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Event Reports

Expanding Energy Cooperation Options in Northeast Asia for a Unified Korean Peninsula: The Lessons from Germany

Die Veranstaltung am 02. Dezember 2015 in Seoul beendete die lange Reihe seit 2011 durchgeführter energiepolitischer Maßnahmen des Auslandsbüros Korea der KAS in Zusammenarbeit mit dem SERI-EU Center der angesehenen Yonsei-Universität. Gleichzeitig bildete sie die Zäsur der Übernahme von KAS-Maßnahmen zu klima- und energiepolitischen Themen in Korea durch das neue, in Hongkong ansässige KAS-Regionalprojekt Energiesicherheit und Klimawandel in Asien und Pazifik (RECAP).

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Zu Beginn der ersten Session erläuterte Prof. Dr. Gerhard Sabathil, der Botschafter der EU in Südkorea, in seinem Grußwort, dass die Energieeffizienz eines Gesamtkoreas eine wichtige Komponente der Wiedervereinigung sei. Vor der Wiedervereinigung Deutschlands sei dies kein Thema gewesen. Die Energiesituation in der DDR sei jedoch mangelhaft gewesen, und hohe Investitionen mussten getätigt werden, ohne dass man sich im Vorfeld darauf hätte einstellen können. Die Situation sei bei der Wiedervereinigung Koreas ähnlich, da Nordkorea keinesfalls die gleichen Umweltstandards wie Südkorea erfülle. Die ganze Region Nordostasiens könne sich ein Beispiel an der Energieunion in der EU nehmen, da dieses Modell von allen Mitgliedstaaten erfolgreich verfolgt werde. Die Relevanz der Energiedebatte rücke durch die aktuelle Pariser Klimakonferenz weiter in das Bewusstsein der Bevölkerung, was auch in Südkorea zu begrüßen sei.

Energiesicherheit und Klimawandel im Asien-Pazifik-Raum: Herausforderungen und Chancen für Deutschland

Dr. Peter Hefele, Direktor des KAS-Regionalprojekts RECAP in Hongkong, eröffnete die zweite Session der Konferenz. Er beschrieb zunächst Deutschlands aktuelle Rolle in der weltweiten Klimapolitik. Man habe die Wichtigkeit dieses Themas erkannt – die deutsche Politik nutze Diplomatie und Entwicklungszusammenarbeit, um das Bewusstsein für Energie und Klima global zu steigern. Da Energiepolitik jedoch der nationalen Gesetzgebung unterliege, stünden vor allem die EU-Mitgliedsstaaten vor großen Herausforderungen. Diese müssten ihre Energiepolitiken untereinander besser koordinieren, Vorteile eines gemeinsamen Energiemarkts erkennen und somit eine starke europäische Stimme innerhalb der internationalen Gemeinschaft bilden. Steigender Energieverbrauch sowie Ressourcenkonflikte im Nahen Osten und Afrika würden eine Energiewende weltweit notwendig machen, betonte Hefele. Deutschland könne dabei als Vorreiter dienen und müsse andere Nationen überzeugen, sich seinen Bemühungen anzuschließen.

Dabei habe Deutschland eine Bandbreite an Instrumenten, um andere Staaten in einer Politik alternativer Energien zu unterstützen. Ein integrierter Energiemarkt und eine reduzierte Kohlenstoffbilanz seien die Ziele der deutschen Energiepolitik. Die Konrad-Adenauer-Stiftung stelle dabei einen wichtigen Akteur in der Politikberatung dar. Dr. Hefele sagte, er erhoffe sich, dass Expertenwissen in konkrete Handlungsempfehlungen für die Partnerländer der Stiftung umgewandelt werde und auch zu Koreas Entwicklung beitragen könne. In Hongkong, einem regionalen Zentrum des Asien-Pazifik Raums, sei deshalb ein neues Projekt der KAS initiiert worden, welches mehr als siebzig lokale Büros in ihren Bemühungen zur Energiewende unterstützen soll.

