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Veranstaltungsberichte

„Man müsste Europa mal für eine Woche abschalten!“

EU-Kommissar Günter H. Oettinger und Dominik „Dodokay“ Kuhn mit der KAS im Renitenztheater

Veranstaltungsbericht zu "Muss Europa schwäbischer werden?" mit EU-Kommissar Günter H. Oettinger und Dominik "Dodokay" Kuhn am 27. Oktober 2018 im Renitenztheater Stuttgart

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In gerade mal 48 Stunden war die Matinee „Muss Europa schwäbischer werden?“ mit EU-Haushaltskommissar Günter H. Oettinger und Dominik „Dodokay“ Kuhn ausgebucht. 250 Gäste folgten dem humorvoll ernsten Gespräch zwischen Politik und lokalkolorierter Kleinkunst im Renitenztheater Stuttgart.

Einstieg war ein auf die Konrad-Adenauer-Stiftung zugeschnittenes Kapitel des SV 49 im „Adler“, einem schwäbisch nachsynchronisierten Ausschnitt von Bundestagsdebatten. Im Anschluss und immer wieder durchsetzt von kleinen Einspielern Dodokays sprachen Oettinger und Kuhn über das spezifisch Schwäbische, über Fragen europäischer Identität, über Populismus und die Rolle sozialer (O-Ton Dominik Kuhn „asozialer“) Medien. Oettinger verwies auf den Druck, den viele durch Globalisierung und Digitalisierung spürten. Diesem gäben populistische Bewegungen ein Ventil. Kuhn verwies auf die Enthemmung in den Echokammern von Facebook und anderen Medien. Jeder, bis ins tiefste Papua-Neuguinea, habe heute Zugang zu Facebook und ähnlichen Medien. „Ich fordere schon seit langem Medienkompetenz als eigenes Schulfach!“, so Kuhn, der nicht nur Comedian sondern auch Regisseur und Medienexperte ist.

"Die schwäbische Hausfrau" ist Synonym für vernünftiges Haushalten und sinnvollen Ressourceneinsatz. Auf die Frage, ob die Forderung nach einer EU-Steuer für Plastikverpackungen nicht "schwäbische Subversion auf höchster Ebene" sei, antwortete Oettinger, dass eine solche Steuer ein hervorragendes Steuerungselement sei, um Fehlentwicklungen auf den Märkten zu korrigieren. Dabei äußerte er enste Zweifel an der Nachhaltigkeit unseres Lebensstils: "Dazu gehört auch, mit dem SUV von der Halbhöhe ins Renitenz zufahren", merkte er kritisch an.

Die Matinee gelang als stetiger Wandel zwischen Ernsthaftigkeit und freundschaftlichem, gegenseitigen „Hochnehmen“. Wie Oettinger, so die Frage Kuhns, denn seine Vorstellungsgespräche führe: „auf Englisch…?“

Auf die Frage, ob es denn ein modernes Sittenwächtertum in traditionellen Medien gebe, konstatierte Kuhn sein Unbehagen mit übertriebener „political correctness“. Oettinger gab einen Blick ins Innenleben der Kommission frei. Nach Beschlüssen würden kommunikative Leitlinien ausgegeben, um Missverständnisse und Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Der „Todesstern S.T.U.T.T.G.A.R.T. und das virale Marketing“ boten den Anlass, über das Marketing von Europa nachzudenken. „Man müsste Europa einfach mal für eine Woche abschalten“, empfahl Oettinger und verwies auf die Vielzahl von intensiven Grenzkontrollen, die er als Student mit seinem Simca erlebt habe. Ebenso ging er auf Verluste der Währungswechsel zwischen Deutschland, Österreich und Italien ein: Zuerst D-Mark in „Öschis“, dann „Öschis“ in Lire, auf dem Rückweg Lire in „Öschis“. „Und auf dem Rückweg nach Deutschland ‚Öschis“ in … Strohrum!“ Ein Patentrezept für einen Imagefilm für Europa konnte Dodokay nicht aus dem Ärmel zaubern. „Aber klar: Ich würde auch auf Emotionalisierung setzen!“, so der Regisseur.

Beim anschließenden Get-together griffen manche Gäste die Idee Image-Films gleich auf und diskutierten sie untereinander. Und ja, Politik könne mehr Humor gebrauchen. Da waren sich Oettinger und Dodokay einig.

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Dr. Stefan Hofmann

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Baden-Württemberg

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