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Présentations & compte-rendus

Umweltschutz als Priorität der politischen Debatte

Symposium in Dakar für politische Entscheidungsträger

KAS und die Universität Dakar haben anlässlich der nahenden Präsidentschaftswahlen die Initiative ergriffen, ein Symposium zur Umweltproblematik zu organisieren, eines Teils, um die Entscheidungsträger aus allen gesellschaftlichen Bereichen über die Thematik zu informieren, insbesondere aber, um die Kandidaten und die politischen Parteien für die Dringlichkeit des Problems zu sensibilisieren und sie aufzufordern, sich im Parteiprogramm und im Wahlkampf des Thema anzunehmen und es in Diskussionen zu vertiefen.

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Umwelt im Zentrum der politischen Debatte

Umweltcharta für Parteien erarbeitet

Vor dem offiziellen Beginn des Wahlkampfs in Senegal initiierten KAS Dakar und die Universität Cheikh Anta Diop ein Symposium über die Frage, wie die Umwelt wirkungsvoll ins Zentrum der politischen Debatte gestellt werden kann. Als Ergebnis wurde eine Umweltcharta erarbeitet, die an alle politischen Parteien, Wirtschafts- und andere Akteure der Ge-sellschaft weiter geleitet wird.

Umweltprobleme in Senegal

Senegal hat als westlichstes Land Afrikas eine 700 km lange Küste, die von Erosion bedroht ist. Manche Dörfer sind schon von der Landkarte verschwunden. Im Norden grenzt der Senegalfluss das Land von Mauretanien und der Sahara ab, kann jedoch die Ver-Wüstung Senegals nicht verhindern. Die letzten Waldreserven werden geplündert, die letzten Tropenwälder landen als Feuerholz oder Holzkohle in den Städten. Abholzung und Klimaerwärmung führen zu einem Fortschreiten der Wüste in Richtung Süden. Die Wasserversorgung in vielen Landesteilen ist ungenügend, zahlreiche Dörfer haben kein Trinkwasser. In Dakar, wo mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes sich auf 2 % der Fläche drängen, sind die Umweltprobleme ebenso akut: unzureichende Müllentsorgung und -verarbeitung, überfüllte und unstrukturierte Viertel, quasi keine Grünflächen mehr, zugebaute Küste, teils gefährliche Chemieindustrie in Wohngebieten, illegale Verarbeitung von hochgefährlichen Materialien wie Blei oder Quecksilber, die Liste nimmt kein Ende.

KAS und die Universität Dakar haben anlässlich der nahenden Präsidentschaftswahlen die Initiative ergriffen, ein Symposium zur Umweltproblematik zu organisieren, eines Teils, um die Entscheidungsträger aus allen gesellschaftlichen Bereichen über die Thematik zu informieren, insbesondere aber, um die Kandidaten und die politischen Parteien für die Dringlichkeit des Problems zu sensibilisieren und sie aufzufordern, sich im Parteiprogramm und im Wahlkampf des Thema anzunehmen und es in Diskussionen zu vertiefen.

Die Umwelt ins Herz der politischen Debatte tragen

Das Seminarthema hatte trotz der politischen Unruhen in Senegal und den angekündigten Demonstrationen an die 100 hochkarätige Teilnehmer angezogen: Abgeordnete, Senatoren, leitende Parteimitglieder, Unternehmer, Vertreter großer internationaler Organisationen, Mediendirektoren, Universitätsprofessoren hatten sich im Savana Hotel in Dakar eingefunden, um eine Charta zu erarbeiten, die für die politische Arbeit der Zukunft ein Leitfaden sein soll.

Professor Adams Tidjani vom Umweltinstitut der Universität Dakar und Herausgeber der Zeitschrift zu Umweltfragen „Vie“ (Leben), hatte eine Vorlage der Charta mitgebracht. Er titelte seinen Beitrag mit der Frage: Warum sollen wir die Umwelt ins Herz des poli-tischen Debatte bringen? Und umriss damit die Grundthematik des Symposiums: Die nachhaltige Entwicklung des Landes kann nur mit einer rationellen Nutzung seiner natürlichen Ressourcen geschehen. Die Politiker, die im Februar für die Präsidentschaftswahlen kandidieren, müssen sich dessen bewusst sein und die Umweltproblematik in ihre politische Agenda aufnehmen. Die Lösung der Umweltprobleme, sagte Tidjani, müsse oberste Priorität der politischen Entscheider sein, da sie zur Lösung vieler anderer sozialer und wirtschaftlicher Probleme notwendig sei.

Grüne Berufe und Verantwortung der Unternehmer

Als Illustration präsentierte das Internationale Arbeitsbüro eine Reihe von „grünen Berufen“, die allein im Zusammenhang mit der nachhaltigen Entwicklung entstehen. Solarkonstrukteure und Vertrieb von Solartechnologie und anderer grüner Energiequellen, Beschäftigung im Müllrecyclingsektor sind die Berufszweige, an die man sofort denkt, andere entstehen im Bereich der Architektur und Stadtplanung, der Recherche – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. In die Details der architektonischen Aspekte von nachhaltiger Entwicklung gingen zwei Referenten, die anhand von konkreten Beispielen bewiesen, wie relativ einfach und sehr effektiv der Energieverbrauch bei der Gebäude- und Stadtplanung reduziert und rationalisiert werden kann.

