Varade publitseerija

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Literatur für Leser

kohta Prof. Dr. Michael Braun

Neuerscheinungen der KAS-Preisträger zur Leipziger Buchmesse

Wer ist zuständig für die deutsche Gegenwartsliteratur? Die Schriftsteller erzählen von der Gegenwart, die Bestenlisten und die Bestsellerlisten sortieren die Bücher, die Kritiker bewerten sie. Verantwortlich aber für die Literatur – wenn auch nicht in jedem Falle zuständig – sind die Leser. Sie suchen in den Büchern die Erfahrungen ihrer Zeit – und finden sie, manches Mal zu ihrem Glück. Das kann man jedenfalls von den Neuerscheinungen der Literaturpreisträger der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Frühjahrsbuchmesse sagen, die in diesen Tagen in Leipzig ihre Hallen öffnet.

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Norbert Gstrein (Literaturpreis der KAS 2001) ist der Vater der skeptischen Heimatliteratur Österreichs, ein Erzähler mit Widerhaken. Erstmals sind die frühen Prosabücher in einem Band versammelt: „In der Luft“. Sie handeln von Außenseitern: von einem Internatsschüler in einem alpinen Wintersportort (in „Einer“) und von dem Physiker Auguste Piccard, der 1931 einen Höhenflugrekord mit dem Fesselballon aufstellen will (in „O2“). Gstrein entzieht dem naiven Heimatverständnis den Boden, er führt seine Figuren in die Höhen der Phantasie und lässt sie kunstvoll abstürzen oder gerade noch einmal davonkommen. Lektüre für Anspruchsvolle.

Hartmut Lange (Literaturpreis der KAS 1997) gilt als der Wiederentdecker der Novelle. Mit einer an Kleist geschulten Diktion beschreibt er immer wieder den Einbruch des Ungewöhnlichen in den Alltag, die Angst vor der Metaphysik und das Transzendenzbegehren des Menschen. So auch in seinem neuen Novellenband „Im Museum“. Das Deutsche Historische Museum wird zu einem merkwürdigen Erinnerungsort, in dem Gegenwart und Vergangenheit zur Unkenntlichkeit verschmelzen: Personen verschwinden, Ausgänge sind nicht zu finden, ein Ex-Stasi-Leutnant observiert sich selbst. Spannende und nachdenkliche Führung durch die Vorstellungswelten der Geschichte.

Aus dem Nachlass von Walter Kempowski, dem zweiten Preisträger der Stiftung (1994), ist eine Sammlung von „Kollegenporträts“ herausgekommen. Sie reichen von Goethe bis Thomas Bernhard, von Stifter bis Simmel. Kempowski macht auch postum seinem Ruf als ungewöhnlich anregender Porträtkünstler alle Ehre. Ihm geht es nicht um das hohe Urteil der Literaturgeschichte, sondern um die kleinen Marotten seiner Kollegen, um ihre Eß- und Lebensgewohnheiten, um ihre Missgeschicke und Erfolge. Schrullige und amüsante Liebesgrüße aus der Welt der Literaten.

Herta Müller (Literaturpreis der KAS 2004, Nobelpreis 2009) hat ein autobiographisches Buch mit gesammelten Essays und Reden herausgebracht: „Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel“. Es enthält die Stockholmer Dankrede der Autorin zum Nobelpreis, Berichte über ihre Kindheit, über die Erfahrungen mit der Securitate, über die Auswanderung, über die Pastior-Debatte (2009/2010) – und immer wieder über die Folgen der Diktatur, die in dem Satz zusammenlaufen: „Privat Feigheit bis zur Selbstzerstörung, staatlich Kontrolle bis zur Zerrüttung des Individuums.“ Ein wertvolles Jahrhundert-Dokument.

Und Cees Nooteboom, der Literaturpreisträger 2010: Der niederländische Autor, der in seinem Amsterdamer Grachtenhaus eine wunderbare Bibliothek hütet, ist ein literarischer Weltenbummler, ein Humboldt des 20. (und frühen 21.) Jahrhunderts. Er hat so gut wie alle Kontinente bereist und seinen Blick auf ihre Kulturen beschrieben, „genau beobachtend, präzise beschreibend“, wie sein Laudator, Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte. Im „Schiffstagebuch“ geht es um Schiffreisen: in die Karibik, im Indischen Ozean, um Kap Horn. Nooteboom entdeckt auf diesen Reisen die Langsamkeit der Wahrnehmung. Ein lehrreiches literarisches Logbuch!

Fünf Preisträger – fünf Einladungen zum Lesen:

  • Norbert Gstrein: In der Luft. Drei lange Erzählungen. München: Hanser, 2011.
  • Walter Kempowski: Umgang mit Größen. München: Knaus, 2011.
  • Hartmut Lange: Im Museum. Zürich: Diogenes, 2011.
  • Herta Müller: Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel. München: Hanser, 2011.
  • Cees Nooteboom: Schiffstagebuch. Berlin: Suhrkamp, 2011.

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Sankt Augustin Deutschland