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Présentations & compte-rendus

Frauen gehen Wählen!

Leadershipkurse im Vorfeld der Wahlen

KAS und GRAIF initiierten einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen eine Serie von Leadership Kursen in der Region Thies. Die Frauen, die dank GRAIF schon in einem Produkt- und Vertriebsnetzwerk für lokale Produkte organisiert sind, diskutierten über den Zugang von Frauen zu Entscheidungsinstanzen, das Partitässystem, aber auch über Hindernisse auf dem Weg der Frauen zur demokratischen Partizipation, wie Analphabetentum und soziale Hürden. Besonderes Gewicht wurde auf die Sensibilisierung über den Wahlablauf und zu vermeidende Gefahren gelegt, wie Stimmenkauf und andere Betrugsmechanismen.

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Frauen gehen wählen!

Von Denise Felix

KAS Dakar und GRAIF (Groupe de recherche et d’appui aux organisations féminies) organisierten vom 23.-30. Januar 2012 eine Seminarreihe zur Frauenleadership. Thema waren die Rolle und Pflichten der senegalesischen Frau im Wahlprozess der Präsidentschaftswahlen am 26. Februar 2012. Die Seminare wurden in der Stadt Thies und den Landgemeinden Fandene, Touba Toul, Mont Rolland, Popenguine und Cherif Lô in den Regionen von Thies und Mbour abgehalten. Durchschnittlich gab es pro Seminar 40 Teilnehmerinnen, alle leitende Mitglieder von Frauenorganisationen.

Die Leitung der Seminare wurde von Josephine Ndione, der Direktorin von GRAIF in Zusammenarbeit mit den Referenten Vincent Faye und Nohoune Leye übernommen. Ihre Betonung lag auf dem rein informativen Zweck der Seminare und der politisch unparteiischen Einstellung der Organisation.

Alle Teilnehmerinnen sind bereits in Frauengruppen oder Komitees aktiv und konnten somit gut zur Diskussion beitragen. Nun werden alle Präsidentinnen und leitenden Mitglieder der Bewegungen dazu aufgefordert, die Informationen in ihren Dörfern zu verbreiten um möglichst viele Frauen und über sie auch ihre Familien zu erreichen. Einige der Seminarteilnehmerinnen sind bereits Ratsmitglieder, was die steigende Zahl von Frauen in politischen Ämtern verdeutlicht. Dies ist besonders in Popenguine zu beobachten, wo 10 der 36 Ratsmitglieder weiblich sind und es Oulimata Thiaw als erste Frau im Senegal zur Präsidentin einer Landgemeinde brachte. Trotz langer Krankheit reiste sie aus ihrem Dorf zum Seminar an, um GRAIF bei der Sensibilisierung zu unterstützen.

Obwohl erste Erfolge zu verzeichnen sind, bleiben die Frauen in der senegalesischen Politik und in den Führungsämtern immer noch unterrepräsentiert, von den 14 Präsidentschaftskandidaten sind beispielsweise nur 2 Frauen. Beim Seminar in Mont Rolland wurde dieser Umstand kritisiert und es wurden Stimmen laut, die mehr weibliche Präsidentschaftskandidaten forderten. Oulimata Thiaw äußerte sich in Popenguine deutlich hierzu: „Es müssen mehr Frauen selber kandidieren und dafür kämpfen, gewählt zu werden. Die senegalesischen Frauen dienen nun nicht mehr den Männern sondern engagieren sich selbst und gewinnen so an Einfluss. “ In Touba Toul wurde beim Seminar über die kürzlich verabschiedete Frauenquote (Paritätssystem) in politischen Institutionen diskutiert.

Als Beispiel für die Dynamik und Stärke der Frauen wurde immer wieder das Komitee zur Wasserversorgung in Fandene erwähnt. Bis 2011 waren alle höheren Posten von Männern besetzt und die Versorgungsprobleme wurden auf leere Kassen geschoben. Zum Amtswechsel 2011 waren nicht mehr als 10 000 CFA (rund 15 Euro) in der Kasse, trotz aller Beiträge der Einwohner Fandenes. Ab letztem Jahr ist das Präsidentenamt von einer Frau besetzt und am Seminartag (23.01.12) befanden sich ganze 4,3 Mio. CFA (rund 6 600 Euro) in der Kasse des Komitees. Zudem wird nun akkurat über Einnahmen und Ausgaben Buch geführt, sodass Ungereimtheiten schneller erkannt werden können. So wird für die Zufriedenheit der Bevölkerung gesorgt und die Menschen sind motiviert, durch ihre Stimmabgabe am 26. Februar noch mehr Veränderung zu bewirken.

