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Workshop

Interethnische Mediation und Konflikt-bearbeitung

Gemeinsames Seminar der Vertreter von Serben, Albanern und Roma aus Bujanovac

Vom 6. bis 9. Juli 09 organisierten das CSSProjekt für integrative Mediation, die KAS und Rational Games Inc. in Palic das erste gemeinsame, interethnische Seminar von Vertretern der Serben, Albaner und Roma aus der Südserbischen Gemeinde Bujanovac.

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Details

Das unter Mediationsbedingungen durchgeführte Seminar diente einer Verbesserung des gegenseitige Verständnisses und der gemeinsamen Konfliktbearbeitung.

In Südserbien, das an den Kosovo und Mazedonien grenzt, findet sich je nach Gemeinde eine jeweils unterschiedliche, multiethnische Zusammensetzung von Serben, Albanern, Roma und anderen Bevölkerungsgruppen. Interethnische Konflikte haben in dieser Region seit der demokratischen Wende in Serbien und der Gründung eines sogenannten „Koordinierungsbüros“ (KB) für Südserbien im Jahr 2000 vorerst an Intensität abgenommen. Seit das KB gegründet wurde, hat Südserbien wieder einen höheren Stellenwert für die serbische Regierung. Sie hat viele Ressourcen in die südserbische Infrastruktur investiert, ein albanischer Abgeordneter sitzt im Parlament und die Beziehungen haben sich zunehmend beruhigt. Dennoch bleiben sichtbare Erfolge bei der Vertrauensbildung, der Konfliktlösung und dem Konfliktmanagement auf lokaler Ebene aus. Durch Boykottmaßnahmen verschiedener Volksgruppen in den lokalen Institutionen fühlen sich die örtlichen Serben in südserbischen Gemeinden machtlos während sich die Albaner für die Belgrader Regierung bedeutungslos fühlen.

Seit circa drei Jahren haben sich nationale und lokale Institutionen sowie verschiedene Bevölkerungsgruppen in Südserbien wieder zunehmend blockiert und sich die Situation verändert. Die Auseinandersetzung um den Status des Kosovo hat zu diesen Veränderungen maßgeblich beigetragen. Auch die allgemeinen Wahlen im Jahr 2008 haben zu Verunsicherung und Veränderungen in Südserbien beigetragen.

Bujanovac ist eine Gemeinde der Region mit einer relativ ausgeglichenen ethnischen Zusammensetzung und hat in diesem Sinne eine potentielle Vorbildfunktion für andere südserbische Gemeinden und die gesamte Region. Aus diesem Grund wurde ein Pilotprojekt in Bujanovac im Jahr 2009 von CSSP in Kooperation mit KAS begonnen. Die Aktivitäten in diesem Jahr umfassen eine Kombination von Workshops, Brainstorming Seminaren und einem dreitägigen, mediierten Seminar, welches nachhaltiges Verstehen und Zusammenarbeiten unter den Volksgruppen in Bujanovac, aber auch mit dem Koordinierungsbüro (KB) der Republik Serbien zum Ziel hat.

Die öffentlichen Mandatsträger- und Vertreter der Bevölkerungsgruppen benötigen eine Ausbildung zu Modellen und Strategien der Gestaltung interethnischer Beziehungen sowie Kenntnisse zu Konfliktbearbeitung. Das Projekt richtet sich daher an führende Vertreter der Bevölkerungsgruppen und das Koordinierungsbüro und umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die bereits 2008 durch Feldbesuche von CSSP und Befragungen der Beteiligten vorbereitet wurden.

