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Présentations & compte-rendus

"Von 'Ossis' und Wessis' zu reden, ist nicht mehr zeitgemäß!"

Prof. Bernhard Vogel über 20 Jahre Wiedervereinigung

"Der Feind ist tot, eine kommunistische Bedrohung gibt es nicht mehr!" Mit der Vereinigung Deutschlands sei in der Geschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Jetzt gelte es, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Nachdenklich und zugleich optimistisch zog am Dienstag, 28. September 2010, Prof. Dr. Bernhard Vogel vor rund 250 Gästen der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Osnabrücker Stadthalle Bilanz zu 20 Jahren Wiedervereinigung.

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Vogel, der als ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz nach der Wende nach Thüringen gerufen worden war, um dort Ministerpräsident zu werden, würdigte den Vereinigungsprozess als Erfolgsgeschichte. In kürzester Zeit sei eine Vielzahl komplexer Entscheidungen zu treffen gewesen. Vogel skizzierte den internationalen Prozess, der das historische Fenster für die Vereinigung geöffnet hatte. Dann hätten sich die Ereignisse überschlagen und aus dem Ruf "Wir sind das Volk!" sei der Ruf "Wir sind EIN Volk!" geworden. "Es musste gehandelt werden!". Dies habe anschließend auch für seine Zeit in Thüringen gegolten: "Das war das größte Abenteuer meines Lebens!" Dabei habe ihn erstaunt, wie gut auch jene gearbeitet hätten, die ohne Vorbereitung verantwortungsvolle Ämter übernommen hatten. Vogel: "Diesen Menschen müsste man ein Denkmal setzen!"

Nicht alle Entscheidungen seien perfekt gewesen, und auch bei jenen, die zur Unterstützung aus dem Westen in den Osten gegangen waren, seien "ein paar schwarze Schafe" gewesen. Das große Problem sei die Unkenntnis über die tatsächliche und desaströse Lage der DDR-Ökonomie gewesen, die Honnecker noch kurz vor dem Zerfall der DDR als zehntgrößte Wirtschaftsmacht der Welt angepriesen hatte. Der Wegfall der Binnennachfrage und des Exportmarktes Sowjetunion habe im Zusammenspiel mit der notwendigen Rationalisierungswelle bewirkt, dass vier Fünftel der ehemaligen DDR-Bürger sich beruflich neu orientieren mussten. "Das hat uns oft an den Rand der Verzweiflung gebracht." Manche Menschen seien davon überfordert gewesen, was erkläre, dass sich viele an die SED-Nachfolgeparteien geklammert hätten.

"Auch die CDU ist anders geworden"

Vogel, der Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung ist, wies darauf hin, dass der Vereinigungsprozess noch nicht abgeschlossen sei. Zudem müsse man zur Kenntnis nehmen, dass die Vereinigung Deutschland verändert habe. "Auch die CDU ist anders geworden", so Vogel. Doch sei es nicht korrekt, immer nur auf ost-westliche Unterschiede zu starren. "Von Ossis und Wessis zu reden, ist nicht mehr zeitgemäß." Als föderales Land besitze die Bundesrepublik eine reiche, regionale Vielfalt – und das sei auch gut so.

"Wir haben Grund, stolz auf Deutschland zu sein!", bilanzierte Vogel die 60-jährige Geschichte der Bundesrepublik und denVerlauf der Wiedervereinigung. Jetzt sei es unsere Aufgabe, dass sich Geschichte nicht wiederhole. Neue Themen stünden auf der Tagesordnung. Darunter die Weltwährungskrise, Chancen und Gefahren der Globalisierung sowie die demographische Entwicklung. Diese Herausforderungen könnten aber nur bewältigt werden, wenn sich Bürger aktiv an ihrer Lösung beteiligten und sich politisch engagierten. Vogel: "Der Feind von heute heißt Gleichgültigkeit und Egoismus!"

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