Die Frauen wurden an den Seminartagen zunächst über den Ablauf der Wahlen, ihr Wahlrecht und das Präsidentenamt aufgeklärt. Auf die Fragen des jeweiligen Referenten wurden Definitionen aufgestellt wie etwa „Was ist wählen?“ Zudem informierten die Referenten die Seminarteilnehmerinnen über das hohe Stimmgewicht der Frauen, da diese mit 52% die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Aufgrund der hohen Analphabetenrate auf dem Land spielte auch die Alphabetisierung in der Debatte eine große Rolle.

Ein Thema, auf das besonders viel Wert gelegt wurde, war die Bedeutung der Wählerkarte. Um im Senegal wählen zu können, muss ein Staatsbürger eine solche beantragen, das ist allerdings nur möglich, wenn man im Besitz eines gültigen Ausweises ist. Hier liegt das erste Problem, da gerade Frauen und Jugendliche oft keine Ausweispapiere vorweisen können. Hier besteht ein großer Sensibilisierungsbedarf.

Weiterhin kommt es vor allem in der ländlichen Region häufig zum Aufkauf der Karten durch die Anhänger eines Präsidentschaftskandidaten. In korrupten Wahlbüros werden diese dann zur Stimmabgabe vorgelegt. Die Einforderung der Wählerkarten durch einen Marabut (religiöse Führer) ist ebenfalls üblich, da diese ihre politischen Interessen durch religiöse Anhänger unterstützen lassen. So bilden sich immer neue Konflikte zwischen Religion und Politik. Auch die Nummern der Wählerkarten werden gesammelt, da parteilose Kandidaten diese auf ihren Anhängerlisten vermerken müssen. Ob dies mit oder ohne Einverständnis des Wählers geschieht, bleibt unklar.

Ein großes Problem besteht bei Neueinschreibungen durch 18-Jährige Staatsbürger. Die Wählerausweise für junge Wähler werden oft nicht rechtzeitig ausgestellt, sei es aufgrund behördlicher Fehler oder aus Angst vor dem Stimmgewicht der Jugend. Dieser Umstand trägt wiederum zur Unzufriedenheit dieser Bevölkerungsgruppe bei und ist Auslöser für Protestaktionen und Aufstände.

Im Seminar wurde den Frauen intensiv nahegelegt, auf keinen Fall ihre Wählerkarte zu veräußern und auch anderen die Bedeutung der freien Stimmabgabe zu erklären. Eine Metapher, die diese Aufforderung unterstützt, wurde bei mehreren Seminaren durch verschiedene Teilnehmerinnen aufgestellt: „Die Wählerkarte ist unsere Waffe. Wenn wir unsere Waffe abgeben, können wir uns nicht mehr verteidigen.“

Auch müsse auf intensive Programmdiskussionen mit den Kandidaten bestanden werden. Des Öfteren komme es vor, dass ein Politiker ein Unterhaltungsspektakel in den Dörfern aufführt, welches kaum etwas mit seinem Wahlprogramm zu tun hat. Die Dorfbewohner lassen sich so durch das Auftreten der Person blenden, dass sie deren politisches Programm kaum zur Sprache bringen. Um ihren jeweiligen Kandidaten zu unterstützen, lassen Familienväter zudem häufig ihre Frauen und Kinder zu solchen Veranstaltungen fahren, ohne diese vorher über den Sinn und Zweck dessen aufzuklären. Hier kommt wieder einmal die immer noch vorhandene Überlegenheit des Mannes in vielen senegalesischen Landfamilien zum Vorschein. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass die Frauen aus der ländlichen Region sich selber politisch informieren und vor allem engagieren, damit ihre Rechte und Interessen nicht mehr übergangen werden, sondern in Zukunft Teil der öffentlichen Diskussion sind.