Schlüsselthemen seien ein gemeinsamer Energiemarkt und nachhaltige Entwicklung in der Region, fuhr Hefele fort. Da Märkte stets von Staaten dominiert würden, führten Rohstoffe zu Machtkonflikten. Ein integrierter Energiemarkt dagegen könne zur friedlichen Kooperation in Nordostasien beitragen. Es gelte, das Bewusstsein der Menschen zu steigern, wie Energie produziert und konsumiert werde. Die asiatischen Metropolen könnten dabei einen großen Unterschied bewirken, vor allem durch die Unterstützung der jungen Generation und auf die lokalen Partner angepasste Programme.

Wandel der deutschen Energiepolitik – vor und nach der Wiedervereinigung

Prof. Dr. Christian Juckenack von der Fachhochschule Erfurt widmete sich dem Wandel der deutschen Energiepolitik vor und nach der Wiedervereinigung. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass man fossile Energien brauchte, um Wirtschaft und Wohlfahrt eines Landes zu entwickeln. Doch nun sei es an der Zeit, nachhaltige Lösungen zu finden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg differierten die Energiequellen in beiden Teilen Deutschlands. Im Westen sei vorwiegend Steinkohle, im Osten Braunkohle gefördert worden, womit der Westen bessere Chancen in seiner Entwicklung gehabt habe. Die Einführung der Atomenergie sei ebenfalls im Westen erfolgreicher verlaufen als im Osten, u.a. aufgrund von Restriktionen der Sowjetunion. In Ostdeutschland gab es zwar bedeutende Uranvorkommen, diese dienten jedoch als Reparationszahlungen an die Sowjetunion, ohne die jene kaum zur atomaren Aufrüstung während des Kalten Kriegs fähig gewesen wäre.

In den 1970ern sei es im Westen dann zu einem gesellschaftlichen Dissens bezüglich der Energiepolitik gekommen. Durch Strahlungsrisiko, Kraftwerksunfälle, die ungelöste Atommüll-Endlagerungsfrage sowie Smog, Waldsterben, sauren Regen und Öl-Imperialismus habe sich eine „Anti-Nuklear-“ und „Anti-Fossil-Bewegung“ entwickelt. Im staatlich gelenkten Osten sei die Einstellung der Bevölkerung zur Energiepolitik weniger differenziert, die Lage nach der Wiedervereinigung aufgrund von Umweltschäden und dem Verschleiß der Wirtschaft aber umso dramatischer und teurer gewesen. Nach der Wiedervereinigung habe sich dann ein weiterer Wandel hin zu Erneuerbaren Energien vollzogen. Es folgten neue Gesetze und strenge Regulierungen, die die Umsetzung der Energiewende forcieren sollten.

Insgesamt lasse sich sagen, dass die deutsche Energiewende seit 1990 mehr oder weniger erfolgreich war, die wichtigsten politischen Etappenziele jedoch erreicht wurden. So sei der Anteil der Erneuerbaren Energien bei Primärenergie auf 11%, bei Elektroenergie auf 26% ausgebaut worden, der Atomausstieg vollziehe sich bis 2022 und auch die CO2-Emmissionen seien um etwa 20% gesenkt worden. Letzteres liege allerdings zu einem großen Teil an der De-Industrialisierung des Ostens. Außerdem sei der Energieverbrauch durch Erhöhung der Energieeffizienz und –intensität um etwa 10% gesenkt worden. Es habe sich ein neuer „Green Tech“-Markt entwickelt, wie bspw. Investitionen in Windfarmen oder Solarenergie. Juckenack merkte an, dass dies für ein technisch fortgeschrittenes Land kein Problem sein sollte, und er hoffe, dass Deutschlands Markt für Erneuerbare Energien ein Konzept sein könne, dass sich auch andere Industrieländer aneignen. Eine offene Frage bleibe aber immer noch, ob man mit diesen Erneuerbaren Energien wirklich den globalen Energiebedarf decken könne. Eine Kombination aus Grüner Energie und Atomenergie könne eine Lösung sein, wenn man den Klimawandel wirklich ernst nehme. Ein sicheres Ziel müsse es nämlich geben, und zwar von den fossilen Brennstoffen wegzukommen.

