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"Ein Militärputsch ist nicht ausgeschlossen"

Michael Winzer im Interview mit hr-iNFO

Es ist bislang weitgehend friedlich geblieben in Bangkok, die Blockaden sind Teil von Massenprotesten, die schon seit Wochen das Land bestimmen, denn das Ziel der Opposition ist nach wie vor der Rücktritt der Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra. Über die Lage vor Ort und mögliche weitere Entwicklungen sprach Michael Winzer, Leiter des Thailand-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, im Interview mit hr-iNFO.

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Oppositionsführer Suthep Thaugsuban fordere zwar Reformen für das Land, bevor es zu Neuwahlen kommen könne, doch was er darunter verstehe, sei bislang vage geblieben, sagt Michael Winzer im Interview mit hr-iNFO. „Klar ist, dass Reformen im Bereich der Bildung oder der Korruptionsbekämpfung notwendig sind, aber das sind keine kurz-, sondern mittel- bis langfristige Aufgaben“, so der Leiter des Thailand-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ein von der Opposition geforderter Volksrat könnte als Übergangsregierung fungieren, um die nötigen Reformen anzustoßen, bis das Land reif für demokratische Wahlen sei. Aber auch in dieser Hinsicht seien die Forderungen relativ vage geblieben.

Man spüre, dass die Auseinandersetzungen in den letzten zwei Monaten zunehmen emotionaler geführt werde, so Winzer. „Es geht vielfach nicht mehr um Argumente, sondern man fällt stattdessen in alte Feindbilder zurück, die rational nicht mehr erklärbar sind.“ Nach anfänglich überschaubaren Protesten und Demonstrationen stünden heute zudem bereits Zehntausende in der Innenstadt. „Bei solchen Massen können sich Eigendynamiken entwickeln, die auch von den Demonstrationsführern nicht mehr kontrolliert werden können und die schlimmstenfalls zu Chaos und Gewalt führen können.“

Thailand habe seit 1932 insgesamt 18 Putsche oder Putschversuche erlebt und somit eine lange Putschtradition. Zudem habe das Militär dies in der Vergangenheit nicht ausgeschlossen und viele Beobachter zögen einen Putsch als letztes Mittel in Erwägung. „Allerdings hat sich die Welt seit dem letzten Putsch 2006 geändert. Die 'Rothemden' als Regierungsbefürworter sind jetzt viel stärker mobilisierbar durch soziale Medien und Netzwerke", so Winzer. Darum habe man heute eine andere Situation.

Mit freundlicher Genehmigung von hr-iNFO.

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