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Event Reports

Kommunen als Moderatoren in der Mitte eines Netzwerks

von Katharina Schütz

Bericht über die Veranstaltung "Kommunale Gesundheitspolitik – Gesundheitliche Versorgung Älterer im ländlichen Raum"am 12./13. Dezember 2013 im Schloss Eichholz

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In der Bevölkerung nehmen gesundheitliche, psycho-somatische und soziale Probleme zu. Der demografische Wandel führt zu einer zunehmend älteren Gesellschaft. Gesundheitliche Versorgung dagegen läuft in manchen Stadtteilen und insbesondere in ländlichen Regionen zunehmend auf minimalstem Niveau. Die Kommunen als zentrale Organisations- und Koordinationseinheiten werden vor diesem Hintergrund heute und zukünftig vor entscheidende Herausforderungen und gesteigerte Verantwortlichkeiten gestellt.

Im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung diskutieren und informierten sich kommunale Mandats- und Funktionsträger, Fachleute aus Kommunalverwaltungen und Gesundheitswesen sowie politisch interessierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger, wie auf kommunaler Ebene die Gesundheitsversorgung, Pflege und Betreuung gesichert und organisiert werden kann.

Die bereits existierende Problemlösungskompetenz der Kommunen wurde verdeutlicht und weitere Möglichkeiten für eine Verbesserung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung, Aktivierung des Ehrenamtes sowie der kommunalen Datenbasis aufgezeigt.

Dr. Claus Weth, Gesundheitsplaner der Stadt Münster, stellte die Initiative „Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland“ vor, dessen Geschäftsführer er ist. Thema seines Vortrags: „Altern in guter Gesundheit: eine ungenutzte Trumpfkarte der Kommunen? – Öffentlicher Gesundheitsdienst und Public Health“. Das „Gesunde Städte-Netzwerk“ ist über mehrere Kompetenzzentren organisiert, um die Gemeinschaftsaufgabe der Gesundheitsförderung und Prävention zu organisieren. Stellschrauben sind dabei die Beteiligung der Bürger, Unterstützung für Verantwortliche in den Kommunen, Aufstellen von Aktionsplänen sowie der Förderung der Kommunikation. Ziel ist es, nachhaltig eine Chancengerechtigkeit für ein gesundes Leben vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu schaffen.

Über die „Zukunft der ambulanten ärztlichen Versorgung in strukturschwachen Gebieten“ referiert Dr. Heike Zimmermann, Referentin Gesundheitspolitik der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Sie benennt zunächst die Aufgaben der KV und erläutert zentrale Herausforderungen für die ärztliche Versorgung am Beispiel des Raumes Niederrhein. Die jüngste Reform der Bedarfsplanung soll genauer Aufschluss über den zukünftigen Bedarf geben, um die Lage in den Regionen hinsichtlich der hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung zu optimieren. Zentrale Frage ist: Wie fördere ich die Niederlassung von Ärzten in ländlichen, strukturschwachen Regionen? Hier sind die Gemeinden gefragt, die Attraktivität des Standorts zu erhöhen. Aber auch neue Delegationsmöglichkeiten ärztlicher Leistungen und die Einführung neuer Versorgungsformen sind gefragt.

Dr. Karl Blum stellt zum Abschluss des ersten Tages eine Studie des Dt. Krankenhausinstituts e.V. vor, die sich mit „Krankenhäusern als regionale Gesundheitszentren“ befasst. Die Studie hat erhoben, wie die Krankenhäuser in NRW als regionale Gesundheitszentren, Gesundheitswirtschaftszentren und Innovationszentren aufgestellt sind. Viele Kliniken bieten ein diversifiziertes Leistungsportfolio in der ambulanten sowie stationären Versorgung an und agieren dabei in einer stark vernetzten Krankenhausumwelt. In einer angeregten Diskussion trugen einige Teilnehmer vor, dass sie in ihrem Umfeld häufig ein weniger positives Bild von der regionalen Gesundheitsversorgung wahrnehmen. Vor allem auf dem Land macht sich der Eindruck breit, dass viele Krankenhäuser oder jedenfalls einzelne Stationen aufgrund einer stark angespannten finanziellen Lage oder mangelnder Nachfrage geschlossen werden müssen.

Im Rahmen eines Workshops bearbeiten die Teilnehmer die Fragestellung „Wie kann die Situation gesundheitlicher Versorgung sowie (pflegerischer) Beratung und Betreuung auf kommunaler Ebene erfasst, prognostiziert und beeinflusst werden?“

Den Abschluss bildet das Thema „Mobilität in den Kommunen“. Die Organisation eines Bürgerbusses in Wermelskirchen stellt Paul Gerhard Pott vor. Sein Verein organisiert seit zwölf Jahren erfolgreich die Personenbeförderung im Liniendienst durch ehrenamtliche Fahrer von Bussen (6 Personen, sog. Transporter). Ein anderes Modell aus Grafschaft, Kreis Ahrweiler erläutert Bernd Profittlich. Hier steht nach der erfolgreichen Etablierung eines Jugendtaxis die Einrichtung eines Seniorentaxis vor dem Abschluss. Von großem Interesse war für alle Zuhörer, welche möglichen Hindernisse es gibt, mit welchen Akteuren unbedingt kommuniziert und kooperiert werden sollte und welche Rolle die Kommune spielen kann.

Insgesamt wurde deutlich: Auch wenn es mannigfaltige und vielfältige „Baustellen“ gibt, lassen sich bereits zahlreiche Projekte zur Gesundheitsversorgung in Deutschland als Leuchtturmprojekte benennen. Deutlich wurde auch, dass es in erster Linie die Kommunen sind, die sich um das Thema Gesundheit und Betreuung Älterer kümmern. Um in einer alternden Gesellschaft auch in Zukunft Chancengleichheit und tragfähige Versorgungsnetze sichern zu können, sind innovative Ideen ebenso wie das Engagement von Vereinen und Ehrenamtlichen gefragt. Die Kommune sollte sich als Moderator und Koordinator in die Mitte eines Netzwerks platzieren.

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Dr. Mechthild Scholl

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