In der EU sei man momentan von verschiedensten Energie-Politiken umgeben, führte Juckenack fort. So gebe es in der EU insgesamt 131, weltweit 437 Atomkraftwerke. Der Ausbau der Kernkraft könne zwar zur CO2-Reduktion und zur Energiesicherheit beitragen, sei aber mit Deutschlands Politik nicht konsensfähig. Schwachstellen der deutschen Energieversorgung seien momentan unzureichende Stromleitungen, in die 30 bis 40 Milliarden Euro investiert werden müssten sowie ein Bedarf an weiteren Energie-Speichersystemen. Außerdem seien die Kosten für private Haushalte und Industrie gestiegen, was bereits die Abwanderung von Firmen ins Ausland zur Folge gehabt hätte.

Professor Juckenack fasste zusammen, dass Deutschland nach der Wiedervereinigung seine Energieeffizienz und den Anteil Grüner Energie steigern konnte, aber noch immer stark von Energieimporten abhängig sei. Ostdeutschland sei dabei ein wichtiger Faktor in der Energiewende gewesen, da dort viel Geld in den neuen Energiemarkt investiert werden konnte und musste. Die Wiedervereinigung sei eine Chance zur Erneuerung der Energie-Infrastruktur und damit erfolgreich gewesen. Was die Zukunft Erneuerbarer Energien global betreffe, wäre es eine Lösung, einen integrierten Markt zu schaffen, an bevorzugten Lagen Energie zu produzieren (Windenergie an der Küste, Sonnenenergie in der Wüste etc.) und diese dann durch Stromnetze zu verteilen.

Energie-Strategien Gesamtdeutschlands und Schlussfolgerungen für ein vereintes Korea

Kwanghee Yeom, Doktorand am Environmental Policy Research Centre der Freien Universität Berlin, präsentierte eine koreanische Perspektive bezüglich Energiepolitik. Um aus der deutschen Erfahrung lernen zu können, müsse man zunächst die Umstände verstehen. Während des Kalten Kriegs sei Westdeutschland trotz Antagonismus und Eisernen Vorhangs eine Energie-Kooperation mit der UdSSR eingegangen. Als die Berliner Mauer fiel und es zur Wiedervereinigung kam, sei die Soziale Marktwirtschaft auch im ehemaligen Osten eingeführt worden. Nach 25 Jahren an Investitionen in den Wiederaufbau gebe es dort aber noch immer soziale Issues und eine „Ostalgia“. Der Westen habe das ostdeutsche Energiesystem absorbiert. In der DDR habe man wenig Bewusstsein für Umweltfolgen gehabt – wichtig sei gewesen, ausreichende und günstige Energie für alle zu produzieren, was zu schwerwiegenden Umweltschäden und niedriger Energieeffizienz geführt habe. Außerdem sei die Energie-Infrastruktur sehr alt gewesen, weshalb nach der Wiedervereinigung große Investitionen geleistet werden mussten. Die Privatisierung und Liberalisierung des Energiemarkts habe jedoch mittel- und langfristig zu ökonomischer Effizienz und einer geringeren Umweltverschmutzung geführt.

