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Event Reports

3. Internationaler Tag der Demokratie

Herausforderungen und Ziele der politischen Bildung in Brasilien

Die Konrad Adenauer Stiftung lud in Rio de Janeiro zum Internationalen Tag der Demokratie ein, um die Herausforderungen und Ziele der politischen Bildung in Brasilien interaktiv mit Experten und Vertretern von zivilgesellschaftlichen Initiativen zu diskutieren und Wege zur Stärkung der brasilianischen Demokratie zu finden.

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Zu Beginn der Veranstaltung wurde die neue Ausgabe der Publikationsreihe „Cadernos Adenauer“ vorgestellt zum Thema "Politische Bildung: Reflexionen und demokratische Praktiken".

Nach den einführenden Worten durch den Landesbeauftragten der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brasilien, Dr. Fischer-Bollin, und Bernd Weidlich, Konsul in der deutschen Botschaft in Brasília, wurde die erste Diskussionsrunde eröffnet. Hierzu waren drei Experten eingeladen: Roberto DaMatta, ein renommierter Anthropologe, Francisco Potiguara Cavalcante Jr., Koordinator für Bildung bei Viva Rio, und Maria Isabel Lopes da Cunha Soares, Koordinatorin des Zentrums für Integration in São Paulo. Nach einer jeweils kurzen Einleitung zur aktuellen Situation und den zukünftigen Herausforderungen der brasilianischen Demokratie sowie einer geschichtlichen Einordnung der politischen Bildung Brasiliens durch die drei Redner, wurde die Diskussionsrunde durch Moderater Jasper Eitze von der Adenauer Stiftung im Format eines „Fishbowls“ für alle Teilnehmer eröffnet.

Die Möglichkeit, sich an den Tisch der Experten zu setzen, um eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben, wurde von den Teilnehmern bereitwillig ergriffen und führte zu einer dynamischen und produktiven Debatte, in der vor allem die Rolle der Bildung als Schlüssel zu einer demokratischen und ethischen Beteiligung des Bürgers in der Gesellschaft heraus gestellt wurde.

Nach dem Mittagessen wurden im Rahmen eines „World Cafés“ verschiedene Formen und Kanäle der politischen Bildung analysiert und deren Rollen und Potenziale innerhalb der brasilianischen Gesellschaft diskutiert.

Die Teilnehmer durften frei wählen, an welchen thematischen Tischen sie teilnehmen wollten.

Zur Auswahl stand ein Tisch zum „Gender“, an dem auf die noch immer mangelhafte Gleichstellung von Frauen in Brasilien eingegangen wurde. Dabei wurde festgestellt, dass besonders die Aufstiegschancen für Frauen in gesellschaftliche Führungspositionen nicht ausreichend gegeben sind. Diese Benachteiligung sei mit den demokratischen Grundwerten nicht in Einklang zu bringen.

Am Tisch „Politische Bildung in der Schule“ war man sich einig, dass das Bildungssystem Brasiliens eine Zwei-Klassen-Gesellschaft darstelle aufgrund der immensen Qualitätsunterschiede zwischen staatlichen und privaten Schulen. Auch die Lernmethodik in brasilianischen Klassenzimmern sei autoritär damit nicht geeignet, junge Menschen zu gesellschaftlicher Partizipation und politischem Engagement zu motivieren. Dringend notwendig sei daher eine grundlegende Bildungsreform, um den Schülern zukünftig zumindest ein politisches Basiswissen vermitteln zu können.

Das Thema „Jugend und Peripherie“ analysierte die Probleme, die in der Demokratie Brasiliens aufgrund der hohen Armut und Kriminalität in großen Bevölkerungsschichten auftreten. Auch hier wurde die Schulbildung, ebenso wie staatliche Investitionen in Arbeitsmarkt und Justiz als der Schlüssel zur Bekämpfung der Perspektivlosigkeit angesehen, mit der Millionen in Favelas aufwachsende Jugendliche konfrontiert sind.

Die Rolle des „Internets“ wurde als wichtig, wenn auch komplementär eingeschätzt. Andere Medien könnten durch das Internet nicht ersetzt werden, jedoch erhöhe dieses Medium durch Blogs, Twitter u.ä. besonders mit Blick auf die jüngere Bevölkerung die Reichweite bei der Meinungsbildung. Diese Möglichkeiten gelte es verantwortlich zu nutzen.

Die in Brasilien geltende „Wahlpflicht“ wurde an einem weiteren Tisch diskutiert. Hier kam die Meinung auf, dass eine junge Demokratie wie die brasilianische eine derartige Pflicht zur eigenen Konsolidierung brauche. Die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer verstand die eigene Stimmabgabe jedoch vor allem als ein Recht bzw. als eine Möglichkeit der aktiven Teilnahme und als eine Pflicht im positiven Sinne.

Am Tisch „Religion und Politik“ wurde einerseits die Rolle und Verantwortung religiöser Institutionen innerhalb der brasilianischen Demokratie erörtert, aber auch die Wichtigkeit eines säkularen Staates zur freien Religionsausübung jedes Einzelnen betont.

Die Diskussion am Tisch zum „Dritten Sektor“ führte zu der Erkenntnis, dass Nichtregierungsorganisationen eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Demokratie spielen können und sollen. Eine Ausweitung des aktuellen Engagements dieses Sektors wurde dabei allgemein favorisiert, um soziale Fragen aufzuwerfen und Lösungsvorschläge zu präsentieren.

In einer abschließenden Zusammenfassung mit allen Teilnehmern wurden die von der Konrad-Adenauer-Stiftung angewandten interaktiven Methoden mit ihren Beteiligungsmöglichkeiten für die Teilnehmer äußerst positiv bewertet. Diese Methodik könne zwar nicht die Interessen aller berücksichtigen, sei aber allein durch ihre Form demokratisch. Ein essentielles Ergebnis der Veranstaltung war die Erkenntnis, dass die Demokratie in Brasilien noch einen weiten Weg bis zu ihrer Festigung innerhalb der Gesellschaft vor sich habe. Durch das Aufzeigen der verschiedenen Möglichkeiten hierzu, in Form der sieben thematischen Diskussionsthemen, kann das Ziel der Veranstaltung, die Schaffung einer kritischen Debatte zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie in Brasilien, als erreicht bezeichnet werden.

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