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Event Reports

Neue Energien für den Frieden

Erneuerbare Energie in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten war das Thema des zweitägigen Treffens von israelischen und palästinensischen Experten, das von der Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem und ihrem Partner IPCRI (Israel/Palestine Center for Research and Information) am 23. und 24. Juli 2010 im Ambassador Hotel in Jerusalem veranstaltet wurde. Unter den Teilnehmern waren sowohl Vertreter von verschiedenen NGOs, als auch Vertreter aus der Wirtschaft.

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Eingangs wurden zunächst die beiden Ziele für dieses Treffen formuliert: Zum einen die Frage nach der Entwicklung der Solarenergie auf beiden Seiten, als auch die Frage, wie eine mögliche Kooperation zwischen den Ländern stattfinden und aussehen könnte.

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Eröffnung des Workshops und Zielsetzung

Zum heutigen Stand der Energieversorgung in der Region hielt die Vorsitzende einer israelischen Umweltorganisation einen einleitenden Vortrag. Sie wies dabei darauf hin, dass Israel in diesem Juni durch die extreme Hitzewelle den höchsten Energieverbrauch überhaupt hatte. Israel kam dabei an den Rand seiner Kapazität und brauche dringend andere Energiequellen, um den hohen Energiebedarf, vor allem in den heißen Sommermonaten und den stetig steigenden Bedarf von 3,5 – 4% im Jahr zu bewältigen. Zudem wies sie auf die Außenseiterstellung Israels in der Region hin. Aufgrund der politischen Gegebenheiten sei es für Israel nicht möglich, Strom aus angrenzenden Ländern zu beziehen. Auch Israel-freundliche Länder, wie Ägypten und Jordanien, würden keinen Strom liefern, da sie mit anderen arabischen Ländern in einem Stromverband seien, zu dem u.a. Syrien gehöre.

Das Bauen von neuen Kraftwerken gestalte sich in Israel schwierig, da es nicht viel Fläche gäbe und die Umweltorganisationen sich gegen den Bau von neuen Kraftwerken wehren. Noch problematischer wäre die Situation mit einem Kernkraftwerk, da man dort noch die politische Situation beachten müsse.

Israels Ziel sei es, dass 10% der Energie im Jahr 2020 von alternativen Energiequellen komme. Bereits jetzt wurde der Anteil von Energie, der mit Kohle gewonnen wurde, von 65% auf 40% reduziert, da Gasvorkommen entdeckt wurden.

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No Planet B - die Energieresourcen müssen besser genutzt werden

In den palästinensischen Gebieten sieht die Situation anders aus, da es nur in Gaza ein eigenes Kraftwerk gibt. Das Westjordanland wird komplett von Israel durch drei Verteilerstationen mitversorgt. Auch hier steige die Nachfrage nach mehr Energie stetig, so ein Teilnehmer, der palästinensische Firmen in Fragen bezüglich erneuerbarer Energien berät. Er wies zudem darauf hin, dass die Solarenergie eines der besten Energiequellen für einen zukünftigen eigenständigen Staat sei, da die Sonnenbedingungen optimal seien. Dies gelte aber ebenso für Israel und die umliegenden Länder. Bereits jetzt benutzen beide Seiten mit großem Erfolg erneuerbare Energie bei der Wassererwärmung. In Israel wird heutzutage in über 90% der Haushalte das Wasser durch Solarenergie erwärmt, allerdings erspart dies nur ca. 4% Stromenergie jährlich.

Bei dem Treffen wurden zudem nicht nur die gegenwärtige Situation angesprochen, sondern auch die möglichen alternativen Energiequellen, die mit der Sonneneinstrahlung arbeiten.

Zum einen gibt es die Möglichkeit, elektrische Energie durch die Photovoltaik (direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie mittels Solarzellen) zu produzieren oder mit Hilfe eines Sonnenwärmekraftwerks. Die erste Variante kann in privaten Haushaushalten verwendet werden, indem Solarmodule im Garten oder vorzugsweise auf dem Dach aufgestellt werden und ist in der Anschaffung relativ kostspielig. Ein Sonnenwärmekraftwerk dagegen ist günstiger in der Anschaffung und ertragreicher, benötigt jedoch eine größere Fläche zum Aufstellen.