Die gesamtdeutsche Situation sei gespalten. Einerseits konnten Treibhausgase reduziert werden, doch die Energieabhängigkeit des Landes sei noch immer groß, fuhr Yeom fort. Bis 2022 sollten alle Reaktoren abgestellt werden, und man frage sich, was weitere finale Ziele, vor allem in Bezug auf Erneuerbare Energien, seien. In Bezug auf Korea gebe es viele Ähnlichkeiten: beides seien ressourcenarme und importabhängige Staaten. Infrastruktur und BIP würden sich zwischen den beiden Koreas aber um sehr viel mehr unterscheiden, als es bei der alten Bundesrepublik und DDR der Fall war. Aufgrund dieser sehr viel größeren Lücke bedürfe es frühzeitiger Vorbereitungen für den Fall einer koreanischen Wiedervereinigung. Auch die internationalen Beziehungen Koreas im nordostasiatischen Raum würden ein aktuelles Problem darstellen und den Fokus des Landes von Umweltfragen ablenken. Doch der Wille zum Klimaschutz sei da. Der Energie-Deal zwischen Westdeutschland und der Sowjetunion habe gezeigt, dass zwei antagonistische Staaten wirtschaftliche Kooperation eingehen können. Das Nordstream-Projekt sei wichtig für Russlands Beziehungen mit West-Europa gewesen, ein ähnliches Pipeline-Projekt könne auch im nordostasiatischen Raum für Stabilität sorgen.

Korea müsse seine Importabhängigkeit durch Diversifizierung der Lieferanten und Energiequellen reduzieren. Dies könne nicht über Nacht erreicht werden, betonte Yeom, man brauche einen Langzeit-Plan und eine Strategie für die Übergangszeit. Man könne von Deutschlands Zielstrebigkeit lernen und müsse sich zumindest ein festes Ziel setzen. Korea sei eines der Länder mit dem höchsten Anteil an nuklearer Energie. Menschliches Versagen, Naturkatastrophen und Atommüll seien die offensichtlichen Nachteile dieser Energiequelle. Wenn man die Kosten zur Beseitigung des Atommülls hinzurechne, sei nukleare Energie sehr viel teurer als gedacht. Außerdem müsse man in Korea den Verbrauch von Kohlenenergie überdenken, um Treibhausgase zu vermindern. Durch Verwendung von Biogas könnten die Emissionen um die Hälfte reduziert werden.

Diplomatische Herausforderungen – Energieintegration als Impuls

Der ehemalige Außenminister und Professor an der Seoul National University, Young-Kwan Yoon, erklärte, dass die Wiedervereinigung Koreas maßgeblich durch die besondere geopolitische Situation Koreas erschwert werde. Korea sei von vier Großmächten umgeben: China, Japan, Russland und Amerika. Diese Großmächte unterstützten offiziell eine friedliche Wiedervereinigung durch ihre Politik. Tatsächlich würden die vier Staaten den status quo jedoch befürworten, da sich dieser für die Großmächte als vorteilhaft erwiesen habe.

Die Großmächte befürchteten, dass ein vereinigtes Korea eine gegnerische Allianz bilden könnte. Die USA sei zwar ein Unterstützer der freiheitlich-demokratischen Ordnung, jedoch müssten sie ihre auf der Halbinsel stationierten Truppen im Falle einer Allianz zwischen einem Gesamtkorea und China abziehen. Ebenso würde die Rechtfertigung für die Stationierung amerikanischen Militärs in Japan wegfallen. Diese zwei Stützpunkte würde die USA jedoch keineswegs verlieren wollen, da ihre gesamte Ost-Asien Strategie auf ihnen aufbaue. Japan befürchtete, dass ein Gesamtkorea eine Allianz mit China bilden könne. Russland und China hätten wiederum Bedenken gegenüber einer Allianz mit den USA. Südkoreas diplomatische Bemühungen müssten sich deshalb darauf konzentrieren, das Misstrauen der vier Großmächte auszuräumen. Auch wenn die sechs Parteien-Gespräche vorerst gescheitert seien, sei Aufgeben keine Option. Eine Annäherungspolitik sei dringend nötig, um die innerkoreanischen Beziehungen zu verbessern. Diese könne durch verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit erreicht werden, wobei die Energiekooperation als Anknüpfungspunkt dienen könne, schlug Young-Kwan Yoon vor.

