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Event Reports

Israelisch-jordanische Beziehungen mit europäischer Dimension

Konferenz von KAS und Netanya College

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„Der Handel zwischen Jordanien, Israel und der EU ist eine große Chance für alle beteiligten Partner – und für den Friedensprozess im Nahen Osten“, sagte Emanuele Giaufret, Chef der politischen und wirtschaftlichen Abteilung der EU-Kommissionsdelegation in Israel, bei einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem. Während des dreitägigen, hochrangigen israelisch-jordanischen Workshops vom 21. bis 23. März präsentierte Giaufret die ersten Erfolge des neuen Handelsabkommens zwischen EU, Israel und Jordanien: Im Rahmen des seit einem Jahr gültigen PanEuroMed „cumulation of origin“-Abkommens können Waren, die teilweise in Israel und teilweise in Jordanien hergestellt wurden, zollfrei in die EU eingeführt werden. Bereits heute ist die EU der wichtigste Handelspartner von Israel und Jordanien.

An der Konferenz unter dem Titel „Jordanien und Israel: Kooperation für den Frieden“, die von KAS und dem Netanya College organisiert worden war, nahmen rund 50 Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer und ehemalige Militärangehörige aus Israel und Jordanien teil. Unter den Teilnehmern befanden sich auch der israelische Botschafter in Jordanien und sein jordanischer Amtskollege. In verschiedenen Arbeitsgruppen wurden zahlreiche Aspekte der israelisch-jordanischen Beziehungen teilweise kontrovers diskutiert, darunter die Kooperation im Erziehungswesen, die Rolle der Medien, und gemeinsame Infrastrukturprojekte wie der ehrgeizige Plan, das Tote Meer durch einen Kanal vom Roten Meer vor dem Austrocknen zu retten und dabei gleichzeitig Energie und durch Entsalzung Frischwasser zu erzeugen.

Wie wichtig die Zusammenkunft von Israelis und Jordaniern war, wurde durch eine Metapher verdeutlicht: Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sei wie ein Baum, der sehr lange nicht gegossen worden sei. Die Folge sei eine wachsende Entfremdung zwischen beiden Ländern.

Der Journalist Zvi Barel von der israelischen Tageszeitung Haaretz und Kommunikationswissenschaftler Gadi Wolfsfeld zeigten deutlich, dass Jordanien im israelischen Mediendiskurs derzeit nicht vorkommt – und dies aus dem eigentlich positiven Grund, dass sich das Land nicht mehr im Konfliktzustand mit Israel befindet. Berichtenswert scheinen israelischen Medien jedoch nur konflikthaltige Geschichten, so die Medien-Experten. Auf der jordanischen Seite bestehe dagegen ein ständiges Bedürfnis nach Informationen über Israel, berichtete George Hawatmeh, ehemaliger Chefredakteur der Jordan Times: „Denn wenn in Jerusalem jemand nießt, bekommt in Amman jemand Schnupfen.“

Die Experten waren sich einig, dass der Friedensprozess zwischen beiden Ländern ein konstantes Lernen übereinander erfordert – und nicht nur das: Der Erziehungswissenschaftler Daniel Bar-Tal von der Universität Tel Aviv erklärte, dass Versöhnung eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels auf beiden Seiten bedürfe, in dem die kollektive Wahrnehmung des jeweils anderen, die vorherrschende Geschichtsnarrative und das Verständnis für die Bedeutung und die Kosten von Frieden hinterfragt werden müsse. Dazu sei eine stetige Erziehung zum Frieden in Schulen, Medien und Gesellschaft nötig.

Die Konferenz machte auch deutlich, dass Israel und Jordanien viele gemeinsame Herausforderungen, wie etwa die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus und durch Drogenschmuggel an der gemeinsamen Grenze, und gemeinsame Ziele teilen, darunter Umweltschutz, Lösung der Wasserproblematik, Freihandel und friedliche Koexistenz.

Der letztgenannte Punkt wurde abschließend noch einmal von Zeev Boim, dem israelischen Minister für Einwanderungsfragen, betont: „Dieses Treffen war extrem wichtig. Beide Nationen sehen sich extremistischen Kräften gegenüber, die den Frieden im Nahen Osten verhindern wollen. Nur gemeinsam können wir gegen diese Kräfte bestehen.“

Rolf Behrens

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