robert Menasses Motto „Erklär mir Österreich“. Sie bot namhaften österreichischen und deutschen Literaturwissenschaftlern und Schriftstellern die Möglichkeit, grundsätzliche Fragen und exemplarische Werke der österreichischen Gegenwartsliteratur vorzustellen und zu diskutieren. Ausgangspunkt der Vorträge war das Handke-Zitat:

„Es ist die Literatur, die das Bild eines Landes bestimmt, gerade indem sie allen fertigen Bildern mit Hartnäckigkeit und sanfter Gewalt widerspricht“.

...

Grußwort
Wilhelm Staudacher

Ein besonders enges, ja herzliches Verhältnis verbindet die Konrad-Adenauer-Stiftung mit Österreich. Unter dem Motto „Berlin begrüßt Österreich“ haben wir vor zwei Jahren unser erstes Sommerfest in der neu eröffneten Berliner Akademie der Stiftung am Tiergarten gefeiert und damit inder schwierigen Zeit der EU-Sanktionen ein klares Zeichen der Sympathie für unseren europäischen Nachbarn gesetzt. Der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, der sich mittlerweile eines internationalen Rufes erfreut,ging 2001 an einen Schriftsteller aus Österreich: an Norbert Gstrein. Er hat mit seinen Romanen und Erzählungen Parabeln des Erinnerns und Erschreckens vorgelegt, die alle Aussicht haben, zum bleibenden Bestand unserer Gegenwartsliteratur gezählt zu werden.

...

In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich bei den Autoren für ihr großes Engagement und wünsche dem Sammelband viel Erfolg. Es würde mich freuen, wenn er nicht nur ein fachwissenschaftliches Publikum und eine interessierte Öffentlichkeit fände, sondern auch an Schulen und Hochschulen aufgenommen und intensiv diskutiert würde.

Die literarische Szene der Gegenwart in Österreich
Wendelin Schmidt-Dengler

...

II.
Die Literatur in Österreich hat – und das ist eindeutig ein Merkmal dieser Zweiten Republik – eine weitaus wichtigere Rolle im kulturellen Bereich erhalten, ja Österreich sieht sich auch durch seine Literatur in ganz andererWeise repräsentiert als früher. Man könnte auch etwas kokett formulieren, dass die Musik ihren kulturellen Alleinvertretungsanspruch nach außen hin für Österreich verloren habe. Dass die österreichische Moderne sich weltweit als repräsentativ durchgesetzt hat, ist eine Tatsache, die ihre Gültigkeit aber auch erst in den letzten drei Jahrzehnten erfahren hat. Dass Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Robert Musil und in einem gewissen Sinne auch Stefan Zweig zum Kanon der Weltliteratur gehören, ist ebenso kaum zu bestreiten. Und mit gutem Grund gehört wohl – als der bekannteste von allen – Sigmund Freud in diese Reihe der Schriftsteller, und selbst wenn von der Psychoanalyse nichts bliebe, so bliebe doch eben seine literarische Leistung bestehen.

Entscheidend aber ist, dass die österreichische Literatur sich nicht mit diesem etwas verwelkten Lorbeer bekränzen muss, sondern in der Tat auf ein sehr aktives literarisches Leben verweisen kann, mehr noch, dass es nicht sinnvoll ist, die österreichische Literatur in einer Art bruchlosen Entwicklung seit der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart zu begreifen: Hier gibt es Zäsuren, die Entwicklungen radikal abschlossen, hier gibt es Unvollendetes, das später wieder aufgegriffen wurde.

Europa der Liegestühle
Josef Haslinger

...

Was wurde schon alles über Europa geschrieben. Vergessen wir es, halten wir uns an das, was die Europäische Union in Wirklichkeit ist: kein großer politischer oder kultureller Traum, sondern ein ökonomisches und sicherheitspolitischesKalkül. Ein Zusammenschluss zur Wahrung oder Erlangungeigener Vorteile. Noch ist Europa keine Gefühlsangelegenheit. Und so steht am Beginn der Europäischen Union auch kein europäischer Patriotismus,sondern die ernüchternde Erkenntnis, dass man einer globalisierten Wirtschaft mit nationaler Politik nicht mehr gewachsen ist.

Langsam bildet sich neben der leicht in Öde umschlagenden Erfahrung der europäischen Warenwelt noch eine andere gemeinsame Erfahrung heraus, von der noch nicht klar ist, ob sie sich als antieuropäisches Separationsbedürfnisoder als supranationale Gemeinschaftserfahrung artikulieren wird. Beide Tendenzen bestehen nebeneinander. In allen EU-Ländern hat der Abbau von staatlichem Protektionismus zu neuen sozialen Härten, zu neuer Armut und Armutsgefährdung geführt. Der Protest dagegen läuft häufig indie falsche Richtung, gegen die EU und gegen Ausländer. Dies ist besonders grotesk in Ländern wie Österreich, die durch eine Volksabstimmung für den EU-Beitritt und für die Maastrichter Verträge votiert haben. Dass der Abbau von Wettbewerbshemmnissen aber eine Lockerung des Geflechtssozialstaatlicher Garantien mit sich bringen würde, hätte eigentlich nicht nur jenen klar sein müssen, die ihre Stimme für das Projekt EU als Ganzes abgaben, sondern auch jenen, die dem Lockvogel der österreichischenBundesregierung folgten und sich von mehr Wettbewerb eine kräftige Reduktion der Verbraucherpreise erhofften.

...

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Kontakt

Prof. Dr. Michael Braun

Prof. Dr

Referent Literatur

michael.braun@kas.de +49 30 26996-2544
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Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

ISBN

3-933714-72-9

erscheinungsort

Sankt Augustin Deutschland