Bilaterale und multilaterale Gaskooperation in Nordostasien und die Auswirkungen auf ein wiedervereinigtes Korea

Professor Keun-Wook Paik beschäftigte sich in seinem Vortrag zu Beginn der dritten Session mit den möglichen Optionen der Naturgas-Kooperationen in Nordostasien und deren Auswirkungen auf ein vereinigtes Korea. Flüssigerdgas werde für die Energiesicherheit eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Medien in Korea hätten bisher nur sehr einseitig und negativ über die Thematik der möglichen Gaskooperation berichtet, bedauerte Paik. Die steigende Relevanz des Flüssigerdgasimports sei auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Maßgeblich habe der Fall des Ölpreises im Sommer 2014 und die wachsenden nachteiligen Folgen des Klimawandels zum Anstieg beigetragen. Ein weiterer Grund sei die zunehmende Konkurrenz zwischen Russland und den USA bezüglich der erfolgreicheren Annäherungspolitik an Asien, wobei Export- und Importvereinbarungen als Instrumente eingesetzt würden. Russland sei als Flüssiggasexporteur ständig auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. Momentan sei das Ziel, den asiatischen Energierohstoffmarkt zu erschließen, betonte Prof. Keun-Wook Paik.

2014 hatten China und Russland Vereinbarungen über 30-jährige Gaslieferungen Russlands nach China - Power of Siberia I und II - geschlossen. Mit dieser Kooperation Chinas mit Gazprom sei ein Durchbruch gelungen, mit dem beide Staaten zuletzt gar nicht mehr gerechnet hätten, führte Paik weiter aus. Die Routen der Pipelines, die für die Durchführung der Energieversorgung ausgeweitet werden müssten, seien noch nicht sicher bestimmt. Fest stünde aber, dass eine Route welche über Wladiwostok führen solle, auf die Finanzierung Japans angew iesen sei. Japan habe sich allerdings nach den Sanktionen der EU gegenüber Russland aufgrund der Besatzung der Krim von dem Projekt zurückgezogen.

Mögliche Flüssiggaskonsumenten seien neben China auch Japan und Korea, stellte Paik fest. Wenn die Abnehmer miteinander kooperieren würden, dann könnte die Route der Pipelines zu deren Gunsten festgelegt werden. Korea hätte hierbei eine echte Chance, die Route so zu beeinflussen, dass über die chinesischen Städte Harbin-Shenyang-Beijing-Weihai das Gas direkt in den südlichen Teil der Halbinsel geleitet werden würde. Für ein wiedervereinigtes Korea sei es eine Option, die Pipeline von Shengyan über Pyongyang nach Seoul zu leiten.

Südkorea konzentriere sich momentan noch zu stark auf Nuklearenergie, folgerte Professor Paik. Präsidentin Park habe die Option der Mitfinanzierung der Pipelines in den letzten Treffen mit Präsident Xi Jinping nicht angesprochen. Dies sei sehr bedauerlich, da Südkorea hiermit eine einmalige Chance vertan habe. Der konventionelle bilaterale Ansatz könne durch multilaterale lukrative Energieintegration in Nordostasien ersetzt werden, um eine bisher unerreichte Energiesicherheit zu erzielen.

Im Anschluss befasste sich Professor Myungsik Ham in seinem Vortrag mit der One belt one road- Initiative (OBOR) Chinas und deren Auswirkungen auf eine mögliche Energiekooperation in Nordostasien. Die OBOR habe einen großen Effekt auf viele asiatische Staaten. Der Einfluss könne in zwei unterschiedliche Kategorien unterteilt werden: zum einen die Auswirkung auf die Versorgungssicherheit und zum anderen auf den Wirtschaftssektor. Die OBOR-Initiative werde mit dem chinesischen Interesse am Ausbau seiner hegemonialen Stellung in Asien und dem Wunsch, sich auf lange Sicht als wirtschaftlicher Gegenspieler der USA zu etablieren, begründet. Jedoch könne die Initiative auch mit dem chinesischen Wunsch nach gemeinschaftlicher Entwicklung und dem Ausbau strukturschwacher asiatischer Regionen begründet werden, erklärte Ham.

