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Présentations & compte-rendus

Senegal: Migrations-Hotspot Afrikas

Krisen- und Konfliktbewältigung zur Reduzierung von Fluchtursachen

Vom 26. März bis 1. April 2017 hielt sich auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine zehnköpfige Delegation senegalesischer Politiker und Journalisten im Rahmen des Deutschlandseminars „Krisen- und Konfliktbewältigung zur Reduzierung von Fluchtursachen“ in Berlin und Bayern auf.

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Vom 26. März bis 1. April 2017 hielt sich auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine zehnköpfige Delegation senegalesischer Politiker und Journalisten im Rahmen des Deutschlandseminars „Krisen- und Konfliktbewältigung zur Reduzierung von Fluchtursachen“ in Berlin und Bayern auf.

Zu den Delegationsteilnehmern zählte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses in der senegalesischen Nationalversammlung, Alpha Baldé, sowie der Abgeordnete Cheikh Oumar Sy. Neben zahlreichen Journalisten – vor allem aus der krisenanfälligen Region Casamance im Süden Senegals – waren auch die Vorsitzende der senegalesischen Juristinnenvereinigung, Fatoumata Gueye, und der Vorsitzende der KAS-Partnerorganisation CASADES, Bassa Diawara, Teil der Delegation.

Reduzierung von Fluchtursachen auch im Interesse Senegals

Die Delegationsreise fand im Vorfeld der senegalesischen Parlamentswahl vom 30. Juli 2017 statt. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung Senegals sind die Themen Krisenprävention und Fluchtursachenreduzierung wesentliche Anliegen, die derzeit innerhalb der mehr als 280 Parteien (Stand April 2017) des Landes diskutiert werden.

Von den Migranten, die 2016 über das Mittelmeer Europa erreichten, waren mehr als 10.000 Senegalesen. Der Senegal ist ein wesentlicher Migrations-Hotspot Afrikas. Die Gründe für eine Migration können vielfältig sein und reichen von Perspektiv- und Arbeitslosigkeit der jungen Generation bis hin zur ungleichen Verteilung natürlicher Ressourcen wie Gold und Phosphat.

Senegal (noch) der Stabilitätsanker Westafrikas

Senegal galt viele Jahre als Stabilitätsanker in Westafrika. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 entwickelte sich das Land in Richtung einer stabilen Demokratie: Wahlen wurden abgehalten, das Militär übernahm nie die Kontrolle, Regierungswechsel fanden stets friedlich statt und elementare Menschenrechte wie Meinungs-, Religions-, und Pressefreiheit sind gewährleistet.

60 Prozent der Senegalesen sind jünger als 20 Jahre

Dennoch sieht sich das Land enormer Herausforderungen ausgesetzt: 60 Prozent der wachsenden Bevölkerung ist jünger als 20 Jahre, die Arbeitslosigkeit hoch und das Bildungssystem reformbedürftig. Zwar wächst die Wirtschaft, jedoch profitiert nur ein kleiner Teil des Landes vom Aufschwung. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Fund großer Öl- und Gasvorräte vor der Küste Senegals auf die wirtschaftliche Situation des Landes auswirken wird. Die Ungleichheit zwischen Stadt und Land bleibt – in entlegenen Gebieten gibt es nur unregelmäßig Strom und kein fließendes Wasser, in der Hauptstadt Dakar hingegen bebauen Großinvestoren (u.a. aus Frankreich und China) die gesamte Küste mit Büro-und Appartementkomplexen.

Anhaltende Probleme: Korrupte Eliten, ungerechte Verteilung von Ressourcen und organisierte Kriminalität

Hinzu kommen korrupte Eliten und ein zentralistisches Staatssystem, das Kommunen im ländlichen Raum keine Finanzautonomie zugesteht. Die aktuelle Dezentralisierungsreform, „Acte III“, versucht Missstände zu beheben, doch das Kernproblem bleibt die unzureichende Fiskalpolitik von Kommunen. Die Unzufriedenheit der Be-völkerung und die organisierte Kriminalität (v.a. Waffen- und Drogenhandel) in der krisenanfälligen Region Casamance im Süden des Landes nehmen zu, ebenso die Gefahr durch international agierende terroristische Netzwerke.

Im Rahmen des Deutschlandseminars „Krisen und Konfliktbewältigung zur Reduzierung von Fluchtursachen“ lernten die Teilnehmer wichtige Prozesse und Methoden kennen, um die Ursache von Konflikt, Fragilität und Gewalt zu überwinden. Dabei lernten die Politiker und Journalisten im Austausch mit Experten Methoden, Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele in Deutschland kennen, die nun im Senegal umgesetzt werden sollen. So traf die Delegation in der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg u.a. mit Dr. Rudolf Bünte auf einen fach-kundigen Experten, der das deutsche Ausbildungssystem und die Rolle der Bundesagentur professionell darstellte. Deutschland unterstützt im Senegal mit 3 Mio. Euro Vorhaben, die eine Berufsausbildung in ausgewählten Betrieben Senegals vorantreiben sollen. Eine Ankündigung, die vor allem die mitreisenden Abgeordneten wohlwollend aufnahmen.

Politisches System Deutschlands überzeugt

Außerdem wurde während der einwöchigen Reise erörtert, wie sich Konfliktszenarien auf Migrationsbewegungen auswirken kön-nen, wie Migration in Deutschland und im Senegal medial und politisch diskutiert wird und wie die Schaffung von Arbeits-plätzen zur Reduzierung von Fluchtursachen beitragen können. In Gesprächen mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten lernten die Delegationsteilnehmer zudem das föderale System der Bundesrepublik Deutschland kennen und nahmen zahlreiche konkrete Beispiele mit, wie das zentralistisch organisierte Staatssystem im Senegal durch föderale Elemente in seinem Dezentralisierungsvorhaben unterstützt werden könnte. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn MdB, stellte im Gespräch mit der Delegation außerdem den „Marshallplan mit Afrika“ vor und unterstrich, dass Investitionen in Afrika und ein System der beruflichen Bildung gefördert werden sollten.

Viele Eindrücke und konkrete Vorhaben: KAS Senegal unterstützt Umsetzung

Durch zahlreiche Gespräche und Begegnungen mit Experten in Deutschland wurden die Teilnehmer in die Lage versetzt, durch konkrete Maßnahmen im Senegal neue Perspektiven für die senegalesische Bevölkerung aufzuzeigen, um somit wirksam Fluchtursachen zu reduzieren. In der krisenanfälligen Region Casamance, aus der die meisten Teilnehmer der Reise kamen, soll ein Seminar mit kleinen- und mittleren Unternehmen durchgeführt werden, um die konkrete Umsetzung von Berufsausbildungsprogrammen für die junge Bevölkerung der Region zu beraten.

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Interlocuteur

Dr. Thomas Volk

Portrait

Représentant Résident

thomas.volk@kas.de

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