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Der CDU-Politiker Leo Wohleb in einer zeitgenössischen Aufnahme. Der CDU-Politiker Leo Wohleb in einer zeitgenössischen Aufnahme. © dpa-Bildarchiv

Leo Wohleb

Oberstudiendirektor, Ministerialrat, Staatspräsident September 2, 1888 Freiburg/Breisgau March 12, 1955 Frankfurt/Main

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Wohleb, Sohn eines Kirchensteuerverwalters aus Freiburg, hätte ohne das Epochenjahr 1945 sein Leben als Schulmann hingebracht; die Nachkriegszeit hat einen Politiker aus ihm gemacht.

Seine politischen Überzeugungen beruhten auf Vorstellungen des ehemaligen linken Zentrums (Joseph Schofer), insbesondere den Prinzipien der katholischen Soziallehre, deren Subsidiaritätsgebot er in der engeren badischen Heimat realisiert sehen wollte, auf der Norm des staatlichen Föderalismus, wie sie dann bei den Verfassungsgesprächen in Ellwangen (Ellwanger Kreis) vertreten worden ist, auch auf der völkerverbindenden, jedoch den Bolschewismus ausgrenzenden Abendland-Idee, die er als Form „badischer Außenpolitik“ am Hoch- und Oberrhein zur Schweiz und zu Frankreich begann.

Da er sich in diesem Punkt mit Erzbischof Conrad Gröber gut verstand und da ihm ein gutes Verhältnis zu den Franzosen nachgesagt wurde, bot er sich 1945 in der Krise der doppelten christlichen Parteigründung als Kompromisskandidat für den Landesvorsitz der BCSV (später CDU) an. Wohleb befürwortete eine für Katholiken und Protestanten gleichermaßen offene Landespartei nach dem Beispiel der CSU. Erst mit seinem satzungsbedingten Rücktritt von der Parteiführung („lex Wohleb“) ging die BCSV in der CDU Deutschlands auf.

Durch sein rhetorisches Talent hatte er in den Anfangsmonaten die Parteiströmungen zu großer Geschlossenheit geführt. Im Februar 1948 traten er und sein Kabinett aus Protest gegen die Demontagepläne der Besatzungsmacht zurück und amtierte die folgenden 12 Monate geschäftsführend. Gegen eine unitarische Grundstimmung, verbreitete antifranzösische Ressentiments und ein einseitiges Kalkül mit Wirtschaftsdaten warb Wohleb für die Wiederherstellung des historischen Landes Baden („Vom See bis an des Maines Strand die Stimme dir, mein Badenerland!“).

In den ergebnislos abgebrochenen südwestdeutschen Ministerpräsidentengesprächen nach Absatz 1 des Neugliederungsartikels 118 Grundgesetz rief Wohleb vergebens das Bundesverfassungsgericht gegen das Neugliederungsgesetz des Bundes an, das es möglich machte, dass der Südweststaat gegen die Mehrheit der badischen Stimmbürger gebildet werden konnte.

Im Sommer 1952 bot ihm Konrad Adenauer den Posten eines Gesandtschaftsleiters in Lissabon an. Wohleb blieb dort drei Jahre. Seine letzte Mission war die Begleitung einer spanischen Wirtschaftsdelegation durch die Bundesrepublik.

Bestand: Staatsarchiv Freiburg

Paul-Ludwig Weinacht

Curriculum vitae

  • 1907–1912 Studium der Altphilologie, Archäologie, Patristik, Bibelwissenschaft in Freiburg und Greifswald
  • 1912 Staatsprüfung, danach Lehramtspraktikant an badischen Gymnasien
  • 1918–1920 Hilfsreferent im Unterrichtsministerium in Karlsruhe
  • 1920–1930 Schuldienst in Freiburg
  • 1930-31 Gymnasialdirektor in Donaueschingen
  • 1931–1934 Oberregierungsrat in Karlsruhe
  • 1934–1945 Gymnasialdirektor in Baden-Baden
  • 1945-46 Referent im Unterrichtsministerium in Karlsruhe und in Freiburg, zuletzt als Ministerialrat
  • 1946-47 Landesvorsitzender der Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei (BCSV)
  • 1946-47 Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung und Chef der vorläufigen Landesregierung in Freiburg
  • 1947–1952 MdL (CDU), badischer Staatspräsident, Kultusminister und zeitweise Chef weiterer Ministerien
  • 1952–1955 Gesandter der Bundesrepublik Deutschland in Lissabon.

 

Literatur

 

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