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Notas de acontecimientos

Auszeit - Tage im Kloster

Sozialethische Tage zu Flüchtlingspolitik und Islam

In der Karwoche trafen sich rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kreisen der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) zu sozialethischen Tagen in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg.

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Die vom Politischen Bildungsforum Brandenburg der KAS in Kooperation mit dem BKU veranstaltete "Auszeit im Kloster" fand zum vierten Mal statt und traf in diesem Jahr auf eine derart große Resonanz, dass weiteren Interessenten wegen Platzmangels abgesagt werden musste. Der BKU war mit Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Handwerks und Mitglied im Bundesvorstand des BKU, als Referenten vertreten und sprach die Zielgruppe katholischer Unternehmer an. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Bundesländern von Hamburg bis Bayern, nur fünf aus dem östlichen Ländern, worin sich auch das religiöse Gefälle in Deutschland widerspiegelt.

Neben der Teilnahme an den Gebetszeiten in der Abteikirche nach freier Wahl (5.05 Uhr Morgenhore, 6.00 Uhr Laudes und Eucharistiefeier, 12.00 Uhr Mittagshore, 18.00 Uhr Vesper, 19.35 Komplet) standen in diesem Jahr die Themen Flüchtlingspolitik, Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt und der Islam auf dem Programm. Zu den Referenten zählten u.a. der Abt des Klosters, Pater Michael, der Politologe Prof. Werner Patzelt aus Dresden und die Religionswissenschaftlerin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.

Probleme der Migration

Die Klostertage begannen mit einem Vortrag von Prof. Werner Patzelt zur Flüchtlingspolitik. Er beschrieb zunächst die Problematik der Migrationskrise in Deutschland und Europa: den gestiegenen Migrationsdruck vor allem aus dem Nahen Osten und aus Afrika, die Divergenzen in der Migrationspolitik in der EU, die von Deutschland ausgehende Sogwirkung für Migranten, politische Weichenstellungen wie Kürzung von Mitteln für Flüchtlingslager, die Öffnung und Abriegelung von Grenzen, die Bindung an die Türkei, die Vermischung von Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik und die davon ausgehenden Fragen zur deutschen bzw. Europäischen Kultur und Identität.

Er ging sodann auf ethische Grundorientierungen, insbesondere die Unterscheidung zwischen Individual- und Kollektivethik bzw. Gesinnungs- und Verantwortungsethik ein. Solidarität könne nur Bestand haben, wenn sie Grenzen habe und die Funktionstüchtigkeit von Staat und Gesellschaft und die Interessen der eigenen Bürger in hinreichender Weise berücksichtige, lautete eine Kernaussage, wobei gerade das hinreichende Maß sehr unterschiedlich beurteilt wird. In einem dritten Teil analysierte er einzelne Punkte näher, wie die mangelnde Beachtung des Zielkonflikts zwischen zeitweisem Schutz und langfristiger Integration, die Überdehnung von Asyl- und Flüchtlingsrecht, das Beharren auf einer europäischen Verteilungsstrategie von Migranten bei gleichzeitig weiter offenen Grenzen und Migrationsströmen, den seines Erachtens unrealistischen Anspruch der Behebung der Flucht- und Migrationsursachen sowie die Unterschätzung bzw. Verdrängung der problematischen Folgewirkungen wie sozialen und politischen Verwerfungen. Aus gutem Willen sei man auf politische Irrwege gekommen. Mit der Migrationskrise werde das Ende des 1968er Zeitalters eingeläutet, so die These von Prof. Patzelt.

Schließlich skizzierte er einige Lösungsansätze, indem er auf die notwendige Kontrolle der EU-Außengrenzen und ersatzweise auf die Kontrolle von EU-Binnengrenzen, die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren, Abschiebung, Integration, Einwanderung und gemeinsame europäische Lösungsschritte einging. Insbesondere die letzten beiden Punkte – politische Irrwege und Lösungsmöglichkeiten – wurden mit den Teilnehmern kontrovers diskutiert.

Christliche Spiritualität

Zu Beginn des zweiten Tages erläuterte Abt Michael anhand der Regel des heiligen Benedikt in eindrücklicher Weise Aspekte der benediktinischen Spiritualität für den Alltag: das Hören auf Gott, das Leben in seiner Gegenwart, Wege zu Glück und Zufriedenheit, das rechte Maß finden etc.

Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt

Karl-Sebastian Schulte beschrieb anschließend aus der Perspektive des deutschen Handwerks Deutschland als Einwanderungsland und mögliche Wege in Ausbildung und Beschäftigung für Migranten in Deutschland. In der Diskussion ging es u.a. um die Bedeutung kultureller Differenzen, die Voraussetzungen für eine Erwerbsfähigkeit in Deutschland und die Beiträge und Perspektiven des Handwerks in diesem Kontext. Während es einerseits einen großen Bedarf an Arbeitskräften, vor allem Fachkräften gebe, sei die Ausbildung und Integration der Vielzahl von Migranten aber eine Herausforderung, die viele Unabwägbarkeiten, aber auch Chancen enthalte.

Auseinandersetzung mit dem Islam

Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz führte in zwei anspruchsvollen Vorträgen am Nachmittag in kritische Punkte des Islam ein. Zunächst beschrieb sie anhand des Koran verschiedene Problematiken des Islam heute: eine kaum vorhandene historisch-kritische Interpretation, Zeitbedingtheiten, die unvermittelt in die Gegenwart übertragen werden, religiöser Integralismus bis hin zum Fanatismus und religiöse Hypertrophie, eine religiös bedingte Einschränkung menschlicher Freiheit und Vernunft, die Problematik des „Dschihad“, des Kampfes auf dem Wege Gottes u.a. gegen Juden und Christen/Heiden etc. Damit arbeitete sie Kernpunkte der theologisch anthropologischen Problematik des Islam mit Blick auf die westliche Kultur heraus.

In einem zweiten Vortrag analysierte sie die Rolle der Frau im Islam als einen neuralgischen Punkt: das Verständnis von „Unreinheit“ der Frau, die „Ungleichheit“ zwischen Mann und Frau, das Vertragsverständnis der Ehe und die Polygamie als Lebensweise, die Verschleierung der Frau und ihre Stellung im familiären und gesellschaftlichen Gefüge usw.

Würde und Freiheit der Person

In einer intellektuell bestechenden, allerdings auch idealistischen Volte plädierte Prof. Gerl-Falkovitz schließlich als Bedingung der Möglichkeit eines guten Zusammenlebens für eine Inkulturation des Islam in unsere Kultur durch eine aufgeklärte christlich humanistische Mission, die zum Erkennen des Begriffs der Person mit ihrer ureigenen Würde und Freiheit im Islam führe. Der interreligiöse Dialog könne diesbezüglich, sofern er nicht die eigentlich kritischen Punkte scheue, zu einer Brücke zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft werden.

Eine wahre Mammutaufgabe für Christen und Kirchen wie für Humanisten. Inwieweit sie in einer über weite Strecken religionsverlorenen Zeit, in dem Religion nurmehr als „Privatsache“ angesehen und in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung folglich grundsätzlich unterschätzt wird, zu bewältigen sein wird und welche vielfältigen praktischen Hindernisse dabei zu überwinden sind, darüber wurde lange - auch anhand von konkreten Erfahrungen - diskutiert.

"Sein oder Nichtsein"

In einer Bibelarbeit über Matthäus 25: „das Weltgericht“ ging es schließlich um die exis-tenzielle Grundfrage des Christentums schlechthin: Die Frage des Seins oder Nichtseins bei Gott, Gottesnähe oder Gottesferne, ewiges Leben oder ewiges Feuer. Nach einer Ein-führung in den biblischen Kontext wurde anhand von wenigen Leitfragen das persönliche Verständnis des Bibeltextes in sechs Kleingruppen besprochen. Dem folgte eine theologisch-sozialethische Interpretation als Verstehenshilfe durch den Seminarleiter, in der das Ziel der Rettung durch Gott, vor aller Leistung und trotz aller Schuld mit Blick auf das österliche Wunder, die Befreiung durch die Auferstehung Christi, im Zentrum stand, der Blick auf Ostern, der die gesamten Tage im Kloster in vielfältiger Weise prägte.

Zu guter Letzt gab es das Angebot zum persönlichen Gespräch mit einem der Mönche oder zur Beichte bei einem Pater, das genutzt wurde, oder den Rundgang über das Klostergelände mit Bruder Edmar, der als Heizungsmonteur gemeinsam mit anderen Fachleuten durch die Installation von alternativen Energieträgern (Holzheizkraftwerk, Biogasanlagen, Wind- und Sonnenkraft) die Abtei mit all ihren Bereichen zur CO 2 Neutralität führte.

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Stephan Georg Raabe

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Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Brandenburg

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