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"Trump - eine weiße Karte für Israel"

Dr. Michael Borchard zur Nahostpolitik von US-Präsident Donald Trump

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In einem Interview für das politische Hörfunkmagazin des Bayerischen Rundfunks, Bayern 2 radioWelt, beleuchtet der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel, Dr. Michael Borchard, die möglichen Folgen einer geänderten Nahostpolitik unter Donald Trump.

Das Verhältnis zwischen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Barak Obama galt als nachhaltig zerrüttet. Bringt die Präsidentschaft Donald Trumps nun eine Zeitenwende in den israelisch-amerikanischen Beziehung hervor? Das Meinungsbild in Israel zu Trumps Wahlsieg skizziert Borchard als gemischt: Zum einen sei die Enttäuschung über Obamas Politik groß, nicht zuletzt wegen des ausgehandelten Atomabkommens mit dem Iran. Allein aus diesem Grund begrüßten viele Israels Trumps Präsidentschaft.

Zum anderen herrsche aber auch Skepsis gegenüber der Person Trump. So schätze die israelische Öffentlichkeit traditionell drei Tugenden an amerikanischen Präsidenten: Stabilität, Berechenbarkeit und Erfahrung. Ob Donald Trump damit dienen kann? Der selbst ernannte "Dealmaker" Trump hat bereits angekündigt, den "ultimativen Deal" zwischen Israelis und Palästinensern auszuhandeln. Ein "ultimativer Deal" - also das Einläuten eines Friedensprozesses - werde aber nicht ohne Zugeständnisse an die Palästinenser vonstatten gehen, hebt der Nahost-Experte im Interview hervor. Spätestens dann würden die rechten Kräfte in Israel, die in der neuen US-Präsidentschaft ein Aufleben der pro-israelischen Politik sehen, aus dem "rosa-roten Trump-Traum" aufwachen, prognostiziert Borchard.

Mit großer Besorgnis betrachtet der Politologe wiederum Trumps Ankündigung, die US-Botschaft von Tel-Aviv nach Jerusalem verlegen zu wollen: Die symbolische Sprengkraft, die von einer solchen Entscheidung ausgehe, erinnere stark an Ariel Scharons Besuch auf dem Tempelberg. Eine Provokation, die damals in der zweiten, gewaltvollen Intifada mündete.

Trumps zukünftige Nahostpolitik und seinen Beitrag zum Frieden in der Region berge also noch viel Ungewisses für Israel, resümiert Borchard: "Trump ist eine weiße Karte für Israel". Das israelisch-amerikanische Verhältnis stehe am Beginn einer "neuen Liebe", aber ob "etwas Ernstes" daraus werde, bleibe abzuwarten.

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Dr. Michael Borchard

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Leiter Wissenschaftliche Dienste / Archiv für Christlich-Demokratische Politik

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14. November 2016
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