Asset-Herausgeber

Afghanen blicken skeptisch nach London

Babak Khalatbari im Focus-Online-Interview

Asset-Herausgeber

/documents/252038/253255/khalatbari.jpg/572f00fd-e048-d507-49f0-cf0e3804c2e3
Seit August 2005 leitet Dr. Babak Khalatbari (Foto) das KAS-Auslandsbüros für Afghanistan in Kabul. Zu Beginn der Afghanistan-Konferenz in London sprach er mit Focus-Online-Redakteurin Christina Otten über die deutsche Idee eines Aussteigerfonds für Taliban, über mögliche Alternativen sowie über die Stimmung im Land.

Christina Otten: Ein pensionierter Bundeswehrarzt, der in Afghanistan gearbeitet hat, sagt: „Wenn bei einem Patienten die Medikamente nicht wirken, dann setze ich sie ab und denke über eine andere Therapie nach. Aber Afghanistan werden weiter die gleichen Tabletten verschrieben – nur in immer höherer Dosis.“

Babak Khalatbari: Dieser Aussage kann ich so nicht zustimmen. Sicher gibt es kein Allheilmittel für die Probleme in Afghanistan. Aber man macht es sich zu einfach, wenn man nur mit dem Finger auf den Westen zeigt. Die nationalen Akteure und die Nachbarstaaten tragen mindestens genauso große Verantwortung.

Otten: Sind die Afghanistan-Konferenz und die neuen Angebote der Bundesregierung überhaupt Thema in Kabul?

Khalatbari: Für die Mehrheit im Volk sicher nicht, wohl aber für die politische Elite im Land. Ich habe gerade mit einem Kabinettsmitglied sowie einem Analysten gesprochen. Hier wird die London-Konferenz eher skeptisch gesehen, weil schon die Beschlüsse anderer Treffen nicht maßgeblich umgesetzt worden sind.

Otten: 50 Millionen Euro sollen aus Deutschland in einen Fonds für Taliban-Aussteiger fließen. Was halten Sie davon?

Khalatbari: Die wirklichen Taliban wollen kein Geld oder Integration, sondern politische Macht. Sie hoffen, dass sich der Westen weiter vergaloppiert und sie nur noch ein paar Jahre ausharren müssen, bevor sie wieder die Oberhand gewinnen. Der Fonds-Ansatz wird daher in Afghanistan, aber auch in Pakistan und Indien, heiß diskutiert. Ich denke, dass das Aussteiger-Projekt zwar durchaus einen innovativen Charakter hat. Allerdings berücksichtigt es nicht unbedingt die Realität in Afghanistan. Vor allem über die Umsetzung muss man sich genaue Gedanken machen. Aus einem semi-radikalen Taliban-Anhänger kann man über Nacht keinen friedliebenden Musterbürger machen.

Lesen Sie das ganze Interview im Online-Auftritt des FOCUS.

Asset-Herausgeber

Kontakt

Dr. Babak Khalatbari

Head of the KAS office in Pakistan