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Was für eine Finanzmarktarchitektur brauchen wir?

by Ella Mittelbach

Wirtschaftweise Claudia Buch und der deutsch-US-amerikanische Ökonom Max Otte sprechen über die Zukunft der Finanzmärkte

Die Ursachen der Schuldenkrise sind vielschichtig. Die Zukunftsmodelle für den Umgang mit Krisen und dem Finanzsektor auch. Professorin Claudia Buch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der deutsch-US-amerikanische Ökonom Professor Max Otte geben Antwort auf die Krise. Die beiden Volkswirte liefern unterschiedliche Lösungsansätze und finden doch Schnittmengen zur Gestaltung der Zukunft auf dem Finanzmarkt.

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Professorin Claudia Buch ist die Bankenexpertin unter den Wirtschaftsweisen und längst unter Volkswirten etabliert. Anders Professor Max Otte. Der in die USA emigrierte Wissenschaftler und gleichzeitige Fondsmanager ist erst seit dem Platzen der Immobilienblase 2007 ein gefragter Redner in Deutschland. Mit seinem Buch „Der Crash kommt“ sagte er bereits ein Jahr zuvor die Krise voraus. Beide Ökonomen sehen die Notwendigkeit der Bankenregulierung. Ein zentrales Element zur Stabilisierung des Finanzsektors ist für sie die Erhöhung der Eigenkapitaleinlage.

„363-Banking: Als Bank gebe ich drei Prozent Zinsen für Spareinlagen, nehme sechs Prozent von den Kreditnehmern ein und bin um drei Uhr auf dem Golfplatz. Das hat früher funktioniert, heute aber längst nicht mehr“, glaubt Max Otte. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms leitet seit 2003 das von ihm gegründete Institut für Vermögensentwicklung (IFVE). Er selbst sieht sich als Investmentgesellschafter und Fondsmanager. Früher war Deutschland ein kreditbasiertes Wirtschaftssystem. Der Kredit und nicht der Anteil an Eigenkapital seien lange die Basis des Wirtschaftserfolgs gewesen. Heute sind die Banken Deutschlands mit einer Eigenkapitalquote von 1,8 Prozent vergleichsweise sehr risikoreich. Leider habe sich dieses Geschäftsmodell, wie die Deutsche Bank zeige, verankert. „Denn selbst wenn sie sich mal verzocken, dann werden sie auf Kosten der Bürger gerettet“, sagt Otte.

Politisch müssten für ihn die Kapital- und Arbeitseinkommen gleichberechtigt werden um Ungerechtigkeiten zu ebnen. Die Zukunft liege bei den regionalen Banken und einer eindeutigen für den Bürger ersichtlichen Trennung zwischen klassischen Banken, Investmentgesellschaften und Investmentbanken. „Geschätzt nur jeder 1000. Bürger kann ein simples Bonuszertifikat berechnen“, Otte steht damit für eine bessere Beratung der Bürger ein. Finanzprodukte müssten seiner These zufolge wie andere Produkte geprüft und Risiken ersichtlich gemacht werden.

Subsidiarität in der Sozialen Marktwirtschaft

„Sparkassen und Genossenschaftsbanken müssen an Wichtigkeit zunehmen – diese wiederum dürfen wir gerade nicht kaputtregulieren“, sagt der Wormser Professor. Das Subsidiaritätsprinzip ist ein zentrales Element der Sozialen Markwirtschaft. Deshalb müssten Kredite wieder leichter an Mittelständler vergeben werden.

Im Zusammenhang mit dem Kapitalmarkt kritisiert Otte vor allem die Ratingagenturen sein. Die Soziale Marktwirtschaft soll den Rahmen für den Wettbewerb schaffen und schützen. „Eine Ratingagentur wiederum ist selbst nichts anderes als ein kleines, korruptes Kartell“, sagt Otte. Finanzmärkte sind für ihn generell irrational. „Anleger profitieren von den Informations- und Zeitvorsprüngen und agieren immer emotional“, sagt Otte. Um dies in irgendeiner Weise zu mäßigen, müsse im Zukunftskonzept neben der Eigenkapitalerhöhung und dem Trennbankensystem auch die Finanztransaktionssteuer eingeführt werden.

Wirtschaftsweise rät zum Schuldentilgungspakt

Professorin Claudia Buch ist Mitglied der „Wirtschaftsweisen“. Die Paderborner Ökonomin, distanziert sich von lauten öffentlichen Debatten. Doch im Hintergrund hat auch sie Ideen den Finanzmarkt neu zu strukturieren. Ein Ansatz ist ebenfalls der Aufschlag bei der Eigenkapitalquote. Zumindest bei den „systemrelevanten Banken“. „Oft sind kleinere Banken systemrelevanter als man denkt“, sagt Buch. Auch die Rolle der EZB sei ihr besonders wichtig. Diese dürfe nicht die eigene Kontrollfunktion übernehmen, sondern müsse unabhängig bleiben.

In Verruf geraten ist ihr Vorschlag des Schuldentilgungspakts. Sie rechtfertigt ihn erneut mit den vergleichsweise noch schlechteren Alternativen und nimmt Abstand von Eurobonds. Lediglich die Altschulden über der 60-Prozent-Grenze der noch nicht „geretteten Staaten“ sollen langfristig vergemeinschaftet werden. Die Neuverschuldung würde weiter dem Markt obliegen. Ihr Ziel sei es Anreize zu geben Risikoreiches zu vermeiden, statt Verbote auszusprechen.

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