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Reportage sui paesi

Umwelt in Serbien: Kein Wahlkampfthema?

Die Menschen in der Republik Serbien blicken angesichts der bevorstehenden Wahlen gespannt in Richtung Zukunft. Während Themen wie Wirtschaft und Arbeitslosigkeit, EU-Integration sowie die noch immer Emotionen verursachende Kosovofrage den Wahlkampf dominieren, gehört das Thema Umwelt nur für die wenigsten Parteien zur politischen Agenda. Dabei bietet die Umweltthematik in Serbien durchaus Potential dafür, künftig nicht nur auf lokaler Ebene eine bedeutendere Rolle zu spielen.

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Kernprobleme des Umweltsektors und wirtschaftliche Konsequenzen

Das Thema Umwelt gewinnt für die Menschen des Landes zunehmend an Bedeutung: Immer klarer wird auch in Serbien, dass Umweltverschmutzung direkt mit der persönlichen Gesundheit, der eigenen Lebensqualität, dem Infrastruktur- und Wirtschaftspotential der eigenen Kommune, sowie der Attraktivität der eigenen Heimat für Touristen und Investoren zusammenhängt. Dabei ist die wohl größte Herausforderung, mit der sich die serbische Umweltpolitik konfrontiert sieht, die Verbesserung des Abfallmanagements.

Dem Ministerium für Umwelt, Bergbau und Raumplanung zufolge verfügt Serbien über 164 offizielle Abfalldeponien, auf denen 60% der anfallenden Haushaltsabfälle gelagert werden. Der Rest verteilt sich auf 4481 illegale Deponien. Dabei entsprechen nur die wenigsten den EU-Standards, sie liegen vielmehr entweder nahe Dörfern oder in unmittelbarer Nähe zu Flüssen und Seen, was eine zusätzliche Kontamination der Gewässer nach sich zieht. Dies hat eine Verschlechterung der Wasserqualität zur Folge: Aufgrund eines Mangels an Klärwerken werden nur ca. 10% der Abwässer aufbereitet, während der Großteil ungefiltert in die Gewässer zurückfließt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es immer weniger Serben in den Sommermonaten wagen, in den einheimischen Flüssen und Seen zu baden.

Weiter stellt das Fehlen von Strukturen zur Beseitigung, Verwertung bzw. sicheren Lagerung von gefährlichen Abfällen ein Kernproblem des Abfallmanagements dar. Da Serbien über keine Anlagen zur Verarbeitung von gefährlichen Abfällen verfügt, bleibt der Industrie nur der Export der Abfallstoffe zu den von der OECD autorisierten Anlagen außerhalb des Landes, oder die vorübergehende Lagerung auf Industriedeponien. Da insbesondere der Export mit hohen Kosten verbunden ist, endet eine unbestimmte Zahl gefährlicher Abfälle auf illegalen Müllhalden, oder verweilt bis zu mehreren Jahren auf den Industriedeponien. Diese Anhäufungen gefährlicher Abfallstoffe an nicht dafür vorgesehenen Lagerorten stellen durch ihre erhebliche Schadstoffbelastung eine explizite Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Des Weiteren fehlt den serbischen Behörden momentan noch eine zureichende Methodologie, um potentielle Gefahrenherde frühzeitig zu erkennen und um das Ausmaß der Umweltbelastung feststellen zu können.

Neben der Verschmutzung der Umwelt ziehen die Schwierigkeiten beim Abfallmanagement allerdings auch nicht unerhebliche wirtschaftliche Konsequenzen nach sich: Einem Bericht des National Programme for Environmental Protection (NPEP) zufolge belaufen sich die durch notwendige Maßnahmen zur Wiedernutzbarmachung von Böden und Räumung illegaler Deponien entstehenden Kosten auf eine Summe zwischen 98 und 276 Millionen Euro, respektive auf 0.4 bzw. 1.1% des Bruttoinlandsprodukts (von 2010). Ein effizienteres Abfallmanagementsystem in der Republik Serbien wäre daher auch aus rein ökonomischen Motiven erstrebenswert.

Ein weiterer die Umwelt und Wirtschaft belastender Faktor bleibt die Luftverschmutzung. Schwefeldioxid, Feinstaub und Stickstoffdioxid sind dabei die am häufigsten gemessenen Umweltkontaminanten. Mangelhafte Luftfilter in Industrieanlagen und Kraftwerken sowie die Verwendung minderwertiger Kohle zur Energieproduktion führen zu entsprechend hohen Emissionswerten von Treibhausgasen. Die Kohlenstoffdioxid-Emissionen pro Kopf belaufen sich Angaben der Weltbank zufolge auf ca. 6.8 metrische Tonnen (vgl. Bulgarien 6.6, Rumänien 4.4, Kroatien 5.3, Bosnien-Herzegowina 8.3, Deutschland 9.6). Es wird geschätzt, dass die durch Luftverschmutzung und Emissionen von Treibhausgasen verursachten jährlichen Kosten für das Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft und durch Schäden an Gebäuden zwischen 447.2 Millionen und 1.37 Milliarden Euro, respektive zwischen 1.8 und 5.5% des Bruttoinlandsprodukts (von 2007) liegen.

Zukunftsmusik: Umweltherausforderungen als Chance für wirtschaftliche Entwicklung

Von einem positiven Standpunkt aus betrachtet liegt das wohl größte wirtschaftliche Potential im Bereich der Energieeffizienz bzw. im Sektor der erneuerbaren Energien. Serbien gilt derzeit noch als eines der Länder mit dem höchsten Energieverbrauch pro Kopf in der Region. Darüber hinaus verbraucht die serbische Wirtschaft 2,7 mal mehr Energie pro Produktionseinheit als der OECD Durchschnitt.

Ursächlich hierfür ist unter anderem die Tatsache, dass sich der Energiesektor noch im Transformationsprozess hin zu einem marktorientierten Energiesystem befindet. So werden beispielsweise Energiedienstleistungen vielerorts noch über eine an die Wohnungsfläche gekoppelte Pauschale, statt dem tatsächlichen Verbrauch entsprechend berechnet. Eine Reform dieses Systems sowie verstärkte Öffentlichkeitsarbeit bezüglich ungenutzter Energieeffizienzpotentiale sind nötig, um so auch für den Einzelnen Anreize zu schaffen, in energiesparende Maßnahmen, wie etwa verbesserte Dämmung oder Thermostate, zu investieren.

Darüber hinaus verfügt Serbien über erhebliches Potential zur Nutzung erneuerbarer Energien, welches jedoch bis auf den Wasserkraft- und Bioenergiesektor bislang weitgehend brachliegt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der insgesamt in Serbien produzierten Energie lag 2008 bei 8%, wobei die Wasserkraft hier den bedeutendsten Subsektor darstellt. Dabei könnten die erneuerbaren Energien nicht nur von Gesetzesreformen, sondern insbesondere auch von einer Öffnung des Strommarkts profitieren.

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Norbert Beckmann-Dierkes

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Leiter der Auslandsbüros Bulgarien Kommissarischer Leiter des Auslandsbüros Albanien

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