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„Von klein auf wird uns gesagt, dass wir in bestimmten Bereichen nicht dazugehören“ - der #WomenInMediaUG Dialog

Diskussion zur Medienberichterstattung über Frauen in der Arbeitswelt

Angesichts des Themas des Weltfrauentags 2017 (Women in the Changing World of Work: Planet 50-50 by 2030) organisierte die #womeninmediaug Kampagne, eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit Mon Pi Mon und SheMattersUganda unterstützte Initiative, einen öffentlichen Dialog mit führenden ugandischen Journalistinnen, Aktivistinnen und Politikerinnen.

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Bereits am Nachmittag hatte die KAS in Einstimmung auf das Event eine FacebookLive Diskussion zum Thema „Warum Medien in der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit wichtig sind“ veranstaltet, im Rahmen derer die Fernsehmoderatorin Josephine Kurungi mit Media Consultant Rosebell Kagumire und Rebecca Rwakabokaya von Mon Pi Mon diskutierte. Vor einem Live-Publikum auf Facebook wurde unter anderem die Wichtigkeit von Debatten um Gendergerechtigkeit und die Inklusion von weiblichen Quellen bei Nachrichtenreportagen besprochen. Angesichts der Frage, welche Veränderungen sie gerne in der Medienlandschaft sehen würden, hob Rosebell die Notwendigkeit einer geschlechterbewussten Gesellschaft hervor, während Rebecca gründlichere Recherche einforderte.

Wenige Stunden später wurde der öffentliche Dialog im Garten des KAS-Büros auf wunderschöne Weise mit einem Acholi-Liebeslied von der Sängerin Akello eröffnet. Mathias Kamp, Leiter des KAS-Auslandsbüros Uganda hieß Gäste und Panelteilnehmerinnen willkommen und forderte von den Medien ein, als Positivbeispiel voranzugehen: „Die Medien sollten die progressivste Rolle einnehmen.“ Er zeigte sich erfreut über das rein weiblich besetzte Panel für die nachfolgende Diskussion, „um die vielen männlichen Panels überall auszugleichen.“ Rosebell Kagumire, Medienberaterin und Co-Initiatorin der

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-Kampagne, berichtete von ihrer Motivation zum Start der Kampagne: „Mir wurde klar, dass es so viele unbeantwortete Fragen gab.“ Sie berichtete davon, wie sie als junge Praktikantin in der Medienbranche sexuell belästigt wurde und dass sie und ihre Kolleginnen nicht der politischen Berichterstattung, sondern dem Feuilleton zugeteilt wurden. Abschließend mahnte sie an, auch abseits sozialer Netzwerke aktiv zu werden um einen Wandel voranzutreiben: „es ist egal, wie laut wir online sind, wenn wir dies nicht offline umsetzen können.“

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Im Anschluss an Rosebells Grußworte trug der KAS-Programmbeauftragte Donnas Ojok eine Spoken-Word-Performance vor. Diese war ein Tribut an seine Hausangestellte und thematisierte die schwierige Situation von Hausangestellten in Uganda, die als „unbeachtete Stütze“ zwar „wie Bullen auf der Farm arbeiten müssen, aber nicht das Fleisch der Bullen essen dürfen.“

Dr. Madina Guloba, Forschungsmitarbeiterin am Economic Policy Research Centre, legte mit ihrem nun folgenden Vortrag über den „Status von Frauen in der ugandischen Arbeitswelt“ die Grundlage für die inhaltliche Diskussion. Mithilfe von Statistiken stellte sie die Ungleichheiten in der ugandischen Arbeitswelt dar: Doppelt so viele Männer wie Frauen in Uganda besetzten Führungspositionen und es besteht ein durchschnittlicher Lohnunterschied von 100% zwischen den beiden Geschlechtern. „Wir sind die Untersten der Untersten in der Nahrungskette“, betonte sie und zeigte auf, dass angestellte Frauen unabhängig von ihrem Bildungsstandard weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Ferner thematisierte sie die Ursachen von Diskriminierung, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekt von arbeiten Frauen und die öffentliche Wahrnehmung von weiblichen Führungskräften, bevor sie abschließend auf die Sexualisierung von Frauen in den Medien einging.

An diesem Punkt setzte die Paneldiskussion an. Die Teilnehmerinnen des Panels waren die Oxfam Recherche- und Policykoordinatorin und ehemalige Guardian-Journalistin Patience Akumu, die Fernsehjournalistin Rukh Shana Namuyimba, die freischaffende Journalistin Halima Athumani, die Frauenrechtsaktivistin und Geschäftsführerin der Organisation Akina Mama wa Afrika Eunice Musiime und die Ökonomin Dr. Malina Gulobi. Moderiert wurde die Diskussion von Josephine Karungi vom Fernsehsender NTV.

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Die Moderatorin öffnete die Diskussion mit der Frage, ob die Teilnehmerinnen in einer frauenfreundlichen Arbeitsatmosphäre angestellt seien. Die Halima Athumani berichtete daraufhin, dass sie ihren Job gekündigt habe, da ihre Tochter zu sehr unter ihren unflexiblen Arbeitszeiten gelitten habe. In Anlehnung an eine von Dr. Guloba angesprochene Problematik, diskutieren die Panelteilnehmerinnen anschließend darüber, dass viele Frauen aufgrund der Möglichkeit einer Schwangerschaft nicht eingestellt würden. Rukh Shana Namuyimba zeigte auf, dass Frauen aufgrund dieser Vorurteile doppelt so hart arbeiten müssten, weil sie sich ständig beweisen müssen. Es folgte eine hitzige Diskussion darüber, ob Frauen eine solche Form der Diskriminierung angesichts der angespannten Lage auf dem ugandischen Arbeitsmarkt hinnehmen sollten oder ungeachtet dessen für Geschlechtergerechtigkeit am Arbeitsplatz einstehen sollten.