Es stelle sich nun die Frage, wie die OBOR-Strategie mit dem Problem der Energiesicherheit verbunden werden könne. Nordkorea hätte extreme wirtschaftliche Probleme und auch Russland sei aufgrund der Sanktionen der EU in Folge der Krimbesetzung wirtschaftlich angeschlagen. Um diese wirtschaftlichen Schwächen auszugleichen, müssten langfristig neue Modelle erarbeitet werden. Da die innerkoreanischen Beziehungen momentan stark angespannt seien und selbst eine wirtschaftliche Zusammenarbeit in weiten Bereichen ausgeschlossen werde, müsse man sich auf den Großraum Nordostasien konzentrieren. Eine multilaterale Zusammenarbeit sei in diesem Bereich möglich, da China die OBOR-Initiative auf das Prinzip der Gleichberechtigung der beteiligten Staaten stütze.

Russlands und Chinas Energiekooperation mit Nordkorea und die Auswirkungen auf den Energiesektor eines Gesamtkoreas

Zu Beginn der Session hielt Leo Byrne einen Vortrag über russische Öllieferungen an Nordkorea und die Auswirkungen auf eine Energiekooperation zwischen Nordkorea und China. Byrne arbeitet für NK News und hat seit Mitte 2014 die Routen nordkoreanischer Schiffe und Tanker analysiert. Zwar würden bereits zugängliche Daten über die Frequenzen und Routen des nordkoreanischen maritimen Verkehrs existieren, jedoch habe Nordkorea selbst keine Daten veröffentlicht, erklärte Byrne. Die Daten, die Russland zum Thema zur Verfügung stelle, seien oftmals lückenhaft. NK News sammle eigene Daten, die nicht von staatlicher Hand stammen und werte sie aus. Nur so sei deren Verlässlichkeit garantiert, betonte Byrne.

Die Analysen würden sich auf mehrere Faktoren beziehen und seien anhand von AIS-Transpondern gesammelt worden. Untersucht worden seien die Art der Schiffe, ihre Zielhäfen und wie tief die Schiffe unter dem Meeresspiegel liegen, was Aufschluss über deren Fracht zulasse. Es sei illegal, AIS Transponder auszuschalten, welche grundsätzlich bei jedem Schiff über 300 Tonnen mitgeführt werden würden. Dies hindere Nordkorea jedoch nicht daran, die Transponder in Einzelfällen trotzdem nicht eingeschaltet mitzuführen.

Nordkorea habe momentan ca. 18 funktionstüchtige Öltanker, denn die Flotte sei in naher Vergangenheit ausgebaut worden. Die Schiffe seien kleine Modelle und in schlechtem Zustand, weswegen die Routen oftmals in Küstenregion verlaufen würden. Die häufigsten Anlaufstellen für nordkoreanische Tanker seien russische Häfen, worunter der Hafen von Wladiwostok das wiederum häufigste Ziel sei. Problematischer als die Beschaffung von Öl auf dem Meeresweg sei es, das Öl von den nordkoreanischen Häfen zu den Raffinerien zu befördern. Das Straßennetz in Nordkorea sei sehr schlecht ausgebaut, und so gestalte sich der Transport über den Landweg vor allem im Winter schwierig. Ein weiteres Problem bei der Analyse der einzelnen Routen nordkoreanischer Schiffe sei das „flagging“ – hierunter versteht man den Vorgang, wenn ein Schiffen unter einer anderen Flagge als der seines Ursprungsstaates fährt. Nordkorea nutze dies, um nah an der südkoreanischen Küste vorbeifahren zu können.

Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland hätten sich im letzten Jahr stark verbessert. Die Öl- und Gaspreise seien durch den verstärkten Nachschub von russischer Seite in Nordkorea im letzten Jahr gesunken. Die Frage, ob Nordkorea auf den verstärkten Import von russischen Öl angewiesen sei, um eine lange ausstehenden Bedarf zu decken, oder ob der Bedarf in letzter Zeit durch wachsende Wirtschaftssektoren gestiegen sei, könne aus der Ferne nicht beurteilt werden, schloss Byrne seinen Vortrag.