Auf die möglichen horrenden Kosten für die Installation von Solarmodulen angesprochen, meinte ein israelischer Experte auf dem Gebiet elektrischer Energie, dass in vielen Ländern (z.B. USA) der Staat die Installation von Privatleuten durch Steuervorteile fördere. Zudem könnten Bürger mit einer eigenen Solaranlage übrigen Strom an das lokale Stromnetz verkaufen und so langfristig noch daran verdienen. Diese Stromzuspeisung sei bereits seit Mitte 2008 in Israel gesetzlich festgelegt und sei Ende letzten Jahres noch einmal erweitert worden, so dass nun Anlagen, kommerzieller und privater Art, zwischen 50kW und 5MW erzeugen dürften. In der abschließenden Diskussionsrunde konnte die gesamte Gruppe zudem einige Investoren auflisten, die in Frage kommen als Geldgeber für Solarprojekte in der Region.

Eine weitere Methode der alternativen Energiegewinnung, die Windenergie, wurde ebenfalls auf dem Treffen vorgestellt. Bereits seit 1992 gibt es einen Windpark in den Golanhöhen in Israel, der bis zu 20.000 Haushalte mit Strom versorgt. Weitere Untersuchungen stehen an, um die Windstärke an anderen Orten in Israel zu testen und eventuell weitere Windparks aufzustellen. Im Westjordanland gibt es noch keinen größeren Windpark, jedoch gibt es bereits auf kleinerer Ebene Windenergieprojekte. So konnte die israelische NGO Comet-ME in den vergangenen Jahren durch die Aufstellung von kleinen Windkraftanlagen in den Bergen südlich von Hebron viele Beduinenfamilien, die nicht vom lokalen Stromnetz mitversorgt werden, mit eigenem Strom versorgen und die Lebensbedingungen der Menschen erheblich verbessern.

Da auf beiden Seiten der Sektor der erneuerbaren Energie im Ganzen allerdings noch nicht sehr entwickelt ist, sprachen einige Teilnehmer die Möglichkeit an, Experten aus Drittländern hinzuzuziehen. Besonders Deutschland wurde von allen lobenswert erwähnt als das führende Land auf dem Gebiet der Solarenergie, aber auch Spanien wurde als möglicher Kandidat genannt.

Ebenso fand die Idee großen Anklang, dass palästinensische Experten bereits bei existierenden Solarfirmen in Israel bzw. bei bereits existierenden Solaranlagen, wie z.B. im Kibbuz Ketura in der Negevwüste angelernt werden könnten.

Einer der palästinensischen Teilnehmer erwähnte dabei die vielen Ingenieure im Westjordanland, die eine optimale Ausgangssituation schaffen würden.

Alle Experten waren sich zum Ende dieses zweitägigen Treffens einig, dass der Sektor der erneuerbaren Energien eine Möglichkeit der gemeinsamen Zusammenarbeit biete, jedoch sei es noch ein langer Weg, da die Solarenergie auf beiden Seiten noch in den Kinderschuhen stecke. Zudem müssten auch noch einige rechtliche Grundlagen für eine zukünftige Kooperation geklärt werden.

Auf beiden Seiten konnten allerdings für die Zukunft Kontakte zwischen den Teilnehmern geknüpft werden.

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Teilnehmer hören interessiert dem Vortrag über die Energiesituation im Westjordanland zu

Im Oktober veranstaltet die KAS zusammen mit IPCRI ein Folgetreffen zu dem u.a. einige Teilnehmer von diesem Treffen und weitere Experten auf diesem Gebiet eingeladen werden, um die Zukunft der erneuerbaren Energien in Israel und der Region noch weiter zu vertiefen und konkrete Projekte zu planen.

Sarah Waimann

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