Eurasia - Between EU-Enlargement and Frozen Conflicts - Foundation Office Washington, D.C.
Discussion
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Bei der Veranstaltung mit dem Mitglied des Auswärtigen Ausschussess sowie der OSZE-Parlamentarischen Versammlung wurden transatlantische Herausforderungen in Eurasien thematisiert.
Die Diskussion befasste sich insbesondere mit der Ukraine, in der die
aktuellen Ereignisse um die ehemalige Premierministerin Julia
Timoschenko Anlass zur Sorge bieten. Bezüglich ihrer Verhaftung und
des darauf folgenden “Schauprozesses” wurde die Ansicht geäußert, dass
es sich dabei um einen Schritt weg von der EU-Mitgliedschaft handeln
würde. Die EU, einschließlich Deutschland, reagierte besorgt und
kritisierte prompt das von Präsident Viktor Janukowitsch gebilligte
Verfahren gegen die ehemalige Premierministerin. Lady Ashton widerrief
die Einladung nach Brüssel, zur Debatte stünden nun auch die deutsche
Zustimmung zum Handelsabkommen bzw. EU-Beitrittsverhandlungen.
Die Aussicht auf EU-Mitgliedschaft galt lange als Ansporn für
wirtschaftliche und politische Reformen, die unter anderem
Rechtsstaatlichkeit beinhalteten. Jedoch lassen die aktuellen
Ereignisse Zweifel aufkommen, ob die Ukraine tatsächlich ernsthafte
Anstrengungen in diese Richtung unternehmen will.
Aus europäischer, wie auch aus amerikanischer Sicht, sind die
ukrainischen Drohungen - sich Russland zuzuwenden – wird in Zweifel
gezogen, ob dies tatsächlich im Interesse der Ukraine sein kann. Die
Ukraine braucht eine Modernisierung, für die allein die EU
Unterstützung bieten kann. Vor allem die ukrainischen Oligarchen seien
nicht besonders an einer engeren Beziehung zu Russland interessiert
und würden sich eher in Richtung der EU orientieren.
Auch Präsident Janukowitsch selber scheint sich letztlich mit der
Aussicht auf eine enge ukrainisch-russiche Partnerschaft auf Kosten
einer Entfernung von der EU nicht wohl zu fühlen. Sollte die
ukrainische politische Führung wirklich daran interessiert sein, ihre
durchaus guten Beziehungen zu Deutschland und Europa aufs Spiel zu
setzen oder gar ein zweites Weißrussland zu werden? Die USA teilen im
Wesentlichen die Befürchtungen Europas und sehen insbesondere in der
politischen Führung des Landes ein Problem. Dies ist eng verbunden mit
dem Fehlen einer wirklichen politischen Opposition, so einige
Teilnehmer.
Ein zentrales Thema in Bezug auf die Ukraine ist zudem die
Energieversorgung. Veraltete und daher renovierungsbedürftige
Pipelines würden dazu beitragen, dass viel an wertvollen Ressourcen
verloren geht. Mittelfristig müssten Milliarden dafür aufgewendet
werden. Auch wenn dies theoretisch eine Investmentmöglichkeit für
westliche Firmen darstellen könnte, so bestehen weiterhin auch
Probleme mit dem Abzweigen von Gas.
Gleichzeitig wurde die Befürchtung geäußert, dass die Ukraine ein
Beispiel für die gesamte Region sei und ein allgemeines
Verhaltensmuster widerspiegeln würde. Insofern sollte man der
ukrainischen Elite deutlich machen, was auch für sie auf dem Spiel
stünde und nicht nur die Bevölkerung der Ukraine betreffen würde. Die
Ukraine wäre nicht unabdingbar für die Europäische Union.
Die Diskussion wandte sich dann der Ankündigung Putins zu, bei der
nächsten Wahl wieder als Präsidentschaftskandidat anzutreten - eine
fast sichere Wiederwahl nach vier Jahren als Ministerpräsident. Obwohl
Putin immer als enger Partner Deutschlands galt, war man in Europa
enttäuscht über diese Ankündigung. Ein ernstzunehmendes Problem in
Russland sei zudem die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes, da
Russland kaum eigene Industrieproduktion aufweisen könne. Obwohl es
bereits eine Modernisierungspartnerschaft zwischen Deutschland und
Russland gibt, muss von einem langwierigen Prozess ausgegangen werden.
Auch äußerten einige Gesprächspartner Bedenken, ob kleine und
mittelständische Unternehmen von diesen Vorhaben profitieren könnten
und nicht ausschließlich große, international agierende Unternehmen
die Nutznießer solcher Anstrengungen wären, da die Finanzierung
solcher Projekte von den Unternehmen mitgetragen werden müssten.
Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen in den USA wurden die
außenpolitischen Referenzen der Republikanischen
Präsidentschaftskandidaten diskutiert. Einige Teilnehmer äußerten sich
besorgt über dysfunktionale Entwicklungen im politischen System der
USA. Eine große Herausforderung für die transatlantischen Beziehungen
sei auch der zunehmend nach innen gekehrte Fokus der amerikanischen
und europäischen Politik, da beide Seiten dringend innere Probleme
lösen müssten. Gleichzeitig dürfe man jedoch die globalen
Herausforderungen nicht aus dem Blick verlieren, die man in Zukunft
nur gemeinsam bestehen könne. Der Dialog über globale
Herausforderungennicht dürfe nicht aus den Augen verloren werden. Mit
dieser Diskussionsrunde hat die Konrad Adenauer Stiftung dazu
beigetragen, den Dialog über gemeinsame Herausforderungen, die sich
etwa in Bezug auf Osteruropa, Russland und Zentralasien ergeben, in
transatlantischer Perspektive weiter zu führen.