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Event Reports

Brasilianische Delegation in Deutschland

by Kathrin Zeller, Theophilia Detgens

Kommunales Umweltmanagement

Vom 27.10 bis 02.11.2013 besuchte eine Gruppe von Akteuren aus dem kommunalen Umweltmanagement Brasiliens verschiedene Einrichtungen in Deutschland mit der KAS. Im Mittelpunkt standen unter anderem Fragen zum Abfallmanagement und dem Umgang mit dem Klimawandel aus Sicht der Gemeinden.

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Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. veranstaltete eine Delegationsreise zum Thema „Kommunale Umweltpolitik“ mit Teilnehmern aus Brasilien. Zu der Delegation zählten sowohl Vertreter der organisierten Zivilgesellschaft als auch Leiter der Umweltämter aus brasilianischen Hauptstädten, die dem Forum CB27 angehören. Der Zusammenschluss der 27 Hauptstädte des Landes soll den Austausch vorbildlicher Praktiken fördern und den Kommunen zu mehr Gewicht innerhalb der Umweltpolitik verhelfen. Zusätzlich war auch das so genannte Ministério Publico, eine Art Staatsanwaltschaft auf Landesebene, unter den Teilnehmern. Ziel der Konrad-Adenauer-Stiftung war es, einen Erfahrungsaustausch zwischen den brasilianischen Gemeinden und deutschen Experten im Bereich kommunaler Umwelt-und Klimapolitik zu ermöglichen.

Die Gruppe durchlief im Laufe der Woche ein wechselndes Programm aus Gesprächen und Besuchsterminen deutscher Erfolgsprojekte. In Baden-Württemberg wurden in Freiburg und Lahr Erfahrungen aus dem Umgang mit Biogasanlagen und dem Abfallmanagement vorgestellt. Vor allem die Konzeption einer Kreislaufwirtschaft stieß auf großes Interesse der Brasilianer, die noch enormes Potential für Verbesserungen in dieser Hinsicht in ihrem Land sehen.

Auftakt der Reise war der Abend des 27. Oktober in Freiburg. Beim Gespräch mit MdB Peter Weiβ wurden offene Fragen ausführlich beantwortet. Diese reichten vom Ablauf der Wahl eines Abgeordneten in Deutschland über die Frage, warum Deutschland im Bereich Umwelt so gut positioniert sei, bis hin zu Fragen des Verhältnisses zwischen Umwelt und Entwicklung.

Am folgenden Tag führte es die Gruppe in das Dezernat für Umwelt mit Forst und Abfallwirtschaft, Jugend, Schule und Bildung der Stadt Freiburg. Hier wurden sie von Frau Franziska Beyer, Leiterin der Stabstelle im Dezernat für Umwelt, Jugend und Bildung, begrüßt. Frau Beyer stellte ihnen die Klimaschutz- und Umweltpolitik Freiburgs vor. Mit mehr als 200.000 Einwohnern gehört Freiburg nicht zu den größten, dafür aber zu den grünsten Städten Deutschlands. Rund 40% der Stadt bestehen heute aus Wald. Prioritäten setzt die Stadt im Abfallmanagement, hier besonders auf die Vermeidung von Müll. Die Recyclingrate beträgt aktuell 67,5% und nur minimale Abfallentsorgung wird in einer Müllverbrennungsanlage durchgeführt, die aber mit höchsten Umweltstandards betrieben wird. Besonders wird auch auf die Einbindung der Bevölkerung geachtet und so ist ein großer Bestandteil der Arbeit der Stadtverwaltung die Ermöglichung von Teilnahme, Diskussion und Kommunikation mit den Bürgern.

In einer anschließenden Diskussion wurde die Frage, wie man Waldrodungen innerhalb von Stadtgebieten, am Beispiel Freiburgs vermeiden kann, intensiv diskutiert. Dies stieß ganz besonders bei der Leiterin des Umweltsamtes von Manaus auf großes Interesse. Sie fragte sich, wie Manaus, Hauptstadt des flächengröβten brasilianischen Bundesstaates Amazonas, auf einen ähnlichen Stand kommen könne. Beim Mittagessen traf die Gruppe auf MdB Matern Freiherr von Marschall, der die Diskussion zum Umweltschutz in Brasilien und Deutschland in portugiesischer Sprache weiter vertiefte. Ein Rundgang durch das Freiburger Münster rundete das Programm ab.

