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Event Reports

Begegnungen mit der Geschichte

Deutschlandbilder von Yoram Ben-Zeev, Botschafter des Staates Israel

Zahlreiche wechselnde Einsatzorte sind für einen Diplomaten nichts ungewöhnliches, davon kann Yoram Ben-Zeev ein Lied singen. Für sein Heimatland Israel war er unter anderem in Hong Kong, Manila und Los Angeles tätig. Doch seine Berufung zum israelischen Botschafter in Berlin im Dezember 2007 brachte für ihn ein neues Gefühl beim Ortswechsel mit sich: „Zunächst hatte ich Angst und wusste nicht, wie ich in Deutschland empfangen und behandelt werden würde.“

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Zweieinhalb Jahre später kann er in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Vorstellung seiner „Deutschlandbilder“ zeigen, dass diese Angst inzwischen verflogen ist. Gleichzeitig zeigen seine Bilder aber auch den Ursprung dieser Angst. Denn Ben-Zeev erfüllt gewissenhaft den Auftrag, der mit der Vortragsreihe „Deutschlandbilder“ zusammenhängt: Botschafter sprechen über ihr persönliches Bild von dem Land, das sie für eine begrenzte Zeit intensiv kennenlernen, und lassen dadurch Rückschlüsse über seine Außenwirkung zu.

Ben-Zeev ist der zehnte Botschafter, der dieser Einladung nachkommt. „Ich freue mich ganz besonders, dass wir dieses kleine Jubiläum mit seinem Vortrag feiern können“, sagt Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert zur Einführung in die Veranstaltung. Dies passe zu einer Vortragsreihe, die auf besondere Weise politisch sei und viel über die tatsächlichen Möglichkeiten Deutschlands in der Welt aussage.

„Als israelischer Botschafter in Deutschland hat man zwangsläufig viele Begegnungen mit der Geschichte“, sagt Ben-Zeev zu Beginn seines Vortrags, entsprechend ist die Auswahl seiner ersten beiden Bilder. Eines zeigt jubelnde Deutsche auf der Mauer in Berlin, das andere zerstörte jüdische Geschäfte. Beide Bilder sind an einem 9. November entstanden – das vom Mauerfall 1989, das von der Reichspogromnacht 1938.

Das geteilte Berlin erinnere ihn an die Teilung Jerusalems zwischen 1948 und 1967, so der Botschafter. Während den Deutschen die Wiedervereinigung nach 1989 gelungen sei, warte der Nahe Osten nach wie vor auf eine friedliche Koexistenz zwischen Israelis und Palästinensern. Dass dort nun erneut eine Mauer aufgebaut wurde, verteidigt Ben-Zeev: „Wir wissen sehr wohl, dass Mauern auch wieder abgebaut werden können, das Beispiel Berlin zeigt das. Momentan rettet die Anlage allerdings Leben, weil sie Selbstmordanschläge in Israel verhindert.“

Auch in der Folge zeigt Ben-Zeev eher historische Deutschlandbilder: Das Brandenburger Tor, das bis ins 19. Jahrhundert eines der Berliner Stadttore war, durch das keine Juden eingelassen werden durften. Oder das Bild vom Treffen zwischen Adenauer und Ben Gurion im New Yorker Hotel Waldorf Astoria, mit dem „neues Vertrauen der Israelis in Deutschland aufgebaut wurde.“

In der zweiten Hälfte des Vortrages wendet sich der Botschafter dann stärker der Gegenwart zu und dokumentiert damit auch den Wandel, den Deutschland in seinen Beziehungen zu Israel seit diesem Treffen erlebt hat. Ben-Zeev erinnert an die Knesset-Rede der Bundeskanzlerin und an die Rede von Simon Peres im Reichstag. „Beides waren überwältigende Momente, die ich kaum in Worte fassen kann“, so der Botschafter.

Schließlich spricht er auch über die wunderbare Landschaft in Deutschland, die ihn immer wieder zu ausgiebigen Radtouren veranlasst, über die besondere Weihnachtskultur und sogar über Tokio Hotel: „Die Band ist auch in Israel extrem populär, für viele junge israelische Mädchen ist sie sogar ein Grund deutsch zu lernen.“

Seine Arbeit in Deutschland sei der „spannendste und herausfordernste Posten in meiner Karriere“, so Ben-Zeev zum Schluss seines Vortrages. Wie schon Bundestagspräsident Lammert bei der Begrüßung betont er die gemeinsamen Werte, die auch Meinungsverschiedenheiten zulassen, sowie die enge Zusammenarbeit im Bereich der Forschung oder des Jugendaustausches.

Als Botschafter in Deutschland möchte Ben-Zeev vorrangig Verständnis für die Situation Israels erzeugen. Dass dies momentan nicht ganz einfach ist, zeigt auch das abschließende Gespräch mit dem Journalisten Malte Georg Zeeck. „Keine andere Nation auf der Welt muss bis heute so um ihre Existenz kämpfen wie Israel“, verdeutlicht Ben-Zeev. Seine Aufgabe sei es, die Angst der Israelis zu erläutern. Dass er dafür seine eigene Angst vor seinem Einsatzort ablegen konnte, gehört sicher zu den besten Eindrücken von Deutschland, die an diesem Abend entstehen.

Die Veranstaltungsreihe "Deutschlandbilder" wird im September mit Brasiliens Botschafter Everton Vieira Vargas fortgesetzt.

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Berlin Deutschland