Zu den dauerhaften Problemen in den senegalesischen Dorfgemeinden zählen aber vor allem Analphabetismus, Bildungsmangel und Infodefizit in allen Bereichen. Der Analphabetismus wird nun, da sich auch immer mehr Frauen aus den Dörfern politisch und sozial engagieren, zu einer schwer überwindbaren Hürde. Höhere politische Ämter können nur an Bürger mit Schulbildung vergeben werden, da diese so sehr viel umstandsloser ausgeführt werden. Bei den Seminaren gab es viele Teilnehmerinnen, die in ihren Frauengruppen und Komitees sehr gute Arbeit leisten und die Diskussion durch ihre Aussagen entscheidend weiterbringen konnten. Solche Personen werden auch in einflussreichen Posten gebraucht, ihre Ernennung ist aber aufgrund ihres Bildungsmangels leider nicht möglich. Es muss nun viel dafür getan werden, dass senegalesische Mädchen auch in den Landgemeinden schulisch gefördert werden und der Analphabetismus für sie später nicht zum Hindernis wird. Die Frauen im Netzwerk von GRAIF haben diese Notwendigkeit erkannt und legen ein besonderes Gewicht auf die Einschulung ihrer Mädchen, sogar manchmal gegen den Widerstand ihrer Ehemänner.

Die Entwicklung der ländlichen Region kann in jeder Hinsicht aber nur erfolgen, wenn die Landflucht beendet wird und die Menschen sich in ihrer Heimatregion stark machen. Besonders in Popenguine wurde die Emigration der einheimischen Fischer in die Städte angesprochen. Konkretes Beispiel war hier Kaolack. Bei den Wahlen ist die Migration innerhalb des Landes insofern ein Problem, dass man nur in seinem heimischen Wahlbüro die Stimmabgabe durchführen kann, bzw. in dem Büro, in dem man angemeldet ist. Viele Staatsbürger, die sich meist nicht in ihrem Heimatort aufhalten, haben nicht die Mittel oder ausreichend freie Zeit, zur Wahl heimzukehren. GRAIF versucht diesen Problemen mit Sensibilisierungen und Projekten entgegenzuwirken.

Am Seminartag in Touba Toul wurde besonders die Vergabe von Mikrokrediten durch die Organisation gelobt, da die Frauen so die Möglichkeit haben in ihrem Dorf eine Existenz aufzubauen und nicht ihre Familie zurücklassen müssen, um in Dakar Geld zu verdienen. Hiermit wurde eine Möglichkeit gefunden, die Landflucht zu vermindern und somit die Entwicklung der ländlichen Regionen voranzubringen.

Anhand der Erfolge, die nach den GRAIF-Seminaren in den vergangenen Jahren zu verzeichnen waren, kann man auch dieses Jahr wieder auf zufriedenstellende Ergebnisse und Reaktionen hoffen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Landgemeinde Touba Toul. Aufgrund der schlechten Zufahrtsstraße, die trotz mehrfacher Aufforderung durch die Gemeinde vom Staat noch immer nicht ausgebessert wurde, wollte das Dorf bei den Kommunalwahlen 2009 geschlossen nicht wählen. Durch die Sensibilisierung und Information der Organisation GRAIF nutzten 63% der Einwohner ihr Wahlrecht, insgesamt sind 78% wahlberechtigt. Hier sind also deutliche Erfolge der Seminare zu vermerken. Zudem gibt es immer wieder Überraschungen: eine der Seminarteilnehmerinnen von 2009 dachte bis dahin, nur Männer dürften wählen!

In der Seminarwoche wurden das Engagement und die unparteiische Vorgehensweise von GRAIF immer wieder gelobt. Sie trüge entscheidend zur Entwicklung des Landes bei, ohne dabei auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein. Zudem fördere sie durch ihre Seminare und Projekte die Einigkeit zwischen den Frauen und ihren Fortschritt in allen Bereichen.

Abschließend ging ein „Grand Merci“ von allen Frauen an die Konrad Adenauer Stiftung, welche die Seminare durch ihre Finanzierung erst ermöglichte.

Am Seminartag in Cherif Lô, der auf das Datum der Entscheidung des Verfassungsrates über die Präsidentschaftskandidatur (27.01.12) fiel, gab es eine Aussage, die den Erfolg der GRAIF-Seminare zusammenfasst. Rose Wade, Präsidentin des Frauennetzwerkes für Produktion und Vertrieb lokaler Produkte, äußerte sich wie folgt:

„GRAIF hat sehr viel mehr für die Frauen auf dem Land getan als die Regierung. Die Motivation zu wählen wird durch die Organisation erzeugt, nicht durch das Verhalten der Regierung!“

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