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Die Macht der Freiheit in der Literatur

dari Ellen Schweizer, Anja Breljak

Ein Berliner Symposium der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Kultur der Freiheit

Vor sechzig Jahren war die Freiheitsidee die Hauptgrundlage, auf der nach den Erfahrungen von Weltkrieg und Holocaust wieder ein demokratischer Rechtsstaat auf deutschem Boden möglich wurde. Vor 20 Jahren brachten die Ostdeutschen mit dem Ruf nach Freiheit die Mauer zum Fall. Vor diesem politischen Hintergrund eröffnete Hans-Jörg Clement, Leiter der Kulturabteilung der Konrad-Adenauer-Stiftung, das XII. Literarisch-Politische Symposium in der Akademie der Stiftung am Tiergarten.

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Die Wiege der Freiheit steht im antiken Griechenland. Der Bochumer Philosophieprofessor Walter Schweidler beschrieb im Einleitungsvortrag die antike freie Rede als mustergültiges Medium der repräsentativen Willensbildung. Die Bürger ergriffen das Wort, um den Herrschern die Grenzen der Macht zu zeigen. Seit dieser Zeit ist die freie Rede das Maß und die Quelle der Legitimation von Herrschaft. Bis heute hat sie sich ihre staats- und gesellschaftstragende Bedeutung erhalten.

Im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts war der Kampf um die Freiheit insbesondere ein Kampf um Religionsfreiheit. Die Befreiung von der übergroßen Macht der Kirche wurde zur Grundlage der säkularen Gesellschaft. In der „postsäkularen“ Zeit von heute hat die Kultur die Rolle der Religionen fast gänzlich übernommen, argumentierte Schweidler. Daher komme es nun darauf an, einen gemeinsamen und verbindenden Kern aller Kulturen zu bewahren: als Maß jedes demokratischen Konsenses.

Doch die Freiheit der Rede hat in einer Demokratie der postsäkularen Gesellschaft zwei Feinde: Zum einen den Fundamentalismus als Zwang zur Geschlossenheit. Zum anderen den Willen zur Abstimmung über etwas, über das eigentlich nicht abgestimmt werden kann. „Unter den Bedingungen der kulturellen Pluralität wird das Schicksal der Freiheit davon abhängen, ob es gelingt, ein die Pluralität der Kulturen übergreifendes Verhältnis zu den unabstimmbaren Grundlagen demokratischen Zusammenlebens zu bewahren“.

Literarische Camouflage bei Ernst Jünger und Stephan Hermlin

Im zweiten Vortrag ging der soeben zum Leibniz-Preisträger 2009 ernannte Göttinger Germanist Heinrich Detering einem „moralisch, politisch und literarisch heiklen Sachverhalt nach“. Er untersuchte den Begriff der literarischen Camouflage bei Ernst Jünger und Stephan Hermlin: Beides literarisch bedeutsame Autoren, die zunächst ein diktatorisches Regime unterstützt, sich später aber dagegen gewandt haben.

Halb Untäter, halb Held, wird Ernst Jünger später auch als „Steigbügelhalter des Faschismus“ bezeichnet. Im Laufe der Weimarer Republik gehört er zu den radikalen Rechten: „Leben heißt Töten“. Dieser Satz stammt von ihm. In einer quasi-religiösen Heilserwartung unterstützt er die Etablierung und Durchführung des totalitären NS-Regimes, Hermlin unterstützt den Stalinismus und das SED-Regime.

Beide wenden sich jedoch später mit Hilfe der Literatur gegen diese politischen Zwangssysteme. Das geschieht mit der Technik der literarischen Camouflage: der „gewollten und konzeptionellen Differenz zwischen der Textoberfläche, die jedem zugänglich ist, und einem Subtext, einer Differenz, die unter den Bedingungen von Tabus und Zensierung zustande kommt“. Diese Camouflage erlaubt es, indirekt von dem zu sprechen, was doch unaussprechlich sein soll, was einem Tabu oder der Zensur unterliegt.

Jünger wendet diese kalkuliert doppelbödige Literatur insbesondere in seiner Erzählung „Auf den Marmor-Klippen“ an. Eine „oberflächliche, demonstrativ künstliche Mischung aus philosophischer Allegorie und Fantasy; im Subtext lesen wir die Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit eines rechtsradikalen Vordenkers“, so Detering. Bei Hermlin ist es die halb-fiktive autobiographische Erzählung „Abendlicht“. In beiden Fällen ist die literarische Camouflage ein Angriff auf die Herrschenden unter den Augen der Herrschenden. Beide Schriftsteller schreiben in einem Schutzraum, den sie nur dadurch erlangt haben, dass sie die totalitären Systeme anfänglich unterstützt und so das Vertrauen der Verantwortlichen gewonnen haben. Ernst Jünger und Stephan Hermlin nutzen diesen Raum für die begrenzt freie Rede und für einen begrenzt freien Diskurs. Ihr Medium dafür ist die Literatur.

Die Freiheit der Literatur

„Freiheit Wort / das ich aufrauhen will“: In diesen Gedichtversen aus dem Band „Ich will dich“ (1970) steht Hilde Domin, Literaturpreisträgerin der Konrad-Adenauer-Stiftung (1995), mit der Freiheit auf vertrautem Fuß. Die Freiheit: ein großes Wort, ein Wort mit immer neuen Grenzen, im Alltag, in der Politik, in der Kunst. „Wo sind die Grenzen der Freiheit, in Sprache, Denken und Gewissen? Und wie werden diese Grenzen gesetzt“, fragte Dr. Christiane Florin, Leiterin des Kulturressorts des Rheinischen Merkur, in der Podiumsdiskussion. Ihre Gesprächspartner: Vertreter aus Kunst, Politik und Wissenschaft.

