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"Besonders die Mittelschicht leidet unter dem Erfolgsdruck"

Christine Henry-Huthmacher im Interview mit WDR5 zum Leistungsdruck bei Eltern im Schulalltag

In Nordrhein-Westfalen hat die Schule begonnen und in wenigen Tagen klingelt auch in den anderen Bundesländern wieder die Schulglocke. Dass der Lerndruck und die Schulkarriere längst nicht mehr auf den Schultern von Kindern und Jugendlichen lasten, sondern die gesamte Mittelschicht betreffe, beobachtet Christine Henry-Huthmacher, Koordinatorin für Bildungs-, Familien- und Frauenpolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung, in ihrer aktuellen Studie. Im Interview mit WDR5 erläutert sie unter welchem Druck Eltern aus der Mittelschicht stehen, wenn es um die Schulkarriere ihrer Kinder geht.

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„Die Mittelschicht leidet, weil der Leistungsdruck auf dem Gymnasium am stärksten ist“, sagt die Bildungspolitik-Expertin. Denn das Abitur werde von vielen angestrebt und habe sich somit zum alleinigen Bildungsmaßstab in der Mittelschicht entwickelt, erläutert Henry-Huthmacher.

Die Pisa-Studie oder etwa die G8-Reform haben diese Entwicklung verstärkt, meint die Bildungsexpertin. Denn mit der Untersuchung sei das Thema Bildung in allen Familien angekommen und so der Wunsch der Eltern in den vergangenen Jahren gestiegen, einen möglichst hohen Schulabschluss für ihr Kind zu erreichen. Dabei spielt der Erfolgsgrad eine große Rolle. „Es geht nicht mehr darum, ein Abitur zu machen, sondern um ein möglichst gutes Abitur zu machen“, sagt Henry-Huthmacher. Denn mittlerweile gibt es viele Studienfächer an Universitäten, die mit einem „numerus clausus“ belegt sind. Die Folge seien Mütter aus der Mittelschicht, die versuchten, die Verantwortung für den Schulerfolg ihres Kindes selbst in die Hand zu nehmen und zu „Hilfslehrern“ werden.

Trotz aller Reformen und Schulmodelle wie der Gesamtschule sei der Druck nicht verringert worden, so Henry-Huthmacher, sondern habe das Problem zum Teil sogar verschärft. „Bildung ist leider Ländersache“, sagt Henry-Huthmacher. Viele Eltern beklagen, dass es keine einheitlichen Bildungsstandards gebe. „Diese Problematik verunsichert die Eltern noch mehr“, stellt die Bildungsexpertin der Konrad-Adenauer-Stiftung fest. Bei ihren Untersuchungen des Schulalltags in der aktuellen Studie „Eltern - Lehrer - Schulerfolg“ wird auch die Kritik der Lehrer deutlich. Am häufigsten beklagten sich Lehrer über Reformen, die nur auf einer Metaebene stattfänden. Auf der einen Seite gebe es Ganztagsschulen, auf der anderen Seite werde an separaten Arbeitszimmern für Lehrer gespart. „Gut gemeinte Reformvorschläge zeigen sich in der Praxis als schwierig in der Umsetzung“, so Henry-Huthmacher.

Das Radio-Interview bei WDR5 können Sie hier nachhören. Bitte beachten Sie, dass Beiträge der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nur für einen begrenzten Zeitraum abrufbar sind.

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25. Februar 2013
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Ätsch - Kinder von heute JONA

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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Berlin Deutschland