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Deutsch-japanische Wirtschaft kritisiert Protektionismus

Experten setzen beim 3. Deutsch-Japanischen Wirtschaftsdialog neue Impulse

Deutschland und Japan sind High-Tech-Nationen, die ein hohes Ansehen im Welthandel genießen. Beim dritten Deutsch-Japanischen Wirtschaftsdialog vernetzten sich in der japanischen Botschaft Unternehmensvertreter beider Länder mit der Politik in Berlin. Der Einladung von Mark Hauptmann, MdB und Botschafter Takeshi Yagi folgten über 100 Teilnehmer. Nicht nur die Unternehmer sprachen sich gegen einen wirtschaftlichen Protektionismus aus, sondern auch jüngst Frank-Walter Steinmeier. Er befindet sich gerade auf Ostasienreise in Japan und Südkorea.

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Anfang Dezember 2017 einigten sich die EU und Japan auf ein umfassendes Freihandelsabkommen. Doch es wird noch bis Frühjahr 2019 dauern bis es in Kraft tritt. Wirtschaftsökonomen zeigen sich bereits optimistisch, dass das Abkommen deutsche und japanische Unternehmen beflügeln werde. „Laut vorsichtigen Schätzungen wird Deutschland einen Einkommenseffekt von 3,4 Milliarden Euro erzielen und Japan rund 9 Milliarden“, erläutert der parlamentarische Staatssekretär Norbert Barthle. Japan ist für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner in Asien. „Die Beseitigung der Zölle bringt Handels- und Investitionschancen“, pflichtet ihm auch Minoru Kiuchi bei. Der japanische Abgeordnete und Generalsekretär des japanisch-deutschen Wirtschaftsforums sieht darin eine Gelegenheit zu neuem Wirtschaftswachstum.

Beide Länder verbinden aber auch gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. der demografische Wandel. „Er zwingt uns, noch mehr auf Innovationen zu setzen“, sagt Barthle. 2015 war bereits ein Drittel der Japaner über 65 Jahre alt und die demografische Zeitbombe tickt weiter. „Die Mobilität von Senioren wird sich anders entwickeln als vor einigen Jahren“, betont Barthle. Seine Innovationskraft zeigte Japan als Partnerland eindrucksvoll auf der Cebit 2017 in Hannover. Dort stellte Japan auch sein Konzept der „Gesellschaft 5.0“ (society 5.0) vor.

Mit der Strategie verfolgt Japan das Ziel einer komplett vernetzten Gesellschaft in der Zukunft. Innovationen sollen in die Gesellschaft hineinreichen und die Lebensqualität verbessern. Sensoren oder Roboter werden bereits jetzt schon für die Pflege in Seniorenheimen eingesetzt, um Alltagsprobleme zu lösen.

Japan und Deutschland sind Hightech-Nationen mit einzigartigem internationalem Ruf. „Uns verbindet eine über Jahrzehnte gewachsene Wirtschafts- und Wertepartnerschaft“, betont Mark Hauptmann, MdB und Initiator des Wirtschaftsdialogs. In Schlüsselbereichen würden beide Länder sich weiterentwickeln und neue Impulse setzen wollen. Dabei spielen Freihandel, Digitalisierung, Industrie 4.0 und Gesellschaft 5.0 eine wichtige Rolle, erklärt Hauptmann.

Die USA verfolgen im Gegensatz zu Deutschland und der EU eine protektionistische Wirtschaftsstrategie, die Japan nachdenklich macht. Yasukazu Irino, leitender Vizepräsident der japanischen Außenhandelsförderorganisation Jetro, sieht eher Zukunftschancen in einem freien und fairen Wirtschaftsraum. Er beklagt auch die Abschottungspolitik in der chinesischen Wirtschaft. Selbst wenn sich Chinas Präsident Xi Jinping im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump jüngst für einen freien Handel ausgesprochen hat, würden die Handelsvertreter eher ein negatives Image verbreiten, so Irino.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ebenfalls die Tendenzen zu Protektionismus und Isolation in den USA kritisiert. Bei seinem Besuch in Japan betonte er, dass sich Länder zusammenschließen müssten, die internationale Institutionen verteidigen wollten und etwa in der Klimapolitik, bei der Konfliktverhütung und beim Freihandel gemeinsame Werte vertreten. Er ist gerade auf seiner ersten Ostasienreise in Japan und Südkorea unterwegs. Der japanische Botschafter Takeshi Yagi setzt große Hoffnungen in den Besuch des deutschen Bundespräsidenten. Japan wolle die gute Wirtschaftspartnerschaft mit Deutschland vorantreiben und mit dem Freihandelsabkommen ein Zeichen gegen Protektionismus setzen. Der Botschafter wirbt zudem für die Unterstützung Japans bei ihrer Bewerbung, die EXPO-Weltausstellung 2025 in Osaka stattfinden zu lassen.

Dass die Handelsbeziehungen sehr gut sind, bestätigten alle Unternehmensvertreter auf dem Wirtschaftsdialog. Die Auswirkungen des Brexits auf die Handels- und Wirtschaftsentwicklungen ist für viele Unternehmen nicht absehbar. Dennoch versuchen Firmen wie Yaskawa Europe sich flexibel zu halten, um auf die Auswirkungen schnell reagieren zu können. Trotz der bereits guten Beziehungen sei noch Luft nach oben. Deutschland sei ein guter Standort für Forschung und Entwicklung, der mehr genutzt werden müsse. Ebenso sei Deutschland als Start-up-Standort für japanische Unternehmen unerschlossen, erläuterte Andreas Glunz von KPMG. Mehr Unternehmenskäufe, Fusionen oder Transaktionen hätten positive Wirkung auf die Gewinne beider Länder.

Bei den hoch innovativen Produkten spielt insbesondere die Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. „Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind der Klebstoff der deutsch-japanischen Beziehungen“, sagt Marcus Schürmann von der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan. Schon jetzt werden unter anderem in der Fertigungsindustrie nicht nur Roboter eingesetzt, sondern auch Künstliche Intelligenz in Form von Steuerungschips. Die Vertreter aus verschiedenen deutschen und japanischen Unternehmen sind sich einig, dass dadurch die Produktivität noch mehr gesteigert werde. Spätestens beim Einsatz von „Digital Twins“ werden sich in Zukunft viele Wirtschaftsunternehmen und gesellschaftliche Lebensbereiche verändern.

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