Aus 13 lateinamerikanischen Ländern sind Experten zu einem intensiven Meinungsaustausch über die Effizienz öffentlicher Ausgaben in Lateinamerika nach Rio gekommen. Es handelt sich dabei um eine Studiengruppe von wirtschaftswissenschaftlichen Think-Tanks, die die KAS zur Forschung mit dem Ziel Politikberatung eingeladen hat. Unter den Experten befinden sich der ehemalige Wirtschaftsminister Chiles, Jorge Rodríguez, und der ehemalige Finanzminister Paraguays, Dionisio Borda. Nach den Reformen der ersten (Privatisierungen, Marktöffnung etc.) und zweiten Generation (Strukturreformen mit starken sozialen Bezügen) zeigen sich in Lateinamerika noch starke Defizite im staatlichen Handeln. Gute Bespiele herauszuarbeiten und die Erfahrungen für die Politikberatung nutzbar zu machen, war eines der Seminarziele. Es ging aber auch um eine kritische Analyse des derzeitigen staatlichen Umgangs mit den immer noch spärlichen Steuergeldern und den zuletzt in einigen Ländern stark gewachsenen Einnahmen aus dem Verkauf von natürlichen Energieressourcen (Öl und Gas) wie Venezuela oder Bolivien.Neben der immer wieder zu erwähnenden Einsicht, dass „Lateinamerika“ aus sehr unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaften besteht, zeigten sich rasch vor allem folgende Diskussionspunkte als besonders herausfordernd: Der Einfluss von Parlamenten und Parteien bzw. Lobbyisten auf die Effizienz der öffentlichen Ausgaben, der Nutzen von Privatisierungen, die Schwierigkeiten Effizienz zu messen und Transparenz und Rechenschaft (accountability) einzuführen. Unterschiedliche Bewertungen kamen bei der Rolle strategischer Unternehmen zum Vorschein.