Als erster Schritt der Projektumsetzung wurden bereits im Frühjahr 2009 drei eintägige intraethnische Trainings, jeweils für Serben, Albaner und Roma aus Bujanovac, durchgeführt. Innerhalb und untereinander der ethnischen Gruppen besteht Zwietracht, die es ihnen verbietet miteinander zu arbeiten und mit den jeweils anderen Volksgruppen oder dem Staat zu kooperieren. Um diese Barrieren zu überwinden hat CSSP zusammen mit Rational Games Inc. die Sprecher der jeweiligen Volksgruppen zusammengebracht. Diese haben in den o.g. Trainings Verhandlungsmethoden und Kompetenzen im gemeinsamen Umgang in ihrer Gruppe erarbeitet. Das Interaktive Professionelle Training (IPT) dient der Vorbereitung auf und der veränderten Herangehensweise an Konflikte; aber auch dem Aufzeigen von Alternativen im Umgang mit anderen Volksgruppen.

Das gemeinsame und von CSSP mediierte Seminar vom 6.-9. Juli hat an die vorausgegangenen Aktivitäten angeknüpft und alle Beteiligten zusammengebracht. Die unter Mediationsbedingungen durchgeführte interethnische Diskussion sollte dazu beitragen, ein tieferes Verständnis untereinander zu entwickeln. Es wurden konkrete und gemeinsame Aktionspläne mit ersten sichtbaren Ergebnissen erarbeitet.

Insgesamt haben 22 lokale Vertreter*, inkl. die wichtigsten, lokalen Mandatsträger sowie Vertreter aller größeren Bevölkerungsgruppen an dem interethnischen Dialog der Gemeinde teilgenommen. Dieser wurde von Dr. Juan Diaz, Mediator und Direktor von CSSP, Dr. Mark Young, Rational Games Inc., internationaler Verhandlunsgexperte, und Julius Goldmann, CSSP Mediator und Projektmanager für Serbien, geleitet.

In einem ersten Schritt des Seminars wurden die Interessen der jeweiligen Gruppen und die gemeinsamen Interessen identifiziert. Basiert auf der Harvard-Methode wurde gemeinsam der Unterschied zwischen Interessen und Positionen herausgearbeitet. Dies half den TeilnehmerInnen die Motive ihrer politischen Agenden zu hinterfragen und die Interessen anderer Gruppen von einer neuen Perspektive kennenzulernen.

In einem zweiten Schritt wurden die Hauptkonfliktpunkte definiert, entsprechend dem CSSP-Ansatz zwischen personenbezogenen, themenbezogenen und strukturellen Problemen (people, problem process).

In einer dritten Phase des Seminars wurde ein gemeinsamer Arbeits- und Zeitplan, inkl. Verantwortlichkeiten für jeden Teilnehmer und benötigten Ressourcen entworfen.

Insgesamt gibt es große Übereinstimmungen zwischen den Vertretern, welchen Themen für die Gemeinde Priorität haben sollten. Handlungsbedarf wird vor allem in den Bereichen Arbeitsbeschäftigung, Investment, Bildung und eine bessere Nutzung des lokalen Potentials gesehen. Diese Themen sind mittel- oder langfristige Aufgaben, die systematisch von lokaler und nationaler Ebene aus angegangen werden müssen.

Die Offenheit und Qualität des Dialogs bestätigte, dass die lokalen Vertreter in Bujanovac gute Beziehungen zueinander haben, ein kollegiales und nachbarschaftliches Verhältnis pflegen.

Als nächste Aktivität werden die Gemeinde und ihre Vertreter im Herbst 2009 besucht. Dabei wird vor allem die Umsetzung des Aktionsplans besprochen, sowie mögliche Probleme und Änderungen diskutiert. Diese erste einer Reihe von Folgemaßnahmen ist Teil des längerfristigen Kapazitätsaufbaus und Mediationsprozess in Bujanovac, welcher von CSSP und weiterer vor Ort arbeitender Organisationen, wie Nansen Dialogue Centre begleitet wird.

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Venue

Palic

Contact

Jelena Jablanov Maksimović

Jelena Jablanov Maksimović bild

Project Coordinator

Jablanov.Maksimovic@kas.de +381 11 3285-210 +381 11 3285-329

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