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Freikirchenfreie Kirche?

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Es ist edel, wenn die Evangelische Kirche auf dem Kirchentag sich für ein gemeinsames Abendmahl mit Katholiken einsetzt und Gespräche mit Rabbis und Imamen anbietet.

Aber bevor sie sich anderen Konfessionen oder Religionen annähert, sollte sie sich um ihre eigenen abtrünnigen Schäfchen kümmern, - die Freikirchen.

Wer mit Argwohn die anscheinend sektiererischen Abspaltungen der evangelischen Kirche beäugt, dem ist wohl noch nicht bewusst, dass auch die Ökumene in der eigenen Konfession immer notwendiger wird. Weil immer mehr Menschen säkular geprägt sind und aus der Kirche austreten, wird Isolation zum Luxus. - Zudem sollte es nicht schwer sein, aufeinander zuzugehen: Es gibt immerhin noch mehr Gemeinsamkeiten im christlichen Glauben als Unterschiede.

Geht die Evangelische Kirche nun auf Schäfchensuche, darf sie die freien Gemeinden nicht wieder in in das traditionelle Kirchensystem einkerkern, sondern muss ihnen neue Partnerschaftsmöglichkeiten anbieten, wie beispielsweise das Modell der Gemeinschaftsgemeinden, in der frühere Fahnenflüchtigen mehr Freiheit genießen würden und dennoch unter dem Dach der Landeskirche arbeiten.

Aber auch von der anderen Seite ist Kooperation gefragt: Es ist notwendig, dass die freien Gemeinden sich öffen und bereit sind, Vorurteile abzubauen und unbekannte Seiten der Großkirche kennenzulernen. Denn nicht alle Kirchen sind verstaubt, moralisch verkommen und verwässert im Glauben.

Ökumene, so sagt es der griechische Begriff, ist dort, wo Menschen den christlichen Glauben teilen. Wenn es aber diesen Ort nicht gibt, wird auch keine Ökumene gelebt. Schade, dass viele Freikirchler gar nicht auf dem evangelischen Kirchentag aufkreuzen, weil sie eben nichts mit dieser Kirche zu tun haben wollen. Bedauernswert aber auch, dass die Hochkirchler diesen Zustand gar nicht bedauernswert finden! Ein Teufelskreis gegen den sogar Jesus anbetet : Er bat im Johannesevangelium seinen Vater für die Einheit der christlichen Gemeinde. Steht der Einheit in der eigenen Kirche nichts mehr im Wege, kann die Ökumene auf die andere Konfession erweitert werden. Doch auch schon jetzt ist es nicht verboten, von der Katholischen Kirche zu lernen. Denn ihr ist das gelungen, woran die Protestanten nun arbeiteten sollten: Unter dem Dach der Kirche verschiedenen freikirchlichen Bewegungungen eine Heimat zu geben.

Judith Wanner

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