In seinen Beiträgen erläuterte der nationale Unternehmerverband und KAS Partner CNP (Conseil National du Patronat) die Verantwortung des Unternehmers beim Umweltschutz und ging dabei auf ein Programm der Unternehmensmodernisierung ein, das die Umweltverträglichkeit der Betriebe erhöht. Die Kosten sind allerdings relativ hoch, so dass Klein- und Mittelunternehmen häufig weiter mit altem Material arbeiten. Der CNP betonte, dass die Regierung hier durch ein Förderprogramm für umweltverträgliche Technologien für Kleinbetriebe beispielsweise durch Steuerermäßigungen Anreize für die Betriebsmodernisierung geben müsste.

Architektur und Städtebau

Architektur und Städtebau spielen eine wichtige Rolle beim Lösen von Umweltproblemen. Energieeffizienz beim Hausbau, umweltverträgliche Städteplanung und Straßenführung wurden von Experten ausgeführt und illustriert. Die Müllentsorgung stellt Regierung und Privatsektor vor Her-ausforderungen, die auch Chancen sein können. Die Recyclingaktivitäten in Senegal beschränken sich derzeit nur auf Alteisenexport Richtung Asien und einige kleine plastikverarbeitende Betriebe, hier liegt noch ein enormes Potential für grüne Berufe – und für eine nachhaltige Müllentsorgungsplanung.

Medien und Umwelt

Die besondere Rolle der Medien bei der Durchsetzung nachhaltiger Kriterien in allen Bereichen des öffentlichen Lebens wurde vom Vertreter der Vereinigung von Journalisten für den Umweltschutz betont. Er führte eine Studie zum Thema vor und belegte, dass Umweltprobleme oder Themen zum Klimawechsel von den Medien nur am Rande oder gar nicht behandelt werden. Allein das CESTI, Journalistenakademie Senegals und KAS Partner, hat ein Umweltmodul in die Curricula eingeführt, ein nachahmenswertes Beispiel. Die Ausbildung der Journalisten spielt bei der Themenauswahl eine Rolle, aber auch die Sensibilisierung für die Brisanz und Dringlichkeit des Themas. Hamdiou Sagna, Journalist, erklärte, dass politische Themen auch häufig einen Um-weltaspekt hätten bzw. die Umwelt ein politisches Thema sei, beispielsweise bei der Vergabe von Abholzlizenzen, bei Städte- und Straßenbau und bei Umweltkriminalität schlechthin. Politik und Umwelt seien nicht zu trennen, eine intensivere Zusammenarbeit von politischen Entscheidungsträgern und Medien sei auf jeden Fall hilfreich. Die Presse kann so zweierlei bewirken: Eine Sensibilisierung der Bevölkerung hinsichtlich von Umweltproblemen und die Information von Entscheidungsträgern über akute oder latente Probleme im Umweltbereich.

Die Verantwortung der Politik

Die Rolle der Politiker bei der Städteplanung wurde mit der Problematik der Überschwemmungen in Dakar in Verbindung gebracht. Die auf einer Halbinsel malerisch gelegene Hauptstadt Dakar platzt aus allen Nähten, jeder Quadratmeter wird verbaut und verplant. Regen kann nicht mehr ablaufen, einst eingetrocknete Flussläufe werden wieder lebendig und ganze Viertel stehen „mit den Füßen“ im Wasser. Eine Schule beispielsweise ist nach jeder Regenzeit bis über 1 m unter Wasser und die Schüler können erst im März mit dem Unterricht beginnen. Sie wird jedoch nicht abgerissen, da es für die Kinder des armen Viertels keine Alternative gibt. Bei der bisherigen Stadtplanung wurden aus Gewinngier der Stadträte und Leichtfertigkeit der Städteplaner unverzeihbare Fehler gemacht, unter denen heute die Bevölkerung leidet. Manchmal könnten einfache und günstige Lösungen gefunden werden, wie der Experte vom Städtebauministerium erklärte – doch fehle häufig der politische Wille.

Damit waren die Politiker gefordert, die mit den Referenten einer Meinung waren, auch der Vertreter des Umweltministers bestätigte, dass in der Vergangenheit schwere Umweltsünden begangen worden seien und dass es heute nicht leicht sei, diese zu beheben. Der politische Wille sei wohl vorhanden, aber manche Sachzwänge ließen nicht viel Handlungsspielraum. Die Frage, ob Umwelt und Politik sich vertrügen, wurde von allen Teilnehmern mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Jetzt müsste nur der Theorie die Praxis folgen, sagten die Vertreter der zwei ökologischen Parteien Senegals, die immerhin in zwei Gemeinden die Bürgermeister stellen: auf der Insel Goree und im Stadtteil Ngor.

Die Charta wurde an alle Teilnehmer verteilt, zum Abschluss bildete sich ein Komitee, dass an die Feinarbeit geht und den Text im KAS Büro fertigstellt, bevor er feierlich an alle politischen Parteien übergeben wird – rechtzeitig zu Beginn des Wahlkampfes.

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