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Neuer Terroranschlag in Tadschikistan

von Dr. Thomas Kunze, Lina Gronau
Nur zwei Wochen nachdem es in Tadschikistan zwei Bombenanschläge gegeben hat, wurde nun offenbar ein tadschikischer Militärkonvoi angegriffen. Die Anzahl der Todesopfer ist noch unklar, es sollen aber mindestens 20 Soldaten und Offiziere ums Leben gekommen sein.

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Der Vorfall hat sich am Sonntag, den 19. September, in einer schwer zugänglichen Bergregion östlich der Hauptstadt Duschanbe, in der Nähe der Grenzregion zu Afghanistan ereignet. Die tadschikischen Behörden geben nur wenige Informationen preis, verdächtigen aber offenbar erneut die mutmaßlichen Islamisten, die im August aus einem Gefängnis in Duschanbe ausgebrochen sind und sich in den Bergen im Osten des Landes versteckt halten sollen. Wie auch bei den Anschlägen Anfang September auf eine Polizeistation in Chodschent (zwei Tote und 25 Verletzte) und eine Diskothek in Duschanbe (sieben Verletzte) ist die Informationslage schlecht.

Sowohl über die Zahl der Todesopfer als auch über den Verlauf des Geschehens gibt es noch keine verlässlichen Informationen. Die Website „Channelnewsasia.com“ geht von 23 getöteten und zehn verletzten Soldaten aus, der Angriff soll im Rascht-Tal, 250 km östlich von Duschanbe passiert sein. Zwei Gruppen von Islamisten hätten den Konvoi, der auf dem Weg zu einem Überwachungsposten gewesen sei, aus dem Hinterhalt beschossen. Als Quelle wird ein Sprecher des tadschikischen Verteidigungsministeriums genannt. Im Rascht-Tal würden die flüchtigen Häftlinge vermutet, weshalb die militärische Präsenz dort verstärkt worden sei.

Die russische Nachrichtenagentur „Ria Nowosti“ berichtet in einer aktuelleren Meldung von mindestens 40 toten Soldaten, darunter fünf hochrangige Offiziere. Der 75-köpfige Trupp sei in den Bergen im Osten des Landes auf der Suche nach den geflohenen Häftlingen gewesen, als sie mit Granatwerfern und Maschinengewehren angegriffen wurden. Ria Nowosti zitiert außerdem das Verteidigungsministerium, das den Verdacht geäußert habe, die Angreifer seien von Mulla Abdulla, einem radikalen Oppositionsführer im tadschikischen Bürgerkrieg der 1990er Jahre angeführt worden.

Die Website „Centrasia.ru“ spricht in ihrem aktuellsten Artikel ebenfalls von 40 Toten und 10 Verwundeten. Die Verletzten und die Leichen sollen bereits per Hubschrauber nach Duschanbe geflogen worden sein. Die 75 Soldaten seien mit zwei Militärfahrzeugen unterwegs gewesen, als sie in einer Bergschlucht in einen Hinterhalt gerieten. Die Angreifer hätten vermutlich aus sicherer Entfernung, von einer Anhöhe aus, das Feuer auf den Konvoi eröffnet.

Auch die kaukasische Nachrichtenagentur „Trend“ und die tadschikische Nachrichtenagentur „Asia Plus“ gehen inzwischen von mindestens 40 Toten aus. Ob auch die Angreifer Verluste erlitten haben, ob sie flüchten konnten oder ob es den überlebenden tadschikischen Soldaten gelang, jemanden festzunehmen, ist nicht bekannt. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist ebenfalls unbekannt, bis jetzt ist noch kein Bekennerschreiben aufgetaucht.

Offenbar ist das tadschikische Verteidigungsministerium nicht an einer transparenten Informationspolitik interessiert. Auch zu den Vorfällen Anfang September gibt es bis heute keine zuverlässigen Informationen. Auffällig ist, dass die Täter, ebenfalls wie Anfang September, nahezu reflexartig unter den flüchtigen Häftlingen, Oppositionellen oder ausländischen Islamisten vermutet werden. Auch die Islamische Bewegung Usbekistans gehört für die tadschikischen Behörden wieder zu den Hauptverdächtigen. Präsident Rachmon, der sich momentan zu einer UN-Generalversammlung in New York aufhält, äußerte sich unmissverständlich: Die tadschikischen Behörden sollten alles Mögliche unternehmen, damit im Land wieder Ruhe einkehre.

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18. September 2010
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