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Reportajes internacionales

Autokonzern Hyundai-Kia entscheidet sich für Produktionsstandort in der Slowakei

de Christoph Thanei, Dr. jur. Stefan Gehrold
Am 2. März bestätigte der südkoreanische Automobilkonzern Hyundai offiziell seine seit Monaten mit Spannung erwartete Entscheidung: Die nordslowakische Stadt Žilina machte im Finale gegen polnische Konkurrenz das Rennen um den künftigen europäischen Produktionsstandort des Konzerns. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau eines Automobilwerks begonnen werden.

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Die Investition hat einen Umfang von 700 Millionen Euro. Nach der Fertigstellung zur Jahreswende 2006/2007 sollen an dem neuen Standort jährlich etwa 200.000 Autos der zum Konzern gehörenden Marke Kia vom Band laufen. Direkt sollen in dem Werk 2.400 Arbeitskräfte beschäftigt werden. Der Beschäftigungseffekt für die Zulieferindustrie wird noch weit höher eingeschätzt.

"Die Slowakei wird ein europäisches Detroit!", jubelte daher ein Vertreter des slowakischen Reifenherstellers Matador, der bisher schon für Volkswagen produziert und für die Zukunft auch mit Aufträgen der neuen Automobilwerke rechnet. Kia verzeichnete in den vergangenen Jahren rasch steigende Marktanteile in Europa. Daher war es für die Firma nahe liegend, auf dem alten Kontinent auch einen eigenen Produktionsstandort einzurichten. Wegen der relativ niedrigen Löhne bei zugleich hoher Qualifikation der Arbeitskräfte sahen sich die Südkoreaner von Anfang an in den mitteleuropäischen Staaten um, die ab Mai der Europäischen Union angehören werden.

Tschechien und Ungarn schieden aber schon im Vorjahr aus, während das Rennen zwischen Polen und der Slowakei bis zuletzt offen war. Hyundai-Kia ist bereits der dritte große Autoproduzent, der in der Slowakei produzieren will. Volkswagen kam schon Anfang der Neunzigerjahre und beschäftigt derzeit mehr als 9.000 Arbeitskräfte an den Standorten Bratislava und Martin. Der französische Konzern PSA Peugeot Citroen fällte seine Standortentscheidung vor fast genau einem Jahr und baut derzeit ein großes Autowerk bei Trnava, nur 50 Kilometer östlich der Hauptstadt.

Als möglicher vierter Automobilhersteller hat bereits die zum deutschen BMW-Konzern gehörende britische Firma Rover ernsthaftes Interesse signalisiert. Sie ist mit der slowakischen Regierung im Gespräch über eine Betriebsansiedlung in der Ostslowakei, wo wegen der hohen Arbeitslosigkeit höhere Subventionen bezahlt werden dürfen als im prosperierenden Raum Bratislava.

Die Standortentscheidung von Hyundai-Kia löste in der Slowakei begeisterte Reaktionen von Politikern aus. Finanzminister Ivan Mikloš von der Dzurinda-Partei SDKÚ hatte aber gegenüber der Tageszeitung Pravda schon zuvor versichert, man habe dem Konzern nur solche Vergünstigungen versprochen, die "im Einklang mit den Regeln der Europäischen Union" stünden. Zu großzügige Förderungen für die amerikanisch-slowakische Stahlfirma U.S. Steel Košice sind nämlich derzeit gerade ein Streitpunkt, der der Slowakei auch nach dem EU-Beitritt noch Sanktionen bescheren könnte.

Die Landeswährung Slowakische Krone war schon im Vorfeld wegen optimistischer Mediengerüchte über die bevorstehende Hyundai-Entscheidung leicht angestiegen und legte daher nach der offiziellen Information nur mehr unwesentlich zu. Gemessen an der Bevölkerungszahl wird die Slowakei nach der Fertigstellung der Werke von Peugeot und Hyundai-Kia relativ gesehen zum mit Abstand größten Autoproduzenten der Welt aufsteigen. Der slowakische Verband der Automobilindustrie prognostiziert für das Jahr eine Produktion von fast 800.000 Autos pro Jahr in dem kleinen Land. Das entspräche einer Jahresproduktion von 144 Fahrzeugen pro tausend Einwohner. Der Anteil der Automobilindustrie an den Exporten des Landes dürfte nach Ansicht von Bankenprognosen auf 40 bis 45 Prozent steigen.

Risiken aus einer zu einseitigen Orientierung auf die Automobilindustrie befürchten die meisten Ökonomen dennoch nicht. Dennoch konnte Wirtschaftsminister Pavol Rusko von der liberalen "Allianz des Neuen Bürgers" (ANO) seine Regierungspartner erst nach mehrstündigen Verhandlungen zu einer - dann allerdings einstimmigen - Regierungszustimmung zum Investitionsvertrag mit Hyundai-Kia bewegen. Vizepremier Pál Csáky von der zweitgrößten Regierungspartei "Partei der Ungarischen Koalition" (SMK) erklärte beispielsweise im Fernsehsender TV Markíza: "Wir freuen uns natürlich über Hyundai, aber wir stellen uns auch die Frage, was uns das kosten wird und woher wir dieses Geld nehmen werden." Der Vertrag ist nicht öffentlich einsehbar, weil er Geschäftsgeheimnisse enthält. Bekannt ist aber, dass sich die slowakische Regierung darin unter anderem verpflichtet, die noch bestehenden Lücken in der Autobahnverbindung Bratislava-Žilina bis 2006 zu schließen. Außerdem steuert die Regierung laut Finanzminister Mikloš aus dem Staatsbudget 8,8 Milliarden Kronen zur Errichtung des Automobilwerks bei.

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Matthias Barner

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