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Event Reports

Ideengeschichte der Christlichen Demokratie

Neuntes Treffen der Veranstaltungsreihe der Abteilung Zeitgeschichte

„Was heißt heute christlich demokratisch?“ Dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat sich die Veranstaltungsreihe zur Ideengeschichte der Christlichen Demokratie der Abteilung Zeitgeschichte zum Ziel gesetzt. Mehr als 40 Interessierte waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung gefolgt, um sich mit der Frage zu befassen, was „Gemeinwohl“ für unsere Gesellschaft und für die Politik der Christlich Demokratischen Union konkret bedeutet.

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Einleitend erklärte Dr. Michael Borchard, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste/Archiv für christlich-demokratische Politik, dass der Begriff „Gemeinwohl“ gerade für die Christliche Demokratie zentral sei. So werde es immer wieder als Maßstab dafür angesehen, woran sich unser Handeln auszurichten habe – gesellschaftlich, politisch, und nicht zuletzt auch wirtschaftlich. Dabei sei es aber gerade in pluralen Gesellschaften schwer festzustellen, was Gemeinwohl eigentlich ganz konkret ist und wer die Maßstäbe dafür festlegt. „Für uns als christliche Demokraten gibt es aber eine verlässliche Richtschnur für diese Fragen: das christliche Menschenbild, aus dem sich Solidarität, Subsidiarität und die Würde des Menschen ableiten lassen und die wiederum untrennbar verbunden sind mit dem Gemeinwohl“, so Borchard. Bei der Vorstellung von Prof. Dr. Joachim Fetzer, Vorstandsmitglied des Deutschen Netzwerks für Wirtschaftsethik und Honorarprofessor der Hochschule für angewandte Wissenschaften an der FH Würzburg-Schweinfurt, wies Borchard darauf hin, dass Joachim Fetzer an einem Grundsatzpapier der Adenauer-Stiftung beteiligt gewesen sei, das als gemeinsame Erklärung von 14 katholischen und evangelischen Sozialethikern in der Diskussion über das Thema Gemeinwohl für Aufsehen gesorgt habe.

Einführend erklärte Fetzer, dass es bei der Beschäftigung mit dem Begriff „Gemeinwohl“ zunächst immer um Fragen der Legitimation von Herrschaft sowie das Verhältnis von Individuum, Gesellschaft und Staat gehe. Dabei sei es die grundsätzliche Idee des Gemeinwohls, dass es jenseits aller Unterschiede auch gemeinsame Aufgaben, Interessen und Ziele gibt, die aber nur im Zusammenspiel der verschiedenen Akteure erreicht werden können.

Prof. Dr. Bernhard Vogel (Hg.): Gemeinwohl - oder: Die gute Ordnung für die Gesellschaft, Berlin, 2013

Es ist sehr schwierig zu definieren, was das Gemeinwohl in pluralen Gesellschaften ausmacht. Ein Kreis von christlichen Sozialethikern hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich mit diesem für die Politik so wichtigen Begriff beschäftigt.

In seinem Vortrag betonte Fetzer, dass die Vorstellung, dass der Staat alleine Repräsentant des Gemeinwohls sein könne, heute nicht mehr gelte. „Das funktioniert nicht mehr“, so Fetzer. Vielmehr seien es vier Grundleistungsbereiche, die zusammenwirken müssten: die Politik bzw. der Staat, die Wirtschaft, Sinngebungsgemeinschaften bzw. Religionen und die Wissenschaft. Diese vier Bereiche würden sich gegenseitig begrenzen und bereichern. Voraussetzung für eine kooperative Zusammenarbeit sei aber gegenseitiger Respekt, Austausch und die Verpflichtung der Funktionseliten zu verantwortungsbewusstem Handeln.

Doch wie kann Gemeinwohl heute konkret aussehen? Als Beispiel führte Fetzer unter anderem die „Gemeinwohl-Ökonomie“ an, die eine Orientierung der Wirtschaft am Gemeinwohl propagiert und Werte wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Als bedeutendes Projekt nannte Fetzer zudem die 2015 von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedete „Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung“. Ziel ist es, den weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu gestalten. Dabei gilt die Agenda 2030 für alle Mitgliedstaaten gleichermaßen: für Entwicklungsländer, Schwellenländer und Industriestaaten. „Vor dem Hintergrund der Globalisierung und Digitalisierung kann diese Agenda ein Schritt in Richtung Weltgemeinwohl sein“, bekräftigte der Sozialethiker abschließend.

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Berlin Deutschland