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Dr. Martin Buber – Nachruf auf einen Botschafter der Verständigung

von Dr. Michael Borchard, Eva Keeren Caro
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Dieser Satz ist einer der bekanntesten und wohl der meist zitierte des Religionsphilosophen, Schriftstellers, Übersetzers und Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Martin (Mordechai) Buber. Vor 50 Jahren, am 13. Juni 1965, starb der unvergessene jüdische Denker. Er hat immer daran geglaubt, dass Völkerverständigung durch Dialog möglich ist. Und seine Worte haben heute vielleicht größere Bedeutung denn je.

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Sein Tod im Jahr 1965 war ein schwerer Verlust - für Deutschland und für Israel: Mit Martin Buber, der in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes aus Deutschland ins Heilige Land emigrierte, verlor Israel einen seiner führenden Köpfe in Wissenschaft und Philosophie und das deutsche Judentum einen seiner entscheidenden Vordenker. Vor allem aber bedeutete der Tod Bubers – und diese Tatsache ist nicht zu unterschätzen - den Verlust eines der wenigen Advokaten für eine Annäherung der beiden Länder, dessen Meinung Gewicht hatte und dessen Worte in dieser Zeit gehört wurden.

Gegen die Mehrheitsmeinung setzte sich der gebürtige Österreicher für einen Dialog zwischen dem jungen Staat Israel und der Bundesrepublik ein, genauso wie er sich als Verfechter eines friedlichen Zusammenlebens von Juden und Arabern hervortat. Damit machte er sich in seiner neuen Heimat Israel nicht nur Freunde. Er hat sich von diesen Einwänden nicht beirren lassen und letztlich das intellektuelle Fundament für ein Wunder mit bereitet, das sich nur wenige Wochen vor seinem Tod ereignet hat. Nur zwei Jahrzehnte nachdem die Gräuel des Holocaust ein Ende gefunden haben, einigten sich die Regierungschefs Israels und der Bundesrepublik auf den gegenseitigen Austausch von Botschaftern , und damit auf die formelle Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Gerade weil Buber einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass sich Deutschland und Israel seitdem kontinuierlich angenähert haben, macht es Sinn seinen 50. Todestag und das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen in einen Kontext zu stellen. Auch aus einem anderen Grund ist es wichtig, auf sein Vermächtnis zu blicken: Deutsche und Israeli scheinen sich, langsam aber bedrohlich, wieder voneinander weg zu bewegen. Die Ergebnisse der im Januar 2015 von der Konrad-Adenauer-Stiftung Israel durchgeführten Studie „Das Heilige Land und die Deutschen“ belegen dies deutlich (/de/einzeltitel/-/content/das-heilige-land-und-die-deutschen1). Während die junge Generation in Deutschland – zugespitzt formuliert – postreligiös, postnationalistisch und postmilitaristisch ist, spielt sich in der jungen Generation Israels die gegenteilige Entwicklung ab. Die Gefahr, dass dieser Prozess eine Eigendynamik entwickelt, die letztlich auch dazu führt, dass das Verständnis für den Standpunkt des jeweils anderen verloren geht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Bubers Leben war von dem Streben nach Verständigung und Versöhnung und von einem positiven Menschenbild geprägt. Nach seiner Überzeugung kann nur Begegnung wirklich Nähe, Gemeinschaft und vor allem Verbindlichkeit schaffen. Sein Gedanke unterstreicht, wie wichtig Dialog und Austausch für den Frieden und nachhaltige Partnerschaften sind. Dass dieser Austausch nicht über die Distanz funktioniert, sondern die persönliche Begegnung voraussetzt, war eine der Grundüberzeugungen Bubers. Deshalb ist auch für uns in der Konrad-Adenauer-Stiftung sein Erbe so wichtig. Wir gedenken der Arbeit und des Wirkens von Martin Buber und betrachten seine Aufforderung, Menschen der beiden Länder und Kulturen zusammenzubringen, als Grundpfeiler unserer Arbeit und als sein ständiges Vermächtnis.

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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Israel Israel