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Veranstaltungsberichte

"König Radio" und die Zukunft

von Markus Brauckmann

Internationale Konferenz: Die "Joburg Radio Days 2011"

Ein prägnanter Satz gab die Richtung vor: „Das Radio ist immer noch der König unter den Medien in Afrika“, stellte die britische Expertin Mary Myers fest, die etliche Projekte auf dem Kontinent erfolgreich begleitet hat. Als Beleg führte sie signifikante Zuwachsraten im im Bereich der sog. „Community Radios“ an. Doch: Wo führt in der Zukunft die Reise des „Königs“ hin? Wie kann Radio weiterhin zum gesellschaftlichen Diskurs und somit zu Demokratisierung beitragen?

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Mit diesen und ähnlichen Fragen befassten hochkarätige internationale Fachleute bei den Joburg Radio Days 2011 an der Witwatersrand University in Johannesburg. Die internationale Konferenz wurde von KAS Medien Afrika inhaltlich und finanziell unterstützt.

Die Veranstaltung bot eine solche Vielzahl von Sujets und Diskussionen, dass an dieser Stelle nur eine Auswahl dargestellt werden kann. An drei Themen war das regionale Medienprogramm Subsahara-Afrika im Kontext seiner Oberziele besonders interessiert, und sie stehen folglich im Zentrum dieses Berichts: Der Zustand des Radiojournalismus in der Einsatzregion, die Situation in Simbabwe vor dem Hintergrund der eingeschränkten Meinungsbildung dort sowie die mobile Kommunikation und ihr Einfluß auf das Medium Radio.

Die hervorragend besetzte Runde „Whatever happened to radio journalism?“ näherte sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven. Franz Kruger, der Leiter der Wits-Radioakademie, forderte im Nachrichtenbereich zusätzliche qualitative Anstrengungen von den Akteuren. Dies gelte aber gleichsam für andere Medienplattformen. Mike Siluma, Nachrichtenchef der SABC-Radiostationen, nahm den Ball auf und gab seiner Sorge Ausdruck, dass seriöser Nachrichtenjournalismus häufig das erste Opfer von finanziellen Kürzungen sei. In diesem Zusammenhang betonte Professor Allan Thompson aus Kanada die besondere Bedeutung des Radiojournalismus und verwies darauf, dass die Nachfrage nach Nachrichten im Radio ansteige. Einen besonderen Schuss Optimismus in die Diskussion brachte Katie Katopodies von Eye Witness News in Südafrika ein, wo man verstärkt auf „Citizen Journalism“ setze sowie die Einbindung sozialer Medien wie Facebook und Twitter. Das sei nicht ohne Probleme, entgegnete Thompson und forderte, dass letztendlich immer noch professionelle Journalisten die Geschichten erzählten sollten. Am Ende verständigte sich die Runde darauf, dass neue Impulse zu neuen Formen der Meinungsbildung führen können. Erfolgreiche Medien wie Eye Witness News haben die Aufgabe, voranzugehen und anderen Medienschaffenden den Weg zeigen, denen es derzeit weniger gut gehe.

Die Rolle des reichweitenstarken Mediums Radio ist in Staaten wie in Simbabwe von besonderer Bedeutung. Die Aussicht, dass dort neue Radiolizenzen vergeben werden, elektrisiert gesellschaftliche Kräfte genauso wie Medienmacher. Dies reflektierten die verschiedenen Diskussionen zum Thema „Simbabwe“ auf den Radio Days. Der skeptische Tenor: Man befürchte, dass der Rundfunk weiter in den Händen der Mächtigen bleibe und somit der gewünschte Ausbau der Meinungsbildung nicht realisiert werden könne. Doch inmitten dieser düsteren Sorgen sandten einige Akteure Signale der Hoffung. Dazu gehören z.B. die Radiomacher von Radio Dialogue, die ihr Community Radio in der Umgebung von Bulawayo auf innovativen Wegen zum Hörer getragen haben – per Audiocassetten und CDs in Bussen und Taxen. (Dies ist inzwischen auch verboten.) Inhaltlich konzentrieren sich die mutigen Journalisten auf Lokalnachrichten und öffentliche Informationen. Ein zweites Beispiel bildet Radio SW Africa ab, das aus London nach Simbabwe sendet. So sollen die strengen staatlichen Lizenzauflagen umgangen werden. Trotz aller Probleme, so führte Gerry Jackson von SW Africa aus, sende man drei Stunden abends auf Kurzwelle. Das Fazit der Diskussion zu Simbabwe: Mit innovativen und mutigen Ideen leisten Radiomacher schon heute einen Beitrag zur Meinungsbildung in Simbabwe – aber der Weg zu einer echten Partizipation am Rundfunk im Lande ist noch ein sehr langer, ein sehr weiter.

„Das Handy ist die größte Revolution im Radio seit der Erfindung des Transistors“, stellte wiederum Mary Myers zur mobilen Kommunikation fest. Die Menschen in ländlichen Gegenden hätten nun eine Stimme. Interaktivität sei kein Schlagwort mehr, sondern gelebte Realität. Besonders in Westafrika würden Bürger sich per Handy in Radioshows einwählen. Die Veränderung sei tastsächlich „enorm“, pflichtete Primedia-Boss Terry Volkwyn bei, die zu ihrem Portfolio Südafrikas beliebtesten Talksender 702 zählt. Dort würden bis zu 6000 SMS in der Stunde ankommen, „und uns helfen, ein Bild von der Meinungslage der Bevölkerung zu gewinnen.“. Zu diesem Themenkomplex wurden dann beim von Markus Brauckmann (KAS Medien Afrika) moderierten Panel zwei konkrete Projekte aus der Region vorgestellt. Melissa Ulbricht aus New York präsentierte den „Mobile Phone Toolkit“ ihrer Organisation Mobileactive. Mit diesem web-basierten Instrument wird Reportern in Ostafrika geholfen, ihre mit dem Handy erstellten Interviews oder Beiträge zur entsprechenden Radiostation zu übertragen, mit anderen zu teilen oder mit den Hören in einen Dialog zu treten. Khaya Thonjeni aus Grahamstown/Südafrika führte das Publikum in ein lokales Vorhaben rund um den Bürgerjournalismus ein. Hier verknüpfen sich vor Ort Journalisten zunehmend mit der Kleinstadt-Bevölkerung, um zusätzliche Geschichten zu generieren bzw. zusätzliche Stimmen zu bereits vorhandenen Geschichten zu gewinnen. Dies sei nur möglich durch die Nutzung des Mobiltelefons. Festzustellen bleibt: Das Mobiltelefon hat die Möglichkeiten der Meinungsbildung erweitert und Radio wirklich revolutioniert. In anderen Worten: Der König wird noch lange regieren – wenn auch ein Stück weit anders als gewohnt.

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Christoph Plate

Christoph Plate bild

Leiter des Medienprogramms Südosteuropa

christoph.plate@kas.de +359 2 942-4971 +359 2 94249-79
Radio Days Aerial Views Wits/KAS

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