„Man muss die künstlerische Freiheit wieder zurück auf den Boden holen. Künstler haben mit ihrer Sprache genauso viel angerichtet wie alle anderen“, sagte die Schriftstellerin und KAS-Literaturpreisträgerin 2004 Herta Müller. In Rumänien zum Beispiel gebe es „keine politische Korrektheit“, manche Verbote würden aber das Bedürfnis nach Freiheit in besonderem Maße wecken. „In der Diktatur beispielsweise gibt es keine Freiheit, weil sie keine Zwischenräume zulässt“, machte die gebürtige Rumänin deutlich. 1987 reiste sie aus ihrem Heimatland aus, verbrachte einige Wochen in einem Übergangslager und lebt heute in Berlin: „Ein Denkverbot in Deutschland gibt es nicht.“

„Es wäre aber schön, wenn mehr gedacht würde“, kommentierte Dr. Christoph Böhr (CDU), Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz, die Frage nach dem Denkverbot. Das Redeverbot hingegen sei Zeichen für „die Bestrafung des nicht ins Bild passenden“. Kalkulierte Tabubrüche würden als Chance genutzt, um Aufmerksamkeit und Profit zu erheischen. Vor allem durch die „Oligarchen“ in Medien und Politik würden Grenzen gesetzt und verschoben. Deshalb sei es so nötig, „das Gegenteil zu denken, um nicht das Gegenteil zu tun“, sagte Böhr. Anders denken und erinnern, nur so könne man einer Demoralisierung vorbeugen und eine kollektive Amnesie verhindern.

Unterschiede deutlich zu machen, das war allen drei Diskutanten ein großes Anliegen. Auch das Verbot, auch die Zensur hat zwei Seiten. Ein gesondertes Gut und Böse gibt es nicht. Heinrich Detering aber machte deutlich: „Wir verhandeln selbst, worüber wie gesprochen werden darf“. Die Selbstkorrektur des gesellschaftlichen Diskurses müsse mehr genutzt werden. Dabei müssen die Unterschiede zwischen öffentlichen und künstlerischen Äußerungen beachtet werden. Verschiedene Interpretationsebenen in der Literatur erlaubten dem Leser nicht nur verschiedene Lesarten, sondern auch ein Verstehen gegenteiliger Denkweisen: „Erkenntnisse über Freiheit erlangen wir mit dem Lesen gegen den Strich.“

Dass Freiheit den Kern der Menschenwürde ausmacht, politischer und künstlerischer Diskurs ihre Grenzen festsetzen, darin zumindest stimmten die Schriftstellerin Müller, der Politiker Böhr und der Wissenschaftler Detering überein: Freiheit ist mehr als ein Wort, Freiheit ist der Unterschied und der Zwischenraum, um diesen Unterschied denken zu können.

Was kann die freie Kunst?

„Was kann Kunst? Was bricht ihr das Genick?“ mit diesen Fragen meldete sich Autorin Julia Franck bereits während der Podiumsdiskussion zu Wort. Kunst kann erzählen, von Freiheit und von Gefängnis. So setzte die deutsche Buchpreisträgerin 2007 im Anschluss an die Diskussion – vorgestellt von dem Siegener Germanisten Martin Huber – mit der Lesung zweier Werke an, die diese Fragen auffingen. Die gelesenen Passagen aus dem Roman „Lagerfeuer“ berührten die Geschichte von Nelly Senf und Hans Pischke, Bewohnern eines Notaufnahmelagers in Marienfelde. Von einer Mutter, die ihren kleinen Sohn in der unmittelbaren Nachkriegszeit aussetzt, handelte ein ergreifendes Kapitel aus dem Roman „Die Mittagsfrau“. Hier geht es um innere und äußere Gefangenschaft, um innere und äußere Freiheit, in Sprache verfangene Freiheit.

Gäste des Symposiums waren nicht nur eine Reihe von Berliner Autoren, darunter Steffen Popp, Michael Speier und Jan Wagner. Sondern auch 32 Studierende deutscher Hochschulen, darunter Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sie waren die Teilnehmer des traditionellen Theaterseminars der Stiftung, das sich im Anschluss an das Symposium vier Tage lang dem Thema „Freiheit des Theaters – Theater der Freiheit“ widmete. Und dabei die theatralen Gestaltungen der Freiheit in so unterschiedlichen Inszenierungen wie Falk Richters „Kabale und Liebe“ (nach Schillers bürgerlichem Trauerspiel) an der Schaubühne, Armin Petras’ Ibsen-Aufführung „Die Frau vom Meer“ am Maxim-Gorki-Theater und Peymanns Wedekind-Adaption „Frühlings Erwachen“ am Berliner Ensemble erlebten. Die Freiheit im Theater hat ihre Aktualität nicht eingebüßt: Das unterstrich das Abschlussgespräch des von Michael Braun (Referat Literatur) geleiteten KAS-Seminars mit dem Regisseur und Intendanten Claus Peymann und Schauspielern des Berliner Ensembles noch einmal ganz deutlich.

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kontak

Prof. Dr. Michael Braun

Prof. Dr

Referent Literatur

michael.braun@kas.de +49 30 26996-2544

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Tentang seri ini

Konrad-Adenauer-Stiftung dengan karya-karya dan pusat-pusat pendidikannya serta kantor-kantornya di luar negeri menyelenggarakan setiap tahun beribu-ribu buah acara tentang topik yang beraneka-ragam. Di dalam situs www.kas.de, kami memberitakan secara aktuil dan eksklusif bagi Anda tentang kongres, peristiwa, dan simposium dll. yang terpilih. Di samping ringkasan isi, Anda di situ memperoleh juga bahan tambahan seperti gambar, naskah ceramah, serta rekaman video dan audio.

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Berlin Deutschland

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