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"Die soziale Herkunft ist entscheidend für den Bildungserfolg"

Chancen und Zukunft von Menschen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Es geht voran, wenn auch in kleinen Schritten. Die Bildungssituation von Zuwanderern in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren verbessert. Trotzdem bleibt eine große Distanz zu den Deutschstämmigen. Warum das so ist, erklärte der Migrationssoziologe Frank Kalter der Universität Mannheim bei seinem Vortrag zur „Zukunft junger Migranten in Deutschland – Mehr Bildung gleich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt?“ in der Akademie der KAS.

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Die statistische Grundlagenforschung hat eine nahezu stagnierende Situation in Bezug auf die relativen Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund ergeben. Das bedeutet, dass sie im Vergleich zu den deutschen Kindern statistisch schlecht abschneiden. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man jedoch positive Tendenzen beim Bildungsniveau und der Position auf dem Arbeitsmarkt von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. „Dabei hat nicht der Migrationshintergrund Einfluss auf die Bildungschancen, sondern die soziale Herkunft“, erklärte Kalter.

Ein wichtiger Indikator für den Arbeitsmarkterfolg von Migranten in den vergangenen zwanzig Jahren ist die „qualifizierte Beschäftigung“. 1989 hatten nach Angaben des Mikrozensus’ Zuwanderer türkischer Herkunft die geringsten Chancen auf eine qualifizierte Beschäftigung – im Vergleich zu Griechen, Italienern und Jugoslawen. „Die Situation hat sich bis 2008 leicht gebessert, aber sie ist weit entfernt von den Deutschen“, sagte Kalter.

Als Grund für die langsame Integration auf dem deutschen Arbeitsmarkt nannte Kalter die Bildung. „Eine fast sichere qualifizierte Beschäftigung hat man, wenn man studiert hat“, erklärte er. Dabei bezog er sich auf die Erhebungen des Mikrozensus’.

Die Wahrscheinlichkeit, dass elf bis achtzehnjährige mit türkischem Migrationshintergund von der Grundschule auf ein Gymnasium wechseln würden, liege bei 10 Prozent, wenn die Eltern einen Hauptschulabschluss haben. „Aber sie erhöht sich auf 60 Prozent, wenn die Eltern selbst Abitur haben“, erläuterte Kalter. Der Migrationshintergrund allein gesehen habe keinen Einfluss auf die Bildungschancen. „Es gibt keinen Bildungsunwillen von Migranten, wie es in den Medien häufig zu lesen ist. Es ist entscheidend, dass Faktoren wie die soziale Herkunft und die Kompetenzen kontrolliert und berücksichtigt werden“, betonte Kalter. Eine Studie habe ergeben, dass türkische und deutsche Kinder der dritten Klasse im Raum Mannheim die gleichen Leistungen im Rechnen und kognitiven Bereich erbrachten, während es bei den sprachlichen Fertigkeiten und dem kulturellen Wissen deutliche Unterschiede gab. Die Voraussetzungen seien also vorhanden, aber ihre Umsetzung stark von den Sprachfähigkeiten und dem Bildungshintergrund der Eltern abhängig sei, erläuterte der Sozialwissenschaftler. Und der Bildungserfolg hänge nicht nur von den Kompetenzen der Kinder ab, sondern auch stark von den zu treffenden Entscheidungen wie zum Beispiel welche weiterführende Schule gewählt werde. „Somit hat die soziale Herkunft einen erheblichen Einfluss auf die Zukunft des Kindes und bedingt somit auch dessen Leistungen“, erklärte Kalter.

Im Zeitraum zwischen 1989 bis 2008 ist es laut Mikrozensus zu einer Stagnation in Bezug auf die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund gekommen. Die Bildungsaspiration von leistungsstarken türkischen Kindern, die zudem Eltern mit hohem Bildungsniveau haben, liege statistisch höher als bei türkischen Kindern ohne diese positiven Faktoren.

„Zudem geht die Schere zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund immer weiter auseinander“, sagte der Sozialwissenschaftler. In den vergangenen zwanzig Jahren hätten gerade die deutschen Eltern extrem von der Bildungsoffensive profitiert. Nach Angaben des Mikrozensus’ hat sich die Zahl der deutschen Abiturienten und Absolventen mit mittlerer Reife von 1989 bis 2008 fast verdoppelt. Stagnierende Zahlen liegen hingegen bei den türkischen Eltern vor.

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt könne ein Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund positiven Einfluss haben. „Bildung ist ein signifikanter Faktor auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und dort viel entscheidender als in anderen Ländern“, erklärte Kalter. Aus den Erhebungen des Mikrozesus’ ergibt sich für Kalter einen stärkeren Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildung, die wiederum entscheidend für die Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt seien. Der Migrationshintergrund sei - entgegen der Meinung der Politik und Medien - lediglich an die soziale Herkunft gekoppelt und habe nur indirekten Einfluss auf eine qualifizierte Beschäftigung.

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