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„Für die CDU gibt es kein Entweder-Oder zwischen Leistungs-, Breiten- und Schulsport“

Die Archivbestände des ACDP zum Thema Sport

2014 ist ein Jahr sportlicher Großereignisse. Während in diesen Tagen im russischen Sotchi die Sportler um olympische Medaillen kämpfen, muss die Fußballnationalmannschaft der Herren bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Brasilien ihr Können unter Beweis stellen. Dabei wird ihnen nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel die Daumen drücken. Sport und Sportförderung war für die CDU schon immer ein Thema.

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(Zitat in der Überschrift aus: „Sportförderung dient dem Wohl aller Bürger“, in: UiD-Dokumentation 31/1976)

Die 1950er und 1960er Jahre

Unter dem Eindruck der Instrumentalisierung des Sports während der NS-Zeit war das Verhältnis zwischen Politik und Sport in den Anfangsjahren der Bundesrepublik von Distanz geprägt. Eine Bewusstseinsänderung trat durch den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern ein. Der sportliche Erfolg wurde zur Symbolkraft für den Aufbruch nach dem Ende des Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Im gleichen Jahr beschloss der 5. Bundesparteitag der CDU in Köln die Bildung eines Sportausschusses. Zu seinem Vorsitzenden wurde August Zeuner, Bürgermeister von Oberwesel und Gründungsmitglied des Deutschen Sportbundes, gewählt. Die Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung ist vor dem Hintergrund der deutschlandpolitischen Diskussion zu sehen, die auch die Sportpolitik der CDU unmittelbar beeinflusste. So fand 1963 unter dem Motto „Sport in Freiheit“ in Berlin erstmalig eine deutschlandpolitische Konferenz statt, auf der das Thema Sport im Mittelpunkt stand und die breite öffentliche Beachtung fand. Man befasste sich mit der Frage nach dem Umgang mit dem Sportsystem der DDR und dem Anspruch des SED-Regimes, sich als eigenständigen Staat und selbstständige Sportlernation international zu präsentieren. Auf dieser Konferenz stellte die CDU deshalb fest: „Der Sport muss Ausdruck menschlicher Freiheit bleiben. Diesen Charakter verliert er durch den politischen Missbrauch in totalitären Staaten.“ Vor dem Hintergrund des Streites um eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft in Melbourne 1956, Rom 1960 und Tokio 1964 und des Flaggenstreites, der durch die Einführung der Symbole Hammer und Sichel auf der DDR-Flagge ausgelöst wurde, wurde der Instrumentalisierung des Sportes durch die Politik eine eindeutige Absage erteilt. Gleichzeitig rückte die Partei die integrative Kraft des Sportes für das Gemeinwesen in den Mittelpunkt.

Der Wille, in den Diskurs über den Sport neben den Funktionären auch die Trainer und Sportler einzubeziehen, führte am 28. Oktober 1964 zur Gründung des Sportbeirates der CDU, der in seiner konstituierenden Sitzung August Zeuner zu seinem Vorsitzenden wählte. Der Sportbeirat gilt als ein direkter Vorläufer des „Bundesfachausschusses Sport“. Die Konstituierung fand am 27.05.1968 statt, Vorsitzender wurde Manfred Wörner. Das olympische Jahr 1968 bildete auch den Hintergrund für die „1. Sportinformationstagung“ in Schloss Eichholz, zu der auch der CDU-Vorsitzende und Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger erschien, um die Eröffnungsrede zu halten. Die Veranstaltung richtete ihren Blick bereits auf die Olympischen Spiele 1972 in München, die das IOC 1966 an die bayrische Landeshauptstadt vergeben hatte. Um die besondere Bedeutung des Jahres 1968 für die Sportpolitik der CDU zu komplettieren, erschien ein Sportprogramm, welches die Ansprüche und Zielsetzungen der Partei im Sportbereich zusammenfasste.

