Hayek, Friedrich August von
Hayek, Friedrich August von
geb. am 08.05.1899, gest. am 23.03.1992
Hayek gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten des „Neoliberalismus“ der Weltkriegsgeneration. Für sein umfassendes ökonomisches und sozialphilosophisches Werk erhielt er 1974 den Nobelpreis. Als Liberaler in klassischer Tradition wurde er zum hervorragendsten Kritiker des Sozialismus und des Wohlfahrtsstaates und zum unerschrockenen Verfechter einer freien Gesellschaft. Hayek stand in enger geistiger Verbindung zu den geistigen „Gründungsvätern“ der Sozialen Marktwirtschaft, namentlich zu Wilhelm Röpke, Walter Eucken und Ludwig Erhard. Er kritisierte freilich scharf die Vagheit des Ausdruckes „sozial“.
Hayeks umfassendes Werk ist aus der
Auseinandersetzung mit der „konstruktivistischen“
Plan- oder Zwangswirtschaft
der totalitären Systeme erwachsen.
Er wies nach, dass der
„Sozialismus“ nicht nur wegen der
Unmöglichkeit der betrieblichen Kalkulation
ohne Knappheitspreise, wie
dies sein Lehrer Ludwig von Mises
entdeckt hatte, sondern auch aus
informationstheoretischen Gründen
scheitern muss. Es sei eine „Anmaßung
von Wissen“, das lokal und
persönlich weit zerstreute, sich ständig
wandelnde, historisch durch vielerlei
Erfahrung gewachsene Wissen
zentral erfassen zu wollen. Hayek
baute so die Theorie der „spontanen
Ordnung“ aus, im Anschluss vor allem
an die schottischen Ordnungstheoretiker
des 18. Jahrhunderts (Ferguson,
Smith, Hume). Er zeigte eindrucksvoll,
dass eine spontane, komplexe
Ordnung zwar Ergebnis
menschlichen Handelns, aber nicht
rationalen Entwurfes ist. Markt, Moral,
Recht, Sprache hat kein Einzelner
„erfunden“, sondern diese Institutionen
haben sich in einem historischen
Verfahren von Versuch und Irrtum
entwickelt, in dem nur diejenigen
Gruppen erfolgreich waren, welche
namentlich das Eigentum und die
entsprechenden moralischen Regeln
„entdeckten“. Im Besonderen bekannt
wurde Hayek durch seinen
wettbewerbstheoretischen Beitrag:
Der Wettbewerb ist „ein Verfahren
zur Entdeckung von Tatsachen, die
ohne sein Bestehen entweder unbekannt
bleiben oder doch zumindest
nicht genutzt werden würden“.
Obwohl Hayek einer der schärfsten
Kritiker des Wohlfahrtsstaates ist
und selbst Vorschläge zur „Entnationalisierung
der Währungen“ vorgelegt
hat, kann er nicht als typischer
Vertreter der „Laisser-faire-Tradition“
betrachtet werden. Vielmehr ist er ein
hervorragender Analytiker des (allerdings
nicht vorwiegend staatlichen)
institutionellen Rahmenwerks, das eine
spontane Ordnung voraussetzt. Er
vertrat ferner – zur Irritation mancher
seiner Freunde – ein Konzept der sozialen
Mindestsicherung, allerdings
nicht über eine monopolistische
staatliche Sozialversicherung. Gleichwohl
ist er einer der dezidiertesten
Vertreter einer freien Gesellschaft.
In seinen späten Jahren entwarf er
eine bislang wenig beachtete Staats- und
Demokratiereform. Sein Zentralanliegen
war dabei die Wiederherstellung
der Gewaltenteilung durch
ein Zwei-Kammer-System, in welchem eine erste Kammer aus ökonomisch
unabhängigen Vertretern von
Altersgruppen darüber wachen sollte,
dass sich die Exekutive streng an allgemeine
abstrakte Regeln hält und
nicht Sondergruppen begünstigt.
Hayeks Einfluss wächst seit den
siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts
ständig. So beeinflusste er wesentlich
die Reformen von Ronald Reagan in
den USA und Margaret Thatcher in
Großbritannien. Eine 1998 gegründete
Friedrich August von Hayek-Gesellschaft
in Berlin gibt gegenwärtig seine
deutschsprachigen Werke heraus und
organisiert öffentliche Veranstaltungen.
Wissenschaftlicher Werdegang
Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien; 1929 Habilitation ebendort. Ab Winter 1931 Professor an der London School of Economics; 1947 Mitgründer der „Mont-Pèlerin-Society“; 1950 Professor der Sozial- und Moralwissenschaft an der Universität Chicago; 1962 Ruf an die Universität Freiburg i. Br.; 1969 bis 1977 Gastprofessur an der Universität Salzburg; 1974 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, zusammen mit Gunnar Myrdal, 1991 Freiheitsmedaille des amerikanischen Präsidenten.
Literaturhinweise:
- HAYEK, F. A. von (2003), Der Weg zur Knechtschaft, 3. Aufl., München;
- DERS. (1991), Die Verfassung der Freiheit, 3. Aufl., Tübingen;
- HABERMANN, G. (Hrsg.) (2001), Philosophie der Freiheit. Ein Friedrich-August-von-Hayek-Brevier, 3. Aufl., Thun;
- HENNECKE, H. J. (2000), Friedrich August von Hayek: die Tradition der Freiheit, Düsseldorf.