Josephien Kurungi brachte die Perspektive der Medien mit in die Diskussion, indem sie fragte, ob die Medien ausgestattet seien, um solche Diskriminierung angemessen darstellen zu können. Patience Akumu bezeichnete die ugandischen Medien als ebenso „genderblind“ wie die Gesellschaft und forderte, die Verlagshäuser müssten über Genderbewusstsein aufgeklärt werden. Halima Athumani berichtete im Gegenzug von Schwierigkeiten dabei, weibliche Quellen für Reportagen und Berichterstattung zu finden. Rukh Shana nahm auch die Journalistinnen und Journalisten selbst in die Verantwortung und forderte sie auf, selbst die Initiative zu ergreifen und nicht auf externe Förderung zu warten.

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Auf bestehende Barrieren für Frauen am Arbeitsplatz angesprochen, hob Eunice Musiime hervor, dass am ugandischen Arbeitsplatz keine Wettbewerbsgleichheit herrsche. Sie und die anderen Panelteilnehmerinnen identifizierten eine Reihe von Barrieren von Defiziten bei der Ausbildung junger Mädchen bis hin zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Letztere wurde im Folgenden als Diskussionsthema aufgegriffen und veranlasste Patience Akumu zur Feststellung, dass sexuelle Belästigung und Missbrauch von den ugandischen Medien nicht mit der nötigen Tiefe behandelt und häufig trivialisiert werde, worunter häufig die Perspektive von Frauen zu leiden habe.

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Als die Paneldiskussion sich dem Thema der Hausangestellten zuwandte, das zuvor durch die Spoken-Word-Performance angesprochen worden war, stellte Halima Athumani fest, dass viele ihre Hausangestellten nicht als Menschen ansehen würden. Die Panelteilnehmerinnen waren sich einig, dass mehr unternommen werden sollte, um die Rechte ugandischer Hausangestellter zu stärken. Gleichzeitig zeigte Patience Akumu aber auch auf, dass die Verantwortung für die angemessene Behandlung von Hausangestellten und die Stabilität des Haushalts nicht nur bei Frauen liege, sondern zwischen Mann und Frau geteilt werden solle. Mit dem Ende der Debatte über Hausangestellte eröffnete die Moderatorin die Diskussion für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum.

Die Beiträge des Publikums waren zahlreich und bezogen sich auf die verschiedenen angesprochenen Themen. So fragte etwa eine Besucherin: „Wenn wir auf dem Land schwangeren Frauen nicht die Arbeit auf dem Feld verwehren, warum verwehren wir dann schwangeren Frauen den Zugang zum Büro?“ und forderte mehr Toleranz von Arbeitgebern gegenüber Müttern und Schwangeren. Ein Gast beschwerte sich über das rein weiblich besetzte Panel und forderte, auch Männer in die Diskussion einzubeziehen. Er erhielt prompt eine Antwort von einem anderen Publikumsmitglied: „Bei einem Panel voller hochqualifizierter Frauen forderst du Männer ein – bitte frag doch beim nächsten rein männlichen Panel, wo denn die Frauen in der Diskussion wären.“ Eine junge Politikerin trug zur Debatte über die Darstellung von Frauen in den Medien bei, indem sie sich über die Sexualisierung von Politikerinnen beklagte, was zu einer Trivialisierung der Arbeit von Parlamentarierinnen und einem Fokus auf deren Aussehen führe. Eine Feministin im Publikum forderte mehr weibliche Solidarität und Mentorship für Frauen in der Arbeitswelt: „Von klein auf wird uns gesagt, dass wir in bestimmten Bereich nicht zu suchen haben. Einige Frauen sind nicht selbstbewusst genug und brauchen eine helfende Hand, die ihnen hilft, Selbstvertrauen aufzubauen.“ Eine andere Besucherin ermutigte die anwesenden Frauen, Männer in ihr Bestreben für mehr Aufmerksamkeit für weibliche Stimmen einzubeziehen und sich nicht gegenseitig schlecht zu behandeln.

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Mit einer finalen Runde von Schlussworten der Panelteilnehmerinnen endete die Diskussion und die Band übernahm die Unterhaltung der Gäste, welche bei Getränken und Snacks die Debatten fortsetzen konnten.

Das während der Veranstaltung gezeigte große öffentliche Interesse an der Thematik zeigte sich auch anhand der Diskussion online. Im Verlauf des Abends war der Hashtag

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das führende Trending Topic auf Twitter in Uganda. Die Debatte wurde online in den folgenden Tagen fortgesetzt, wobei insbesondere das Thema der rein weiblich oder rein männlich besetzten Panels im Fokus der Aufmerksamkeit stand. Insgesamt wurde somit durch den Dialog eine Vielzahl von Debatten, sowohl online als auch offline, angeregt, welche auch im Rahmen von ähnlichen Veranstaltungen fortgesetzt werden sollen.

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Eine englischsprachige Zusammenstellung der Social-Media-Aktivitäten rund um das Event finden Sie hier.

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