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Veranstaltungsberichte

„Es ist im Wesen des Menschen, sich an Gutes zu erinnern“

von Lilly Ehlers

Konrad-Adenauer-Stiftung Ausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit“

Am 22. Januar 2018 präsentierte die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ihre Ausstellung zum Thema „DDR: Mythos und Wirklichkeit“ an der Edith-Stein-Schule in Bremerhaven. Udo Scheer, Schriftsteller und Gründungsmitglied des oppositionellen Arbeitskreises Literatur und Lyrik Jena, konnte als Zeitzeuge den Schülerinnen und Schülern einen authentischen Einblick in den Alltag der DDR bieten.

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Nach einer kurzen Begrüßung des Schulleiters Herrn Huisgen, betonte Boris Lettau, Tagungsleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, wie wichtig es sei, der jüngeren Generation die Geschichte der DDR nahezubringen und einer Ostalgie entgegen zu wirken. Eine Aufarbeitung der brutalen Methoden der SED-Diktatur und der Mythen müsse intensiviert werden.

Udo Scheer erklärte den Schülerinnen und Schülern die wesentlichen Merkmale der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie sei zwar eine Republik und durch und durch deutsch gewesen mit allen „deutschen Tugenden und Schwächen“. Von einer Demokratie, in der das Volk das Recht auf Meinungsfreiheit hatte, konnte indes nicht die Rede sein.

Der Machtapparat der SED manipulierte Wahlen, um seine Herrschaft zu festigen. Schnell galt ein Bürger der DDR, der nicht das tat, was die Partei erwartete, als auffällig und wurde von den Mitarbeitern der Stasi überwacht. Unter diesen Mitarbeitern der Stasi gab es rund 1000 sogenannte „Schläfer“, die im Falle einer Krise der DDR-Regierung das Zivilleben lahmlegen sollten, indem sie beispielsweise Verkehrsknotenpunkte blockieren oder sogar einen Super- Gau in den Atomkraftwerken auslösen. Insgesamt gab es Ende der 1980er Jahre 189.000 IMs (Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit) in der DDR.

Nach den letzten Wahlen im Mai 1989, als das erste Mal Bürgerrechtler die Auszählungen überwachten und sie somit eine Manipulation der Ergebnisse offenlegten, „gärte der Staat vor sich hin, “ wie Scheer es ausdrückte. Immer am 7. des jeweiligen Monats versammelten sich bis zum Herbst 1989 Tausende Demonstranten, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Als Filmaufnahmen dieser Demonstrationen veröffentlich wurden, geriet die SED-Führung zusehends unter massiven Druck. Dies führte am 9. November 1989 zum Fall der Mauer.

Trotz all der Missstände war laut Udo Scheer nicht alles schlecht in der DDR. „Es ist im Wesen des Menschen, sich an Gutes zu erinnern“, sagte er. Die Zeit in der DDR gehöre zu seinem Leben dazu und sich nur an das Schlechte zu erinnern, mache einen selbst krank. Die DDR war zwar eine Mangelgesellschaft, aber dadurch wurde die Solidarität untereinander gestärkt. Jeder hatte die Pflicht und das Recht auf Arbeit, weswegen es keine Arbeitslosigkeit gab. Der Konstruktionsfehler, der auch den Niedergang der DDR nach sich zog, war die Planwirtschaft. Das System hatte sein Ziel verfehlt.

Laut Udo Scheer ist die Demokratie, in der wir leben, zu selbstverständlich für viele und daher müssten fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung die Erinnerungen an das SED-Regime erneuert werden.

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Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

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