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Die verpasste Chance

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Wer die Unterschriftenaktion gegen den Bau einer großen Moschee in Köln mit plumpem Rassismus erklärt, macht es sich zu einfach. Der Protest bringt vielmehr eine in ganz Deutschland spürbare Angst zum Ausdruck. Viele Menschen befürchten, die großzügigen Spielräume der Religionsfreiheit könnten ausgenutzt werden, um den Rechtsstaat zu unterwandern. Daran ist der Zentralrat der Muslime in Deutschland nicht ganz unschuldig: Sein Vorsitzender Ayyub Köhler misst mit zweierlei Maß. Denn während er im Kopftuchstreit auf die Religionsfreiheit pocht, wird dieses durch Artikel vier geschützte Grundrecht bei wichtigen Themen wie dem christlichen Missionsauftrag einfach ausgeblendet. Doch die Religionsfreiheit schützt eben nicht nur die Ausübung des Glaubens, sondern auch den Übertritt zu einer anderen Religion. In der Türkei wurden im April zwei Christen wegen ihrer Missionarstätigkeit ermordet. Natürlich ist dies eine Ausnahme. Trotzdem könnten solche Schlagzeilen in Deutschland den Nährboden für Islamophobie bereiten. Gegen die Kölner Angst vorm Minarett hätten die muslimischen Gemeinden beim evangelischen Kirchentag mit einem offenen Dialog ankämpfen können. Doch Ayyub Köhler machte es sich nur in der Opferrolle bequem. Eine verpasste Chance.

Jan Philipp Burgard

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