Nach dem Treffen ging es nach Lahr in die Stadtverwaltung. Dort wurden die Delegation vom Oberbürgermeister von Lahr, Wolfgang Müller, und dem Leiter der Stabsstelle Umwelt der Stadt, Manfred Kaiser, empfangen. Lahr ist eine rund 42.000 Einwohner große Stadt an der Grenze zu Frankreich und Gewinner des Europe Energy Award. Das Programm steht für umsetzungsorientierte Energie- und Klimaschutzpolitik in Städten, Gemeinden und Landkreisen. Die Preisträger können beim Nachlassen in den Energiesparbemühungen den Preis auch wieder verlieren. Beim Blumenfest der Stadt wird sowohl versucht möglichst viele regionale Produkte zu nutzen und es wird auf Müllreduzierung geachtet. Dieses Konzept wird ebenfalls für die Bundesgartenschau in 2018 übernommen, die die Stadt Lahr austragen wird.

Am frühen Morgen des 29.Oktober ging die Fahrt weiter nach Ringheim zum Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg. Vor Ort wurden die Delegation von Herrn Glen Tobiason begrüßt, der ihnen den Zweckverband vorstellte und anschließend einen Rundgang durch die weltweit einzigartige und europaweit patentierte mechanisch –biologisch Abfallbehandungsanlage durchführte. Nachmittags ging es dann nach Forchheim zum Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht. Bernd Hünting, technischer Geschäftsführer, erklärte deren Arbeitsbereich zu Abfall und regenerativer Energie. Anschließend besichtigte die Gruppe die Kläranlage.Die Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASF) wurde am Folgetag von der Gruppe besucht. Michael Borglin, Geschäftsführer der ASF stellte der brasilianischen Delegation sein Unternehmen und mehrere Projekte darin vor. Anschließend führte Thomas Wolf, Leiter des Bildungswerks Freiburg der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Gruppe durch den Stadtteil Vauban und die dortige Solarsiedlung. Die Führung wurde anhand von praktischen Beispielen und Erläuterungen zum Green-City-Konzept der Stadt Freiburg geleitet.

Am späten Abend reiste die Gruppe nach Berlin und so ging es am 31. Oktober zum Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Hier wurde die Gruppe von Herrn MinDirig Dr.Karsten Sach, Leiter der Unterabteilung Europäische und Internationale Umweltpolitik, empfangen, der Deutschland seit 15 Jahren in den internationalen Umweltverhandlungen vertritt.

Höhepunkt der Reise war die Teilnahme an der Veranstaltung „Umweltpolitik auf Kommunalebene in Brasilien und Deutschland“, welche in der Zentrale der KAS in Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Brasilanischen Gesellschaft stattfand. Im Rahmen einer Paneldiskussion debattierten Nelson Moreira Franco vom Umweltamt Rio de Janeiros, Kátia Schweickhardt, Leiterin des Umweltamtes in Manaus und Vincent Kokert, MdL und Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern über die thematische Schnittstelle von Umweltpolitik und Kommunalverwaltung und deren Bedeutung für den Klimaschutz sowie deren Umsetzung in Brasilien und in Deutschland.

Der letzte Tag der Reise führte nach Brandenburg zur Energiequelle GmbH & Co. Hier wurde die Delegationsgruppe von Herrn Werner Frohwitter begrüßt. Er stellte ihnen das Projekt Energieautarke Gemeinde Feldheim vor mit anschließender Besichtigung des Windparks, der Biogasanlage und des Photovoltaik-Parks von Seltershof. Schließlich ging es in das älteste Observatorium der Welt nach Potsdam, heute eines der Zentren, die sich in Deutschland mit Klimaforschung beschäftigen. Die Gruppe führte ihr Abschlussgespräch mit Herrn Prof. Dr. Jürgen Kropp, Leiter des Forschungsbereichs Klimawandel und Entwicklung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Der Klimaforscher ist neben seiner Tätigkeit als Bereichsleiter ebenfalls Professor am Institut für Geo- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam und beriet bereits nationale Institutionen sowie internationale Regierungen in Hinblick auf die Klimaproblematik.

Insgesamt konnte die Gruppe Einblicke in die deutsche Umwelt- und Klimapolitik und den deutschen Umgang mit den Herausforderungen der Energiewende gewinnen. Zahlreiche Kontakte der Teilnehmer, die während der Gespräche geschlossen wurden, sollen auch zukünftig den Austausch zwischen den kommunalen Akteuren der beiden Länder erleichtern.

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Kathrin Zeller

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