Fünf Jahre nach den Taliban
Aktuelle Entwicklungen am Hindukusch
Fünf Jahre nach dem Sturz der Taliban ist die Lage in Afghanistan alles andere als rosig. Das Land ist zerrissen und auch die bisherige Aufbauhilfe der internationalen Gemeinschaft bedarf der Korrektur. Sicher,die staatliche Institutionalisierung schreitet voran und die Parlamentswahlen 2005 brachten den Post-Petersberg-Prozess zum Abschluss. Doch gibt es nach wie vor Probleme. Belastete Parlamentarier, die Heterogenität des Hauses und fehlende demokratische Traditionen hindern das neue Parlament an der Erfüllung seiner elementaren Aufgaben. Im Land ist die Sicherheitslage angesichtsdes Wiedererstarkens der gewaltsam agierenden Opposition und zunehmender Terrorangriffe katastrophal. Dies sowie die wachsende Armutbewirken, dass viele Afghanen erneut nach einer starken Hand rufen und sogar mehrheitlich nach einer Wiedereinführung der Religionspolizei, deren brutale Maßnahmen zu Talibanzeiten für Angst und Schreckensorgten. Viel Gutes hat zweifellos die internationale Entwicklungszusammenarbeit am Hindukusch bewirkt, doch erfolgt sie zu unkoordiniert: Richten könnte es vielleicht eine „Afghanisierung“ derKooperation. Ein Ende etwa des deutschen Afghanistan-Engagements wäre, so die Bundesregierung, jedenfalls fatal. Schließlich kämen, und dies sei das Erfreuliche, keineswegs nur „Hiobsbotschaften und Horrormeldungen“ aus dem Land, sondern auch positive Signale, die ein Weitermachen durchaus rechtfertigten.