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“Wahnsinn!” – Lothar de Maizière lässt den 9. November ’89 wieder aufleben

de Jasper Eitze
Mit so viel Resonanz hatte kaum jemand gerechnet: Zwar stellt der Fall der Berliner Mauer zweifelsohne für Europa, Russland und die USA ein epochales Ereignis dar. Eine Überraschung ist hingegen das große Interesse, das viele Brasilianer dem Mauerfall auch 20 Jahre danach noch entgegen bringen. Der Auftritt einer so wichtigen historischen Persönlichkeit wie Lothar de Maizières als Redner im Rahmen der von Konrad-Adenauer-Stiftung und Goethe-Institut in Rio de Janeiro organisierten Veranstaltung „20 Jahre Mauerfall – deutsche und brasilianische Eindrücke“ hat sich daher mehr als ausgezahlt.

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Als Zeitzeuge ersten Ranges berichtete der ehemalige Ministerpräsident der DDR und Mitgestalter der Deutschen Einheit über die Situation vor dem 9. November und die sich überschlagenden Ereignisse in der Zeit zwischen Mauerfall und Deutscher Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Aus erster Hand erfuhr das brasilianische Publikum, was sich vor und hinter den Kulissen der Friedlichen Revolution in jener Zeit abspielte: von den ersten durch Gorbatschow angestoßenen Veränderungen, von den Stimmungen und Gefühlen der Menschen in der DDR im Herbst ’89, vom Tag des Mauerfalls selbst, über die Formierung neuer demokratischer Kräfte, die ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 und die Einführung der D-Mark am 1. Juli, bis hin zu den Verhandlungen mit den Siegermächten und schließlich der Unterzeichnung des Wiedervereinigungsvertrages in Moskau. Bei diesem finalen Akt, so Lothar de Maizière, nahmen die Unterzeichner der sechs beteiligten Staaten - unter ihnen er selbst – im Bewusstsein der historischen Bedeutung dieses Vertrages die Füllfederhalter als Andenken mit. Als wäre dies alles gestern erst geschehen, ließ Lothar de Maizière die Geschichte wieder aufleben, indem er historische Fakten und Zahlen mit persönlichen Anekdoten anreicherte und dadurch dem brasilianischen Publikum die Ereignisse näher brachte als jedes Geschichtsbuch oder jede Filmdokumentation.

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Lothar de Maizière - ehem. Ministerpräsident der DDR

Gemäß dem 20-jährigen Jubiläum stand der Mauerfalls im Mittelpunkt der Ausführungen de Maizières. Für die Unbegreiflichkeit, für das unverhoffte Glück der Maueröffnung am Abend des 9. Novembers 1989 gäbe es, so de Maizière, eigentlich nur einen treffenden Ausdruck: „Wahnsinn!“ Die Ostberliner, die Menschen in der damaligen DDR und BRD und mit ihnen die ganze Welt wurden von der Entscheidung der Grenzöffnung völlig überrascht. Dennoch sei es wichtig zu betonen, dass dies kein Zufall, keine Laune der Geschichte gewesen sei, sondern das Resultat des Freiheitsdranges der Menschen in der DDR. Er selbst hatte sich, wie so viele andere auch, bereits in den Jahren vor dem Mauerfall im Kreise der evangelischen Kirche in der DDR für Reformen und Freiheitsrechte eingesetzt. Eigenständiges und freiheitlich-demokratisches Denken sei hier geübt und praktiziert worden.

Während einer Veranstaltung der evangelischen Kirche, bei der von verschiedenen Gruppen Zukunftsentwürfe für die DDR vorgestellt wurden, erfuhr de Maizière am 9. November von der Öffnung der Mauer. Man sei jedoch nicht aufgesprungen, sondern habe aus Rücksicht noch die Präsentationen der letzten beiden Gruppen abgewartet und sei erst anschließend zur Mauer gegangen. Dieses Verhalten, so de Maizière, sei bezeichnend für die gesamte Friedliche Revolution im Herbst ’89. Selbst in einer derart außergewöhnlichen Lage hätten die Menschen ihre Disziplin bewahrt, seien weder der Arbeit fern geblieben noch hätten sie den Staat auf eine andere Weise provoziert. Man habe alles getan, um eine Eskalation der Lage zu vermeiden. Gewissermaßen hätte es sich um eine „Feierabendrevolution“ gehandelt. Sicherlich sei dieses Verhalten auch „sehr deutsch“ gewesen, so de Maizière – zur Freude des brasilianischen Publikums.

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Kristina Michahelles - ehem. Korrespondentin der brasilianischen Wochenzeitschrift "Veja", Peter Fischer-Bollin - Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brasilien, Lothar de Maizière

Ebenfalls aus ihrer ganz persönlichen Erfahrung, allerdings aus brasilianischer Sicht, berichtete im Anschluss an den Vortrag Lothar de Maizières die Journalistin Kristina Michahelles, die 1990 als Korrespondentin der brasilianischen Wochenzeitschrift Veja entsandt worden war, um die Geschehnisse in Deutschland zu dokumentieren. So auch Sebastiana Cesário, die zum als brasilianische Stipendiatin von 1988 bis 1989 in Nürnberg lebte und sich zufällig am Tag des Mauerfalls in Westberlin aufhielt und die Gefühlausbrüche der Menschen vor Ort miterlebte.

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Lothar de Maizière neben Sebastiana Cesário, ehem. Deutschland-Stipendiatin

Die anschließende Debatte mit dem Publikum verdeutlichte nochmals, wie mitreißend die Erfahrungsberichte auf die Zuhörer gewirkt und zusätzliches Interesse hervorgerufen hatten. Insbesondere die Kraft, die der Freiheitsdrang so vieler DDR-Bürger im Herbst ’89 entfaltet hatte und zum Fall der Mauer führte, hinterließ tiefgehende Eindrücke. Mit als 200 Zuhörern war das Publikum sogar so zahlreich, dass ein Teil der Gäste in einen zusätzlichen Raum ausweichen musste, um der Veranstaltung über eine Leinwand zu folgen.

Bereits am Vortag war es de Maizière in der Hauptstadt Brasília im Rahmen des traditionellen "Almoço Adenauer" gelungen, das teils brasilianische, teils internationale Publikum durch seine persönlichen Erfahrungen zu fesseln.

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