Schleyer, Hanns-Martin
Schleyer, Hanns-Martin
geb. am 01.05.1915, gest. am 18.10.1977
Sein sozialpolitisches Credo – die Überzeugung, „dass unser gesamtes politisches Handeln bestimmt wird durch die Begriffe Freiheit, Toleranz, Leistung“ – legte Schleyer in seinem 1973 erschienenen Buch „Das soziale Modell“ nieder, in dem er sich kompromisslos gegen jeden systemfremden Eingriff in die Marktwirtschaft wendet.
Schleyer studierte Rechts- und Staatswissenschaften
(1933-1938) in Heidelberg
und Karlsruhe und Volkswirtschaftslehre
in Prag (Abschluss 1941).
Er promovierte 1951 zum Dr. jur. in
Innsbruck. Während seiner akademischen
Ausbildung war er in der studentischen
Sozialarbeit tätig. Nach
Wehrpflicht, Kriegsdienst und Entlassung
aufgrund einer Verletzung ist
Schleyer von 1942 bis 1945 im „Centralverband
der Industrie in Böhmen
und Mähren“ in Prag eingesetzt worden.
Von 1945 bis 1948 wurde er von
den Franzosen interniert, bevor er
1949 in die Industrie- und Handelskammer
Baden-Baden als Leiter des
Außenhandelsbüros eintrat. 1952
wechselte er zum Stuttgarter Automobilkonzern
Daimler-Benz AG. Dort
wurde er 1959 stellvertretendes, 1963
ordentliches Vorstandsmitglied. Er
war für die Personal-, Sozial- und Bildungspolitik
und seit 1976 zusätzlich
für die gesellschafts- und sozialpolitischen
Grundsatzfragen des großen
Unternehmens verantwortlich.
Schleyer spielte bald in den Verbänden
eine führende Rolle. So war
er von 1962 bis 1968 Vorsitzender
des Verbandes der Württembergisch-
Badischen Metallindustriellen. 1972
wurde er zum Vorsitzenden des Verbandes
der Metallindustrie Baden-
Württemberg gewählt und war
schließlich auch stellv. Vorsitzender
von „Gesamtmetall“.
1973 fand sich Schleyer bereit, das
Amt des Präsidenten der Bundesvereinigung
der Deutschen Arbeitgeberverbände
(BDA) zu übernehmen, der er
bereits seit 1965 als Vizepräsident angehörte.
Im Juni 1976 wurde Schleyer
auch mit Wirkung von Anfang 1977
zum Präsidenten des Bundesverbandes
der Industrie (BDI) gewählt. Auf
diese Weise standen erstmals beide
großen Verbände unter gemeinsamer
Führung. Ihre stärkere Ausrichtung
auf gesellschafts- und sozialpolitische
Probleme trug Schleyers Handschrift.
Als Exponent der deutschen Wirtschaft
wurde Schleyer nach den Morden
an Generalbundesanwalt Buback
und dem Dresdner Bank-Chef Ponto
am 5. September 1977 von einem
RAF-Kommando entführt. Er wurde
am 19. Oktober 1977 in einem in
Mülhausen/ Elsass abgestellten PKW
erschossen aufgefunden. Nach dem
Ergebnis der Untersuchungen wurde
er am 18. Oktober 1977 ermordet.
Literaturhinweise:
Internet: www.dihk.de
Franz Schoser