Die 1970er Jahre

Die 1970er Jahre zeichneten sich durch eine rege Zunahme der sportpolitischen Aktivitäten der Parteiorganisation der CDU aus, ein Umstand, der durch die Olympischen Sommerspiele 1972 in München zu erklären ist. Besonders die Frage nach staatlicher Sportförderung rückte in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Sie stellte auch ein zentrales Thema der „2. CDU-Sportkonferenz“ in Eichholz dar. Der Bundesfachausschuss Sport, seit Ende 1969 unter der Leitung des Bundestagsabgeordneten Hans Evers, gründete 1972 einen Arbeitskreis „Leistungssport“, der sich mit Fragestellungen rund um den deutschen Spitzensport beschäftigte, u.a. mit der beginnenden Debatte um Doping. Hierbei wurde großer Wert auf eine Zusammenarbeit mit Trainern und Sportlern gelegt, die tieferen Einblick in die Strukturen gewähren konnten. Im Bemühen, alle Aspekte des Sportes zu erfassen, widmete der Bundesfachausschuss sich allerdings nicht nur dem Leistungssport, sondern setzte auch am anderen Ende der Skala an, dem Breitensport. Als Ansprechpartner setzte die CDU hierbei auf die Sportvereine, die sie 1971 zu einem Vereinshearing einlud, um ihre Meinungen und Anregungen einzuholen. Diese Veranstaltungsform war so erfolgreich, dass bereits zwei Jahre später ein weiteres Zusammenkommen stattfand. Die Erkenntnisse aus den Treffen mit Leistungs- und Breitensportlern bildeten den Grundstein für den 1974 verabschiedeten Bundessportplan, der den Anspruch des Sportes auf Förderung fixieren wollte, um so dessen gesellschaftliche Bedeutung zu würdigen. Später wurde der „Bundessportplan“ im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1976 um einen „Leistungssportplan“ erweitert. In Abgrenzung zum ostdeutschen „Staatssportlertum“ veröffentlichte die CDU Resolutionen zu Themen wie „Humanität im Leistungssport“ (1977) und „Kindern im Hochleistungssport“ (1979), die den Verantwortungsgedanken und die ethische Dimension des Sports hervorhoben. Der Sportkongress „Zukunft des Sports: Dabeisein oder verdienen“ im Jahr 1979 widmete sich der zunehmenden Kommerzialisierung von Sportveranstaltungen. Geführt wurde der Bundesfachausschuss Sport in dieser Zeit von Wolfgang Schäuble, der den Vorsitz 1977 übernommen hatte.

Die 1980er Jahre

Die Einflussnahme der Politik auf den Sport zeigte sich bei den Ereignissen rund um den Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan und dem daraus resultierenden Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau mehrerer westlicher Nationen. Vier Jahre antworteten alle Staaten des Warschauer Paktes, außer Rumänien, mit einem Gegenboykott der Spiele von Los Angeles 1984. Den Vorsitz des Bundesfachausschusses übernahm 1985 Ferdinand Tillmann, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages war. Sportpolitisch wurden in den 1980ern neue Debatten geführt, die die allgemeine innenpolitische und gesellschaftliche Entwicklung widerspiegelten. So wurde der Sport im Hinblick auf seine Umweltverträglichkeit betrachtet und die Verbindungen von Sportlern zur Friedensbewegung diskutiert. Weitere Themen waren der Behindertensport und Anhörungen zur Dopingdiskussion nach dem Tod der Leichtathletin Birgit Dressel.

Quellen

Bundesfachausschuss Sport (07-001)

Die Hauptquelle zur Sportpolitik der CDU sind die Akten des Bundesfachausschusses Sport, die ab 1964 lückenlos überliefert sind. Der Bestand umfasst die Protokolle der Sitzungen sowie Korrespondenzen der Vorsitzenden. Ebenfalls im Bestand enthalten sind Veröffentlichungen und Werbemittel sowie Broschüren und Dokumentationen zu Konferenzen und Hearings. Umfassend überliefert sind die beiden Eichholzer Sportkonferenzen von 1968 und 1970 mit Planungsschritten, Reden und späteren Veröffentlichungen. Akten existieren auch zur Arbeit der Arbeitsgruppen, die sich mit Teilbereichen der sportpolitischen Diskussion beschäftigten. Neben den Akten zum Arbeitskreis „Leistungssport“, kann auch die Arbeit der Arbeitskreise „Vereins- und Freizeitsport“, „Schul- und Hochschulsport“, „Sport- und Sozialisation“ und „Internationale Sportentwicklung“ nachvollzogen werden. Der Bundesfachausschuss Sport war zudem mit der Aufgabe betraut, den Bundessportplan der CDU von 1974 zu erarbeiten; entsprechende Akten sind im Bestand vorhanden. Vereinzelt sind auch Sportprogramme verschiedener CDU-Landesverbände enthalten, die ansonsten in den entsprechenden Beständen recherchiert werden können.

