Lutz, Friedrich August
Lutz, Friedrich August
geb. am 29. Dezember 1901, gest. am 4. Oktober 1975
Als Lutz 1920 das Studium der Nationalökonomie aufnahm, beherrschten an den deutschen Universitäten die Vertreter der historischen Schule das Fach. Angesichts ihrer Ratlosigkeit insbesondere gegenüber der galoppierenden Geldentwertung der Nachkriegszeit fand Lutz bei dem jungen Privatdozenten Walter Eucken das gleichgerichtete Bestreben, die Probleme theoretisch zu durchdenken und so zu ihren wahren Ursachen und den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen vorzustoßen. Die Begegnung mit Eucken wurde für Lutz’ ganzes Leben richtungweisend. Dieser holte ihn nicht nur aus einer praktischen Tätigkeit als Assistenten nach Freiburg i. Br. und brachte ihn auf eine wissenschaftliche Laufbahn. Lutz gehörte fortan auch zum engeren Kreis der sich damals um Eucken bildenden ordoliberalen Freiburger Schule. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft war Lutz seiner liberalen Geisteshaltung wegen ein Fortkommen an deutschen Universitäten verwehrt. Er wanderte in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, ein in der zeitgenössischen Theorie führendes Land. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er wieder in den alten Kontinent zurück.
Seine Schaffenskraft gehörte der Forschung.
Seine Forschungsgebiete waren
Zinstheorie, Geldtheorie und internationale
Währungsordnung. Wie
seinem Lehrer Eucken war Lutz die
Theorie nie Selbstzweck, sondern immer
Mittel zum Verständnis der wirtschaftlichen
Wirklichkeit. Ein klarer
Sachverstand und die Unbestechlichkeit
seines Urteils trugen ihm die
Achtung der Fachwelt ein. Seinen
Studenten vermittelte er keine Ergebnisse,
sondern er schulte sie im
schrittweisen Durchdenken der Probleme.
Nie ließ er Überlegenheit spüren,
weil er sich selbst als Lernenden
empfand. So wirkte er als echter Lehrer
durch sein Vorbild.
Über das Verständnis des Wirtschaftsablaufs
hinaus suchte die Freiburger
Schule die wirtschaftlichen
und rechtlichen Voraussetzungen einer
von Marktmacht freien Wettbewerbswirtschaft
herauszuarbeiten.
Diesem Bestreben kam Lutz auf dem
Gebiet der Geld- und Währungsordnung
nach, wo er sich den Ruf eines
der besten Kenner erwarb. In zahlreichen
kleineren Arbeiten befasste er
sich mit den Problemen der Zeit: Zusammenbruch
der Goldwährung,
Bankenkrise der frühen 30er Jahre,
Behinderung des internationalen Güter-
und Zahlungsverkehrs durch Devisenkontrollen,
Zahlungsbilanzungleichgewichte
der Nachkriegszeit
und vor allem die stetige Geldentwertung,
deren wechselnden Ursachen
er immer wieder nachspürte.
Nach genauer Analyse der Tatsachen
stieß er stets zu den grundsätzlichen
ordnungspolitischen Fragen vor und
erarbeitete Lösungsvorschläge.
Lutz leitete die Überzeugung, dass
die Wettbewerbswirtschaft nicht nur
auf einen freien internationalen Güter-
und Zahlungsverkehr angewiesen
ist, sondern vor allem auf Dauer
nur dann zufriedenstellend funktionieren
kann, wenn die Kaufkraft des
Geldes stabil bleibt. Lutz hielt es für
klüger, die Sicherung der Geldwertstabilität
nicht dem Belieben der Politik
anheim zu stellen, sondern sie in
den Regeln der Geld- und Währungsordnung
zu verankern. Lange bevor
das in Bretton Woods vereinbarte internationale
Währungssystem der
Nachkriegszeit zu weltweiter Inflation
führte und deshalb zusammenbrach,
trat Lutz für flexible Wechselkurse
ein, da nur diese in einer inflationistischen
Welt es einem einzelnen stabilitätswilligen
Land ermöglichen, seine
Geld- und Konjunkturpolitik auf
das Ziel der Preisniveaustabilität
auszurichten.
Wissenschaftlicher und beruflicher Werdegang
1920-25 Studium der Nationalökonomie in Heidelberg, Berlin und Tübingen (Dr. rer. pol.) ; 1926-29 Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten in Berlin; 1929-32 Assistent von Prof. Walter Eucken in Freiburg i. Br.; 1932-38 Privatdozent an der Universität Freiburg i. Br.; als Rockefeller Fellow je ein Studienjahr in England und in den Vereinigten Staaten von Amerika; 1938-53 Lehrtätigkeit an der Universität Princeton (New Jersey) , USA, ab 1947 als Full Professor; 1948-52 mehrmals Gastprofessor an der Universität Freiburg i. Br.; 1953- 72 o. Professor an der Universität Zürich.
Literaturhinweise:
- LUTZ, F. A. (1936), Das Grundproblem der Geldverfassung, Stuttgart, Berlin, abgedruckt in: Lutz, F. A. (1962) , Geld und Währung, Gesammelte Abhandlungen. Tübingen;
- DERS. (1956/ 1967), Zinstheorie, Zürich, Tübingen;
- DERS. (1971), Politische Überzeugungen und nationalökonomische Theorie, Zürcher Vorträge, Tübingen (mit Werkverzeichnis);
- Vanberg, V. (Hg.) (2003), Währungsordnung und Inflation. Zum Gedenken an Friedrich A. Lutz (1901-1975), Walter Eucken Institut, Beiträge zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik 169, Tübingen.