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Chile: Mordanklage im Todesfall Frei Montalva

kohta Dr. Martin F. Meyer
Ehemaliger Präsident soll vor 28 Jahren vergiftet worden sein; Opposition kritisiert Zeitpunkt der Verkündung 6 Tage vor den Wahlen

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Chiles ehemaliger Präsident, der Christdemokrat Eduardo Frei Montalva, wurde vor 28 Jahren ermordet. Dies verkündete am Montag aus Justizkreisen der zuständige Richter Alejandro Madrid, wenige Tage vor den anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 13. Dezember. Sechs mutmaßliche Täter wurden unter dem Vorwurf festgenommen, den früheren Präsidenten mit Senfgas vergiftet zu haben. Von den verdächtigen Tätern sollen drei direkt für die Tat verantwortlich sein – der Militärarzt Patricio Silva als Haupttäter, der ehemalige Geheimdienstagent Raul Lillo sowie der frühere Fahrer Freis, Luis Berrera. Der Arzt Pedro Valdivia soll auch an der Tat beteiligt gewesen sein, während den Ärzten Helmar Rosenberg und Sergio Gonzalez vorgeworfen wird, die Todesursache bei der Ausstellung der offiziellen Papiere nach der Autopsie verschleiert zu haben.

Frei Montalva war von 1964 bis 1970 Staats- und Regierungschef Chiles. Am 22. Januar 1982 verstarb der charismatische Politiker in der Santa María Klinik in der Hauptstadt Santiago unter mysteriösen Umständen, nachdem er sich dort einer eher harmlosen Routineoperation aufgrund eines Leistenbruches hatte unterziehen lassen. Obwohl er den Eingriff gut überstand, starb er wenige Wochen darauf an den Folgen einer sich rapide verschlimmernden Infektion. Ein chilenisches Gericht veranlasste 2004, den Leichnam Freis zur erneuten Untersuchung zu exhumieren. In der neuen Autopsie konnten in Gewebeproben nun Spuren von toxischen Substanzen festgestellt werden, die anscheinend den Tod des ehemaligen Staatschefs herbeigeführt hatten.

Schon seit längerem wurde befürchtet, dass es sich im Todesfall Freis um Mord handeln würde. Im Jahr 2000 erhielt die Familie des verstorbenen Präsidenten einen anonymen Anruf, der bestätigte, dass Frei vergiftet worden sei. Vor drei Jahren hatte Freis vormals behandelnder Arzt, Augusto Larrain, öffentlich von einer „schwarzen Hand“ hinter Freis Tod gesprochen. Eine „chemische Substanz von außen“ habe dessen Gesundheitszustand verschlimmert und zum Tod des Ex-Präsidenten geführt. Freis Sohn Eduardo Frei Ruíz-Tagle, der selbst von 1994 bis 2000 Staatschef war und in den am Sonntag in Chile stattfindenden Wahlen erneut um das Präsidentenamt kandidiert, hatte 2007 Anzeige wegen Mordes erstattet und die Untersuchungen zum Tod seines Vaters angestoßen. Freis Familie verdächtigte Mitglieder der chilenischen Geheimpolizei des früheren Diktators Augusto Pinochet, der DINA, hinter dem Mord zu stecken.

Frei Montalva gewann 1964 die Präsidentschaftswahlen gegen den linksgerichteten Kandidaten Salvador Allende. Zu Allendes ab 1970 regierender Volksfront stand der Christdemokrat Frei in scharfer Gegnerschaft und tolerierte anfänglich ihren Sturz durch den Militärputsch am 11. September 1973. In der Folgezeit wandte sich Frei jedoch gegen die Junta unter General Pinochet. 1976 klagte er in einer Streitschrift deren „faschistischen Charakter“ an. Die amtierende Präsidentin Michelle Bachelet, die selbst während der Militärdiktatur Pinochets im Gefängnis saß und deren Vater nach Folterungen in Haft starb, äußerte die Vermutung, Freis Kritik am Pinochet-Regime könnte Anlass für seine Ermordung gewesen sein. Frei habe Menschenrechtsverletzungen angeprangert, das habe „wahrscheinlich diese kriminelle Tat ausgelöst, die ihn das Leben kostete“. Sie begrüßte ausdrücklich die richterliche Anordnung: „Die Gerechtigkeit braucht ihre Zeit, aber sie kommt“.

Kritik am Zeitpunkt der Verkündung kam hingegen aus den Reihen des konservativen Oppositionsführers Sebastian Piñera, der in aktuellen Meinungsumfragen mit circa 10 Punkten Vorsprung auf Frei das Rennen um die nächste Präsidentschaft anführt. Obwohl das ganze Land für die Aufklärung des Falles sei, beurteilte der Generalsekretär der rechtskonservativen UDI, Víctor Pérez, mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen am Sonntag, dass es ein Zeichen äußerst schlechten Geschmacks wäre, wenn daraus politisches Kapital geschlagen werden sollte. Piñera hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich vom ehemaligen Regime distanziert, repräsentiert jedoch die Parteien aus dem Mitte-Rechts-Spektrum, die die Pinochet-Diktatur unterstützten.

Frei Montalvas Sohn, Eduardo Frei Ruiz-Tagle, tritt am Sonntag als der Kandidat der regierenden Mitte-Links-Koalition Concertación an, die nach dem Ende der Pinochet-Diktatur seit nunmehr 20 Jahren an der Macht steht. Den letzten Umfragen zufolge liegt er hinter Piñera auf dem zweiten Platz und wird sich mit dem unabhängigen Kandidaten Enríquez-Ominami einen erbitterten Kampf um den Einzug in die voraussichtliche Stichwahl am 17. Januar liefern. Aus Fachkreisen hieß es, dass Frei durch die Verkündung des Mordes an seinem Vater einen kleinen Schub bekommen dürfte. „Den Leuten wird hierdurch noch einmal vor Augen geführt, dass Frei der Concertación angehört, die sich aktiv gegen das Militärregime gestellt hat, welches wiederum von Piñeras Rechten unterstützt wurde“, so die Einschätzung eines Experten der Universität Alberto Hurtado in Santiago.

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Andreas Michael Klein

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Leiter des Regionalprogramms Politikdialog Asien

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