Der Moderator Prof. Dr. Beom-Shik Shin erläuterte zusammenfassend, dass Nordkorea momentan 500.000 Tonnen Öl aus China und, wie sich aus der Analyse von NK News zeige, ca. 500.000 Tonnen Öl aus Russland importiere. Diese Feststellung könne für die Untersuchung der wirtschaftlichen Stärke des Landes herangezogen werden.

Im Anschluss befasste sich Prof. Jungwon Cho mit der chinesisch-russischen Kohlekooperation und deren Auswirkungen auf die koreanische Halbinsel. Die chinesischen Kohleimporte von russischer Kohle machen nur 6% der gesamten Energieversorgung aus. Nichtsdestotrotz würde dieser Kooperation eine wichtige politische Signalwirkung zukommen, betonte Cho. Russland hatte seit der Finanzkrise 2008 begonnen, Kohle nach China zu importieren, da die Nachfrage auf dem europäischen Kohlemarkt rapide gesunken war. China habe ebenso wie Russland große Reserven an Kohle. Momentan sei es für China jedoch vorteilhaft, russische Kohle zu importieren, anstatt selbst Kohle aus den eigenen Reserven abzubauen. Dies liege daran, dass die russische Kohle einen hohen Energiewert habe und der russische Kohlepreis im Vergleich zum chinesischen günstiger sei. Der gestiegene Bedarf der chinesischen Indstrie an Kohle sei mit dem starken Anstieg der Stahlproduktion zu begründen, erklärte Cho.

In der anschließenden Diskussionsrunde fügte Dr. Shamil Yenikeyeff hinzu, dass Russland mit Nordkorea in einer langjährigen Handelsbeziehung stehe, welche durch die eigenen Bodenschätze Nordkoreas belebt werden könne. Russische Unternehmen würden im Abbau der Bodenschätze beteiligt sein. In der wirtschaftlichen Beziehung zu China ginge es Russland nicht um kurzfristigen Profit, sondern darum, sich langfristig Marktanteile zu sichern. Hierin würde ein unkonventioneller neuer Ansatz der russischen Handelsstrategie liegen. Dies gelte gleichzeitig für den Handel mit Erdgas als auch für den Kohlehandel.

Professor Qiubin Wang fügte hinzu, dass die nordkoreanischen Rohstoffimporte aus seiner Sicht ein wichtiger Indikator für die Analyse der inneren politischen Stabilität des Landes seien. Ende der 1980er Jahre hatte Nordkorea durchschnittlich drei Millionen Tonnen Öl importiert – eine Million stammte aus China, eine Million aus der Sowjetunion und eine weitere Million aus Ostafrika. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verringerte sich dieser Rohstoffbezug dramatisch, da Nordkorea aus finanziellen Gründen nur noch eine halbe Million Tonnen Öl importieren konnte. Dies war ein gravierender Einschnitt in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Fazit

Prof. Dr. Chris Allsopp, ehemaliger Direktor des Oxford Institute for Energy Studies, hielt das Schlusswort der internationalen Energiekonferenz. Man habe versucht, Lektionen aus der deutschen Energiepolitik auch in Bezug auf die koreanische Wiedervereinigung zu schließen. Für Allsopp sei das deutsche Modell jedoch nicht das passende. Im Vergleich Deutschlands und Koreas seien die Unterschiede sehr groß, vor allem, was die Finanzierung einer Wiedervereinigung anginge. Der interessanteste Aspekt der deutschen Energiepolitik sei deren Zielstrebigkeit. Die koreanische Regierung, ebenso alle Staaten, müssten einen klaren Plan erarbeiten, welchen Energiemix sie anstrebten und wie der Wandel erreicht werden solle. Preise würden dabei nach wie vor weltweit eine bedeutende Rolle spielen. Kohle sei billig, Erdöl auch - für Schwellenländer sei dies von höchster Bedeutung. Für die meisten Staaten ginge es nach wie vor darum, neue Energiemärkte zu finden und Einflussbereiche auszubauen.

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Stefan Samse

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Director Rule of Law Programme Asia

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