Arbeitskreis I, „Inneres, Umwelt, Sport“ der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag (08-002)

Die sportpolitische Diskussion in der CDU/CSU-Fraktion fand im Arbeitskreis I „Inneres, Umwelt, Sport“ (später: „AG 2: Inneres, Umwelt, Sport: AG Sport“) (08-002) statt, dessen Akten im Fraktionsbestand im Archiv für Christlich-Demokratische Politik verwahrt werden. Die thematische Zusammensetzung des Arbeitskreises geschieht analog zu den Zuständigkeiten des Bundesministeriums des Innern, welches auch für Sportförderung verantwortlich ist. Im Bestand enthalten sind unter anderem Korrespondenz und Sitzungsprotokolle. Viele Fragestellungen überschneiden sich mit den Themen des Bundesfachausschusses Sport, so dass die beiden Bestände sich konsequenterweise ergänzen. Dokumentiert ist außerdem die Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden des deutschen Sports wie dem „Deutschen Sportbund“ (DSB), dem „Nationalen Olympischen Komitee“ (NOK) oder dem „Deutschen Fußballbund“ (DFB).

Bestand Ferdinand Tillmann (01-917)

Die Unterlagen des Bestandes „Ferdinand Tillmann“ (01-917) dokumentieren größtenteils die parlamentarische Tätigkeit Ferdinand Tillmanns als Mitglied des Deutschen Bundestages vom 1972 bis 1994. Hierbei ist besonders die Mitgliedschaft im Sportausschuss des Deutschen Bundestages hervorzuheben, dem Tillmann während seiner gesamten Abgeordnetentätigkeit angehörte und den er von 1980 bis 1994 leitete. 1985 übernahm Tillmann den Vorsitz des Bundesfachausschusses Sport der CDU. Es existieren außerdem Akten aus der Zeit von 1994 bis 2007, die seine Arbeit als Sportfunktionär dokumentieren, besonders die Vizepräsidentschaft des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes. Ein Großteil der Reden Ferdinand Tillmanns wurden auf Vereinsjubiläen gehalten und widmen sich der Sportförderung. Neben fertigen Vorträgen sind auch Entwürfe enthalten, die sich außer mit Sport mit innen- und verkehrspolitischen Themen beschäftigen. Aus sportpolitischer Sicht sind besonders die Sachakten interessant: Der weitaus größte Teil der Akten in dieser Gruppe befasst sich mit Sportthemen und steht in Zusammenhang mit Tillmanns inner- und außerparlamentarischem Engagement für dieses Thema. Besonders hervorzuheben sind die Akten mit Bezug auf den Deutschen und den Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverband. Weitere wichtige Themen sind auch der Umgang mit dem Sportsystem der DDR vor und nach der Wiedervereinigung, der Kampf gegen Doping, das Verhältnis von Sport und Umwelt und Fragen der Sportförderung. Zu den Olympischen Spielen finden sich Materialen zu den Olympiabewerbungen für Berchtesgarden 1992 und Berlin 2000 sowie Notizen Tillmanns, den Olympia-Boykott 1980 betreffend. Ferner sind die Kuratoriumsmitgliedschaften Tillmanns bei der Sepp-Herberger-Stiftung und der Willi-Daume-Stiftung dokumentiert.

Bestand Hans Evers (01-263)

Im Archiv für Christlich-Demokratische Politik wird auch der Nachlass des langjährigen Vorsitzenden des Bundesfachausschusses Sport, Hans Evers (01-263), aufbewahrt. Er saß dem Ausschuss von 1969 bis 1977 vor. Der Bestand enthält interessante Akten zur Sportpolitik. Hierbei handelt es sich unter anderem um Korrespondenz in Zusammenhang mit dem Vorsitz des Bundesfachausschusses. Diese umfasst im Besonderen die Jahre vor den Olympischen Spielen in München 1972, aber auch Korrespondenz zum Thema Sportförderung mit der „Deutschen Sporthilfe“ aus der Zeit zwischen 1972 und 1976. Der Bestand enthält ferner Unterlagen zur „Deutschen Sportkonferenz“ und „Sportlehrerausbildung“.

Bestände Gerhard Schröder (01-483) und Manfred Wörner (01-636)

Aus dem Nachlass des langjährigen Bundesministers Gerhard Schröder (01-483) stammt die Stellungnahme zur Flaggenfrage.

Das ACDP verwahrt außerdem den Nachlass von Manfred Wörner (01-636), der 1968/69 kurz-zeitig Vorsitzender des Bundesfachausschusses Sport war.

Alle aufgeführten Bestände können entsprechend der Benutzungsordnung des Archivs für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung eingesehen werden. Sie können über die Online-Findbücher des ACDP oder die Datenbank recherchiert werden.

Yvonne Ziwitza, M.A.

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Sankt Augustin Deutschland