Anfang dieser Woche wurde in Israel Yom Kippur gefeiert. Yom Kippur, der Versöhnungstag, ist Israels höchster jüdischer Feiertag. An diesem Tag geht es um Reue und Versöhnung durch Beten und Fasten. Auch nicht-religiöse Juden bitten um Vergebung, Gott und den Mitmenschen gegenüber. Anlässlich dieses sehr wichtigen Tages würdigt der bekannte israelische Schriftsteller Chaim Beer Konrad Adenauer als hervorragendes Beispiel eines Menschen, für den eine Entschuldigung als einfache Aussage nie genug gewesen sei. Stattdessen habe er seiner Entschuldigung gegenüber dem jüdischen Volk im Namen der Deutschen immer wieder in Taten Ausdruck verliehen.

In der großen israelischen Tageszeitung Maariv schreibt Beer am 1. Oktober 2006:

Über die Entschuldigung

„Ich denke, dass es nur einen Mann gab, einen großen Politiker, der diese Sache am besten verstanden hat: Kanzler Konrad Adenauer. Niemand zählt ihn zu den größten der Politiker, aber dieser Mann übernahm eine Nation an ihrem Tiefstpunkt – am Ende des Zweiten Weltkriegs war Deutschland wirklich ein Staat, der ausgegrenzt war – und begann ganz langsam, ohne irgendwelche große Reden oder Proklamationen, mit einer Reihe von Taten. Ich möchte hier nicht das Thema der Wiedergutmachung angehen, ob es gut oder genug war, aber Adenauer hat es geschafft, dass die Deutschen wieder in die Gemeinschaft der Nationen aufgenommen wurden. Er sprach nicht von Entschuldigung und Verzeihung, er hat es in Taten gezeigt.“