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Vorwort zur Publikation "Medien und Religion"

Um sich dem Thema "Verhältnis von Kirche und Religionsgemeinschaften und dem Staat Bosnien-Herzegowina" zu nähern, hat das Auslandsbüro 2006 und 2007 eine Studie in Auftrag gegeben, die das Verhältnis von Medien und Religion untersucht.

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Vorwort zur Publikation: „Medien und Religion“

Die Förderung demokratischer, verantwortungsvoller und professioneller Medien, die Unterstützung von interreligiösem Dialog und die Förderung der Suche nach einer geeigneten gesellschaftlichen Position von Kirchen und Religionsgemeinschaften sind wichtige Themen der internationalen Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung. Medien haben in Demokratien die Aufgabe, Agenten des Pluralismus zu sein, ihn abzubilden und in allen Fassetten über Personen, Geschehnisse und Hintergründe zu berichten. Religionsgemeinschaften und Kirchen wiederum haben ebenfalls eine Rolle bei der Herstellung und Wahrung von sozialem Frieden und sind selbst Akteure im Pluralismus stabiler Demokratien.

In Bosnien-Herzegowina, dessen jüngste Geschichte durch schwerste Konflikte und eine System-Transition gekennzeichnet ist, ist der Beitrag der Medien als auch der Religionsgemeinschaften und Kirchen für einen andauernden Frieden in gegenseitigem Vertrauen und in gegenseitiger Verantwortung von größter Bedeutung. Doch die Medienlandschaft ist zu einem großen Teil gespalten. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind bei der Überwindung der Spannungen der Gesellschaft Vorreiter, doch werden Sie – nicht zuletzt durch die noch ausstehende Einigung auf die gesetzliche Grundlage – oft gebremst. Was die Rolle der Religionsgemeinschaften und Kirchen anbelangt, fehlt es an einem Konsens in der Gesellschaft. Zwei Pole haben sich herausgebildet: die eine Seite wünscht sich einen starken Laizismus und spricht sich komplett gegen ein gesellschaftspolitisches Engagement der Kirchen und Religionsgemeinschaften BuHs aus. Die andere Seite ist geprägt von einer starken Religiosität und sehnt sich nach einer ausgeprägten Führung durch die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Diese Seite vertraut mehr auf die religiösen Würdenträger als auf die politischen Entscheidungsträger.

Vier traditionelle Religionsgemeinschaften und Kirchen prägen das Leben der Menschen in Bosnien-Herzegowina: die islamische Gemeinschaft, die römisch-katholische Kirche, die serbisch-orthodoxe Kirche und die jüdische Gemeinschaft. Die Bürger Bosnien-Herzegowinas verbindet eine jahrhundertealte Geschichte des Zusammenlebens und des Austauschs. Der Wunsch nach gegenseitiger Akzeptanz ist auch heute noch unter den Bürgern wie den Religionen lebendig, auch wenn der jüngste heftige Konflikt von 1992 – 1995 zu einem Vertrauensverlust geführt hat. Zu einem Großteil ist die Gesellschaft des Landes heute in ethnischen-kulturellen-religiösen Säulen getrennt. Während sich die Politik mühsam Kompromissen abringt, bedarf die Gesellschaft BuHs daher heute vor allem gegenseitigen Entgegenkommens und gegenseitigem Verständnisses. Dieses gegenseitige Entgegenkommen und gegenseitige Verständnis muss von Politikern, religiösen Würdenträger, Gläubigen und Nichtglaubenden und überhaupt allen Bürger geleistet werden, damit Grenzen und Trennungslinien überwunden und Vorurteile dauerhaft abgebaut werden können. Den Medien kommt bei diesem Prozess eine Schlüsselrolle zu. Sie sollen vorurteilsfrei Informationen anbieten und Raum für Austausch unterschiedlicher Meinungen schaffen.

Diese Publikation soll einen Beitrag in diesem Prozess der Annäherung leisten. Der Aufsatz von Professor Ivan Šarčević stellt das Spannungsfeld, in dem Religionsgemeinschaften in Bosnien-Herzegowina tätig sind, beeindruckend dar und bietet eine Analyse der Gesellschaft BuHs. Empirisch analysiert die vorliegende Studie u.a. folgende Fragen: Gibt es eine ausgewogene Berichterstattung, d.h. steht den vier traditionellen Religionsgemeinschaften ein vergleichbarer Raum in den Medien zur Verfügung? Ist die Berichterstattung informativ und vorurteilslos oder vermittelt sie gar negative Eindrücke? Findet interreligiöser Dialog in den Medien statt? Diese und weitere Fragen sollen Aufschluss darüber geben, wie die Medien die Rolle der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Bosnien-Herzegowina reflektieren und ob das gesellschaftlich positive Potential wahrgenommen wird. Durch diese Antwort ist wiederum der Rückschluss auf die Frage: „Nehmen die Medien BuHs ihre Aufgabe verantwortungsvoll war?“ zulässig.

Neben dem einführenden Aufsatz und der Studie, die im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung vom Verband „Medieninitiativen“ in Sarajevo erstellt wurde, wird das Bild über „Medien und Religion“ in Bosnien-Herzegowina durch weitere Aufsätze ergänzt. Zwei wissenschaftliche Arbeiten, zum einen von Frau Maida Hasečić, zum anderen von Herrn Zoran Zekić konnten aufgenommen werden – diese sind als Pionierarbeiten anzusehen. Außerdem haben vier Angehörige der traditionellen Religionsgemeinschaften und Kirchen BuHs, Herr Marko-Antonio Brkić, Herr Amir Hodžić, Herr Boris Kozemjakin und Herr Boško Tošović aus der Perspektive der Religionsgemeinschaft oder Kirche, der sie angehören ihre Perspektive in Einzelbeiträgen zusammengefasst.

Die Zusammenarbeit und Unterstützung der traditionellen Religionsgemeinschaften und Kirchen als auch der öffentlich-rechtlichen Medien BuHs, allen voran BHRT mit Herrn Mehmed Agovic und Frau Senada Cumurovic müssen an dieser Stelle Erwähnung und besonderen Dank finden. Vor und während der Erstellung der Studie fanden zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Religionsgemeinschaften und Kirchen als auch Medienschaffenden statt. Ihre Empfehlungen sind in die Fragestellungen der Studie eingeflossen. Immer wieder wurde dabei betont, dass sowohl der Umgang der Journalisten mit religiösen Themen reifen sollte, andererseits aber auch die Medienarbeit der Religionsgemeinschaften und Kirchen verfeinert werden sollte. Die Erkenntnisse der Studien gilt es daher nun in praktische Handlungsvorschläge umzusetzen.

Dr. Christina Catherine Krause

Sarajevo, 24. Mai 2007

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Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Bosnien-Herzegowina Bosnien-Herzegovina